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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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blinzelte in die Runde und wandte sich dann mit fragendem Blick direkt an Urd. »Wo sind Elenia und Euer Sohn?«
    Urd schwieg. Ihre Lippen wurden zu einem schmalen blutleeren Strich, und die Dunkelheit kehrte für einen Moment in ihre Augen zurück.
    »Oh«, murmelte Helga betroffen. »Das … das tut mir …«
    »Ihre Mörder wurden bestraft«, sagte Thor kalt.
    »Und die, die in Wahrheit dafür verantwortlich sind, werden ihrer Strafe gleichfalls nicht entrinnen. Jetzt bringt uns zu diesem Schiff.«
    »Sie haben ihr Leben für unseren Glauben gegeben«, fügte Urd hinzu. Sie lächelte, ganz sacht und traurig, aber sie sah Thor dabei auf eine Art an, die aus diesen scheinbar versöhnlichen Worten das genaue Gegenteil machten. Elenia und Lif hätten nicht sterben müssen, hättest du dich eher entschieden, sagte dieser Blick. Und er sagte es zu Recht. Vielleicht war es nicht einmal das, was sie in diesem Moment damit ausdrücken wollte, aber es war die Wahrheit.
    Einer der beiden Einherjer ritt voraus, als sie ihren Weg fortsetzten, der andere folgte ihnen in wenigen Schritten Abstand. Helga und ihre namenlose Begleiterin nutzten die erste Gelegenheit, um sich abzusetzen und zu verschwinden, und auch ansonsten wurde ihnen ganz und gar nicht die Art von Empfang zuteil, die einem Triumphzug geglichen hätte. Die Straßen waren nahezu leer. Mehr als einmal hörten sie das rasche Zuschlagen einer Tür oder das Klappen eines Fensterladens, und die wenigen, denen es nicht mehr gelang, in ihre Häuser zu flüchten, warteten mit gesenktem Blick oder gar auf den Knien ab, bis sie vorbei waren. Aber was hatte er eigentlich erwartet? Wehende Fahnen und ein Spalier aus glücklichen Menschen, die ihn willkommen hießen? Wohl kaum. Mancher hier mochte ihn wirklich für einen Gott halten, aber das bedeutete nicht, dass sie ihn auch liebten. Er hatte dieser Stadt den Krieg gebracht, den Tod und die Angst.
    Der lodernde Feuerschein über den Dächern wies ihnen den Weg, und die Zahl der Menschen auf den Straßen – fast ausschließlich Männer – nahm allmählich zu, je näher sie kamen. Thor gewahrte auch mehrere Männer mit frischen Verbänden und mindestens ein ausgebranntes Haus, dessen Trümmer noch schwelten. Bjorn und seine Krieger waren offensichtlich nicht kampflos abgezogen.
    Dann sah er die ersten der Krieger, von denen Helga gesprochen hatte. Es waren Einherjer, ähnlich denen, die sie begleiteten, und doch anders. Sie wirkten nicht ganz so groß, und ihre Bewegungen waren nicht von der leichten Selbstverständlichkeit, wie sie die beiden Männer an seiner Seite auszeichnete; fast als bereite es ihnen Mühe, sich in den ungewohnten Rüstungen zu bewegen.
    Ein Gruppe von ihnen marschierte dicht genug vorbei, um aus seinem Verdacht Gewissheit zu machen. Hinter den goldenen Masken waren ihre Gesichter nicht zu erkennen, aber es war dennoch klar, dass sich unter dem polierten Metall gewöhnliche Menschen verbargen, keine nahezu unbesiegbaren Halbgötter wie die, gegen die er auf Endres Hof und in den Bergen gekämpft hatte.
    Urd nickte knapp, als er ihr eine entsprechende Frage stellte. »Es sind Männer aus den Städten, die sich unserer Sache angeschlossen haben«, bestätigte sie. »Es sind tapfere Männer. Aber keine Brüder.«
    Brüder? Thor blickte fragend, und sie reagierte diesmal nur mit einer Kopfbewegung auf die beiden Reiter hinter sich.
    Komm mit uns, Bruder. Nur diese eine Wahl.
    Hinter diesem Gedanken lauerten noch andere, ältere und düstere Erinnerungen, die er nicht wahrhaben wollte. Er schrak davor zurück und konnte die Bilder noch einmal abschütteln, die aus einer Vergangenheit zu ihm emporsteigen wollten, die nicht seine eigene war. Aber wie oft noch?
    Sie erreichten den Hafen, und Thor vergaß den Schrecken aus der Vergangenheit und stellte sich der Gegenwart, die schlimm genug war.
    Der Hafen brannte. Nicht die Uferbefestigungen oder die Gebäude und Lagerhäuser, die sich am Wasser reihten, sondern der Hafen selbst. Gelbe und rote Flammen tobten über das Wasser, irgendeine brennbare Flüssigkeit, die von den Rümpfen zweier lichterloh prasselnder Schiffe tropfte. Flüchtig registrierte er, dass die Stadt trotz allem noch Glück gehabt hatte, denn der Wind hatte sich gedreht und trug die brennenden Lachen hinaus aufs Meer. Auf den zweiten Blick erkannte er auch die beiden brennenden Wracks: Es waren die zwei Schiffe, gegen die sie mit der Windsbraut gekämpft hatten. Auf Bjorns Geheiß hin

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