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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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jetzt noch entkommen.
    Aber Thor rührte sich nicht, sondern stand nur wie zu Stein erstarrt da und sah den Männern entgegen.
    Die Reiter legten noch einmal an Tempo zu, als sie die vier Gestalten vor dem Tor sahen; vielleicht glaubten sie ja, sie würden im letzten Moment doch noch einen Fluchtversuch unternehmen. Dann aber wurden sie langsamer; und als sie auf zwanzig Schritte herangekommen waren, hob Bjorn die Hand, und bis auf Sverig und zwei weitere Männer hielt der gesamte Trupp an. Thor hörte ein eisernes Scharren hinter sich, als die Schwerter der Einherjer aus den Scheiden glitten, dann noch ein drittes, leiseres, als auch Urd ihre Waffe zog.
    Weder Bjorn noch seine Begleiter reagierten darauf. Selbst Sverig verzichtete darauf, die Axt von der Schulter zu nehmen. Drei Meter vor ihm hielten sie vollends an, und Bjorn sah erschüttert auf das leblose Mädchen hinab, das er in den Armen trug.
    »Was ist geschehen?«, fragte Bjorn schließlich.
    Statt zu antworten, trat Thor noch einen weiteren Schritt auf ihn und seine Begleiter zu, legte das tote Mädchen behutsam auf den Boden und zog in derselben Bewegung die Decke zurück, in der er sich wieder aufrichtete. Bjorn wurde kreidebleich, und die beiden Männer in seiner Begleitung fuhren sichtbar zusammen. Selbst Sverig sog erschrocken die Luft zwischen den Zähnen ein.
    »Bei den Göttern und den heiligen Nornen, Thor, wer hat das getan?«, flüsterte Bjorn.
    Thor starrte ihn an. Das Mitleid in Bjorns Augen war echt, und er sah auch eine tiefe Trauer und ganz allmählich erwachenden Zorn. Auch er hatte Elenia sehr gern gehabt.
    »Deine Freunde aus Oesengard, Jarl«, sagte er kalt.
    »Thor, das … das tut mir unendlich leid«, sagte Bjorn. Einen Moment lang war es ihm nicht möglich, den Blick von Elenias misshandeltem Körper loszureißen. »Aber ich verspreche dir, dass die, die dafür verantwortlich sind –«
    Ein ganz besonders lauter Donnerschlag verschluckte den Rest seiner Worte, und noch bevor er ganz verklungen war, explodierte ein Blitz auf der Turmspitze über ihnen und schlug einen Schauer greller Funken und rot glühender Steinsplitter aus den Zinnen.
    »Es waren deine Verbündeten, Bjorn«, sagte Thor. Er sprach nicht laut. Er hatte nicht einmal die Stimme gehoben, sondern flüsterte beinahe, aber auf irgendeine Art erreichten seine Worte dennoch jeden einzelnen von Bjorns Männern. »Es waren die braven Bürger aus dieser harmlosen Stadt am Meer, die ihr das angetan haben. Die Menschen, für die du in den Krieg ziehen willst, Bjorn. Es waren die harmlosen Fischer und Handwerker, zu deren Schutz du ein Heer aufgestellt hast und für die du bereit bist, einen Krieg zu führen, der die Welt in Brand setzen könnte.«
    Wie um seine Worte zu unterstreichen, krachte ein weiterer und diesmal noch lauterer Donnerschlag, und der dazugehörige Blitz hämmerte diesmal weniger als eine Pfeilschussweite hinter den letzten Kriegern in den Boden und ließ einen zischenden Geysir aus Dampf und geschmolzenem Erdreich aufsteigen. Die Männer begannen unruhig zu werden, und eines der Tiere brach mit einem schrillen Wiehern aus und ging durch, nachdem es seinen Reiter kurzerhand abgeworfen hatte.
    »Es waren die friedliebenden Menschen, die zu beschützen du versprochen hast, Bjorn«, fuhr Thor fort. »All diese tapferen, braven Menschen, die nichts anderes wollen, als in Frieden zu leben. Deren Freiheit du verteidigen willst! Ist das deine Vorstellung von Frieden, Bjorn?«
    Bjorn schüttelte traurig den Kopf. »Ich kann dich verstehen, Thor«, sagte er.
    »Ach ja, kannst du das?« Urd trat mit einem Schritt neben ihn und hob das Schwert.
    »Ja, das kann ich«, erwiderte Bjorn ernst. »Ich habe es euch nie erzählt, aber auch ich habe einmal ein Kind verloren. Es ist lange her, aber ich spüre den Schmerz noch immer, als wäre es gestern gewesen. Ich weiß, was du jetzt fühlst.«
    »Du hast auch ein Kind verloren?«, wiederholte Urd. »Wurde es dir auch genommen. So?«
    Sie deutete auf Elenias verheerten Körper, und Bjorns Gesicht nahm einen bekümmerten Ausdruck an. »Nein«, gestand er. Aber –«
    Ein weiterer Donnerschlag schnitt ihm das Wort ab, und diesmal explodierte der Blitz in noch geringerer Entfernung im Boden. Zwei oder drei Pferde bäumten sich auf und konnten von ihren Reitern nur noch mit Mühe gebändigt werden, und die Unruhe unter den Kriegern nahm spürbar zu. Sverig nahm seine Axt von der Schulter. In seinem Gericht arbeitete

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