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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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näher.
    Er hatte den Sturm gerufen, und er kam.
    Sein Blick begegnete dem Urds. Sorge und Zorn waren aus ihren Augen verschwunden, und sie sah ihn nur sehr ernst an und nickte dann.
    Thor sprengte los.
    Am Ende wurde es zu einem regelrechten Wettrennen. Die Pferde waren müde, gaben aber trotzdem ihr Bestes, als spürten sie instinktiv, was auf dem Spiel stand. Aber Sturm und Gewitter schienen mit jedem Atemzug an Stärke zuzunehmen und holten rasch auf. Auf den letzten gut hundert Schritten waren sie nahezu blind, und die zyklopische Turmruine wurde einfach zu einem Teil der allumfassenden Finsternis, die sich über die Welt senkte. Vielleicht war es nicht einmal er selbst, der den Weg durch das offen stehende Tor fand, sondern sein Pferd, das die Nähe der schützenden Höhle witterte. Unter den beschlagenen Hufen des Schecken war mit einem Mal kein aufspritzender Matsch und splitterndes Eis mehr, sondern uralter Stein, und anstelle des Sturmes, der in ihren Ohren brüllte, hörten sie jetzt die verzerrten Echos der Hufschläge, die von den unsichtbaren Wänden ringsum zurückgeworfen wurden.
    Thor ritt noch ein paar Schritte weiter, bevor er den Schecken anhalten ließ und von seinem Rücken glitt. Das Tier schnaubte erschöpft, begann vor Schwäche mit den Vorderhufen zu scharren und versuchte die Nüstern an seinem Gesicht zu reiben. Als Thor der Berührung instinktiv auswich, schnaubte Schnapper enttäuscht und zwickte ihn kräftig in den Oberarm. Mit einiger Verzögerung sprengten auch Urd und die beiden Einherjer herein. Ihre Mäntel trieften vor Nässe, und Urds Pferd war so erschöpft, dass es strauchelte, als sie abstieg. Ein dumpfer Donnerschlag rollte durch das offene Tor herein, und das flackernde Licht des nachfolgenden Blitzes ließ ihn die wahre Größe der steinernen Halle erahnen, ohne auch nur die geringsten Details zu enthüllen. Immerhin erkannte er, dass sie allein waren.
    »Am besten, wir teilen uns auf«, begann Urd übergangslos. »Dieser Rattenbau ist viel zu groß, um ihn gemeinsam zu durchsuchen. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Das mochte sein, aber Thor schüttelte nur entschieden den Kopf. »Du bleibst hier und passt auf die Pferde auf.«
    »Ich –«
    »Und warnst uns, wenn Bjorn und die anderen auftauchen«, fuhr Thor fort und wandte sich an die beiden Krieger. »Du gehst nach links, du nach rechts. Wenn ihr die Männer findet, tötet sie. Und bringt die Kinder zu Urd.«
    Er gab auch ihnen keine Gelegenheit zu einer Erwiderung, sondern fuhr bereits herum und stürmte auf die Treppe zu, die von den beiden steinernen Wölfen flankiert wurde. Unterwegs streifte er den Mantel ab, der so nass und schwer geworden war, dass er ihn nur behinderte, schnallte den Waffengurt ab und ließ das Schwert ebenfalls fallen. Wie von selbst schloss sich seine Hand um den Griff des Hammers.
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte er die Treppe hinauf und fand sich auf einer verfallenen Galerie wieder, von der zahlreiche Türen abgingen. Hinter keiner davon brannte Licht, aber ein gutes Stück vor ihm gab es Helligkeit: das schmale, schwarze Rechteck eines Fensters, das im flackernden Weiß der Blitze aufleuchtete.
    Thor hielt inne. Blindlings drauflos zu stürmen würde allenfalls dazu führen, sich in diesem Labyrinth aus verlassenen Gängen und leer stehenden Sälen zu verirren. Diese Ruine war groß genug, dass sich eine ganze Armee darin verlieren konnte. Statt planlos herumzuirren, sollte er vielleicht einfach einen Augenblick nachdenken. Dieses Bauwerk war ebenso riesig wie unheimlich, und die Männer waren bei Nacht gekommen. Wenn sie sich nicht wirklich gut hier auskannten, würden sie kaum das Risiko eingehen, sich in diesem Labyrinth zu verirren. Zweifellos hatten sie sich eine Unterkunft nicht weit vom Eingang entfernt gesucht.
    Gleichermaßen verärgert über sein eigenes Ungestüm wie zugleich sicher, die Gesuchten relativ schnell zu finden, kehrte er auf die Galerie zurück, blieb aber vor der steinernen Brüstung noch einmal stehen, bevor er die Treppe hinunterging.
    Es war nahezu vollkommen dunkel. Immer wieder drang dasflackernde Licht der Blitze durch die Tür und die schmalen Fenster herein, aber der beständige Wechsel von absoluter Dunkelheit und umso grellerem Licht machte es eher schwerer, irgendetwas zu erkennen.
    Trotzdem sah er, wie groß die Halle war; sie allein war schon deutlich größer als so manche Festung, die er gesehen hatte. Als diese Festung noch bewohnt gewesen

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