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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war, da musste jeden, der hierherkam, diese schiere Verschwendung von Platz schlichtweg überwältigt haben, sodass er sich klein und bedeutungslos vorkam. Gab es einen großartigeren Weg, seine Macht zu demonstrieren? Kaum.
    Thor runzelte die Stirn, verwirrt über seine eigenen Gedanken, die möglicherweise diesem Ort angemessen waren, aber ganz bestimmt nicht dem Moment.
    Aber … waren es überhaupt seine Gedanken? Da war plötzlich noch mehr. Das Kratzen und Schaben an seiner Seele war wieder da, und obwohl er noch niemals zuvor hier gewesen war, wusste er doch plötzlich, welcher Anblick sich ihm geboten hätte, wäre es nur ein wenig heller gewesen. Und als wäre das allein noch nicht unheimlich genug, hörte er Geräusche: Stimmen und Fetzen von Musik, Lachen und Rufe und den Klang zahlloser gepanzerter Stiefelsohlen auf hartem Stein; vielleicht auch etwas wie den fernen Klang eines Horns, das zu einer Schlacht rief, die niemals endete. Rings um ihn herum begannen die Wände uralte Geschichten zu flüstern, und es war, als zerrissen für einen Moment die Schleier der Zeit, sodass sich Gegenwart und unendlich lange zurückliegende Vergangenheit vermischten.
    Es war dieser Turm. Die uralte Magie war hier so stark wie an keinem anderen Ort, an dem er jemals gewesen war. Und es war das, was er getan hatte. Zum allerersten Mal hatte er sich bewusst des unwillkommenen Geschenks bedient, das ihm der betrügerische Gott gemacht hatte. Er hatte den Sturm herbeigerufen, und vielleicht hatte er damit an etwas gerührt, das besser auf ewig unangetastet geblieben wäre.
    Etwas klapperte – vielleicht nur der Hufschlag eines Pferdes,das sich dort unten bewegte, vielleicht etwas anderes –, aber was immer es war, es war ein wirkliches Geräusch, das ihm in die Gegenwart zurückhalf. Mit einer bewussten Anstrengung schüttelte er die Gespenster der Vergangenheit ab und eilte nun umso schneller zur Treppe zurück und nach unten.
    »Oh nein«, sagte er. »So leicht mache ich es dir nicht!« Natürlich bekam er keine Antwort, und ebenso natürlich hatte Urd nicht getan, was er ihr aufgetragen hatte, und war bei den Pferden geblieben. Er hatte auch nicht wirklich damit gerechnet, sondern gestand sich missmutig ein, dass sie vermutlich klüger gewesen war als er und nachgedacht hatte, statt einfach loszurennen.
    Aber wohin?
    Thor sah sich einen Moment unschlüssig um. Zur Linken lag die Tür mit dem Yggdrasil-Rahmen und dahinter der unheimliche Raum, indem er zum ersten Mal dem bösen Geist dieses Ortes begegnet war, und ganz unabhängig davon, dass ihm schon die bloße Vorstellung Unbehagen bereitete, noch einmal dorthin zu gehen, mutmaßte er, dass Urd ganz instinktiv dort mit ihrer Suche beginnen würde. Also war es nur vernünftig, sich in die andere Richtung zu wenden.
    Er war nicht überrascht, auch auf der anderen Seite der Wolfstreppe eine Tür mit einem prachtvoll geschmückten Rahmen vorzufinden; der allerdings nicht die Weltenesche darstellte, sondern eine unzählige Male in sich selbst gewundene Schlange, deren weit aufgerissenes Maul jeden Besucher zu verschlingen schien, der kühn – oder dumm – genug war, um hindurchzutreten. Trotz allem verwandte er einen kostbaren Moment darauf, die düstere Kunstfertigkeit dieser Arbeit zu bewundern, und als er weitergehen wollte, sah er einen nassen einzelnen Fußabdruck auf dem Boden. Urd oder einer der Krieger. Vielleicht sollte er auf seine innere Stimme hören und nach einer weiteren Tür suchen, von denen es in dieser gewaltigen Halle gewiss noch mehr gab.
    Stattdessen trat er in das weit geöffnete Maul der Midgardschlange hinein und streckte die linke Hand aus, um sich durch die erwartete Dunkelheit zu tasten.
    Es war nicht notwendig. Der nächste flackernde Blitz erhellte den Gang nicht nur von hinten, sondern wetterleuchtete auch vor ihm, wie ein glimmendes Nachbild in seinen Augen. Eine weitere Tür und ein Raum mit einem Fenster. Seine Logik sagte ihm, dass er dort nichts finden würde, was Urd oder dem Einherjer entgangen war, aber er ging trotzdem weiter, angelockt von einem lautlosen Flüstern tief in seiner Seele, das von einer Verlockung kündete, die er nicht verstand, der er aber trotzdem nicht widerstehen konnte. Elenia und Lif waren zwar noch in seinem Verstand, aber nicht mehr von Bedeutung. Etwas anderes rief ihn. Der wirkliche Grund, weshalb er hier war. Seine Bestimmung und der einzige Grund, aus dem es ihn überhaupt gab.
    Ein weiterer Blitz

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