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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mann kreischte, und Thor wartete, bis er seine Lungen komplett geleert hatte. Als er Luft holen wollte, presste er ihn mit der linken Hand gegen die Mauer und hielt ihn mit der anderen Mund und Nase zu.
    Der Mann bäumte sich auf versuchte seinen Griff zu sprengen und ihm das Knie in den Leib zu rammen, aber Thor war viel zu stark für ihn. Erbarmungslos hielt er ihn fest und ließ erst los, als die Bewegungen des Mannes zu erlahmen begannen und sich seine Augen mit Dunkelheit füllten.
    »Ich kann das sehr lange machen«, sagte er. »Du wirst es mir sagen.« Er ließ dem Mann gerade einen halben Atemzug, bevor er ihm wieder die Luft abschnürte und fortfuhr: »Und wenn nicht, breche ich dir das Kreuz und lasse dich hier liegen, während ich sie selbst suche.«
    Ein Teil von ihm war einfach nur entsetzt über das, was er tat. Einen Mann im Kampf zu töten war schlimm genug, aber Folter war etwas ganz anderes. Er hatte sie stets verabscheut und noch sehr viel mehr die, die sie ausübten. Aber dieses Entsetzenwar sonderbar substanzlos, ein Gefühl, das er registrierte, mehr nicht. Was interessierte ihn das Leben eines Sterblichen? Ihre Zeit auf dieser Welt war ohnehin so kurz, dass sie kaum dem Lidschlag eines Gottes nahe kam, und es spielte keine Rolle, wann und wie sie endete.
    Er nahm die Hand wieder herunter. Der Bursche rang würgend und mit einem grässlichen blubbernden Geräusch nach Luft, und Thor half ihm mit einem kräftigen Schlag ins Gesicht, die Ohnmacht endgültig abzuschütteln.
    »Wo?«, frage er.
    Der Mann überraschte ihn. Er zitterte vor Angst und Schmerz am ganzen Leib, trotzdem schüttelte er nur mühsam den Kopf und versuchte sogar, ihn anzuspucken. Nicht einmal mehr dazu reichte seine Kraft, aber Thor spürte trotzdem einen Funken widerwilliger Anerkennung. Der Mann wusste, was ihm bevorstand, und er hatte entsetzliche Angst davor, aber er würde nicht reden.
    Thor schlug den Kopf des Mannes gegen die Wand und ließ den schlaffen Körper zu Boden gleiten. Dann sah er sich zum ersten Mal richtig um. Es gab ein schmales Fenster und zwei Türen. Thor entschied sich spontan für die linke, trat hindurch und fand sich auf einer weiteren Treppe, die wieder nach unten führte. Wer immer dieses Gebäude erbaut hatte, schien eine Vorliebe für Stufen gehabt zu haben.
    Unter ihm brannte kein Licht, also machte er kehrt und ging zu der anderen Tür. Um sie zu erreichen, musste er über den bewusstlosen Krieger hinwegtreten und korrigierte seine Einschätzung beiläufig: Sein Kopf lag in einer rasch größer werdenden Blutlache. Der Mann war tot. Offensichtlich kannte er seine eigenen Kräfte immer noch nicht richtig – oder sie hatten zugenommen. Wieder spürte er dieselbe Art von stillem Entsetzen wie gerade, und dieses Mal gestattete er dem Gefühl nicht, sofort wieder in einem Meer aus brodelndem Zorn zu verschwinden, sondern dachte ganz ruhig darüber nach. Vielleicht war es ja eine Warnung, die er sich selbst zu geben versuchte. Etwas geschah mit ihm. Diese drei waren nicht die Ersten, die er getötethatte, und würden gewiss nicht die Letzten bleiben. Aber es war keineswegs die Gnadenlosigkeit seines Tuns, die ihn so tief erschreckte, denn sie gehörte zum blutigen Handwerk eines Kriegers. Er hätte es sogar noch verstanden, hätte ein Teil von ihm das Töten genossen, aber da war … nichts.
    Es war dieser Ort, begriff er. Die Menschen in Oesengard hatten recht, wenn sie ihn für verflucht hielten und für einen Platz böser Geister. Er weckte etwas im ihm, was nicht sein sollte, und tötete etwas anderes, was er auf keinen Fall verlieren durfte. Er hätte niemals hierherkommen sollen. Er würde die Zwillinge suchen und von hier weggehen und niemals –
    Thor trat durch die Tür, und alles war anders.
    Der vierte Mann, den er draußen vermisst hatte, saß halb an die Wand gelehnt da, schnarchte mit offenem Mund, anscheinend so betrunken, dass er nicht einmal den Lärm und die Schreie von nebenan gehört hatte. Er war wach, aber seine Augen starten einfach durch ihn hindurch, und Thor konnte nicht sagen, ob die gelbbraune Pfütze, in der er saß, wirklich nur aus verschüttetem Met aus dem umgestürzten Krug neben ihm bestand. Von Lif war nichts zu sehen, aber Elenia lag auf einem Gewirr schmutziger Decken, nackt und in ihrem eigenen Blut und mit schrecklich verdrehten Gliedmaßen.
    Einen endlosen Atemzug lang stand er einfach nur da und starrte sie an und wollte einfach nicht begreifen, was er

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