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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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beiden Armen wedelnd mit ihm zu kommen. Da war etwas an ihm, das ihn auf einer tieferen Ebene erschreckte. Etwas an seinen Bewegungen …
    »Komm mit, Thor«, sagte er. »Ich möchte dir etwas zeigen!«
    Thor folgte ihm. Sie gingen ein Stück am Wasser entlang, und Loki blieb erst stehen, als sie einen Punkt erreicht hatten, der ihnen einen freien Blick nahezu über das gesamte Hafenbecken gewährte. Flammen und Rauch tobten noch immer mit ungebrochener Kraft, aber sie verbargen das fremde Schiff jetzt nur noch zu einem kleinen Teil, und was er nun davon erkennen konnte, das war …
    Nein, ihm fehlten die Worte, um es mit einem einzelnen Begriff oder auch nur einem Gedanken beschreiben zu können. Das Schiff war groß – nicht so riesig, wie es im ersten Moment den Anschein gehabt hatte, aber von einer fremdartigen Massigkeit, die es größer erscheinen ließ, als es in Wirklichkeit war – und von einer unheimlich fremdartigen Bauweise. Rumpf, Heck und selbst der geschwungene Drachenkopf am Bug erinnerten an die Drakkars, wie sie die Menschen hier benutzten, aber zugleich war es auch vollkommen anders. Alles an diesem Schiff, jede Linie, jede einzelne Planke und jedes Ruder, wirkte zornig und sprungbereit, als wäre dieses Schiff etwas auf düstere Art Lebendiges; als wäre ein Ungeheuer aus den finstersten Mythen der Menschen zum Leben erwacht und bereite sich nun darauf vor, mit einem Satz über die Wirklichkeit herzufallen, nichts als Tod und Verheerung im Kielwasser. Es war Thor unmöglich, auch nur seine Farbe zu benennen, und das war vielleicht das Unheimlichste überhaupt. Mal spiegelte sich der Feuerschein rot auf seinem Rumpf, dann wieder silbern oder weiß oder auch in einem leuchtenden Perlmutt.
    »Beeindruckend, nicht?«, fragte Loki.
    Thor nickte. »Dein Schiff?«
    »Das unseres Vaters«, erwiderte Loki. Er lächelte. »Und in einem gewissen Sinne damit auch meines … und das deine, ja … und du erinnerst dich wirklich an gar nichts?«
    Sollte er? Obwohl ihn der Anblick des monströsen Schiffesmit einem sonderbaren Unbehagen erfüllte, zwang sich Thor, das Schiff noch einmal genauer in Augenschein zu nehmen, und da … war etwas. Tobende Gischt, die sich an der Bordwand brach und wie mit unsichtbaren Fäusten an den Rudern zerrte. Salzwasser, das wie Säure in seinen Augen brannte und so kalt war, dass jeder Spritzer wie ein Messer in seine Haut stach, da wo sie ungeschützt war. Die Schreie der Männer, die sich verzweifelt irgendwo festzuklammern versuchten, und das triumphierende Brüllen der Wellen, wenn es ihnen gelang, ein weiteres Opfer über Bord zu reißen und zu verschlingen, und dann ein blendender Schmerz, der alles auslöschte. Dann war es vorbei.
    »Du erinnerst dich«, sagte Loki. Es war keine Frage.
    »Nein«, antwortete Thor. »Ja.« Er hob fast verlegen die Schultern. »Aber es …«
    »… ergibt keinen Sinn«, führte Loki den Satz an seiner Stelle zu Ende. »Das verstehe ich.«
    »Sind … alle eure Schiffe so wie dieses?«, fragte Thor zögernd.
    »Wie das Naglfar?« Die Frage schien Loki zu amüsieren. »Nein. Wäre es so, dann müssten wir dieses Gespräch jetzt nicht führen, denn dann hätten wir alle unsere Feinde schon längst hinweggefegt. Es gibt nur dieses eine – und du erinnerst dich wirklich an nichts?«
    »Nicht an viel«, gestand Thor.
    Loki lächelte. »Nun, dann wird es Zeit, dass du auch den Rest der Geschichte erfährst, meinst du nicht?«
    Sie saßen in Fargas’ ehemaliger Stube im Haus des Jarls, dem größten und massivsten Gebäude von ganz Oesengard und einem der wenigen, die noch zum allergrößten Teil aus der Stadt stammten, die sich früher einmal an dieser Stelle erhoben hatte.
    Thor kannte es. Er hatte etliche Tage in diesen uralten Mauern zugebracht, denn im hinteren Teil des Gebäudes befanden sich auch die Zellen, in denen Urd und er gefangen gehalten worden waren. Dieser Teil hier war anders.
    Die Ähnlichkeit mit der finsteren Architektur des schwarzenTurmes im Norden war freilich unübersehbar. Alles hier wirkte vertraut und zugleich … nicht ganz richtig. Auch hier zierten uralte und fast verblichene Bilder die Wände, auch wenn die meisten mit Wandteppichen verhängt waren.
    »Du wirst tausend Fragen haben«, sagte Loki, während er sich in seinem Stuhl zur Seite beugte und ein frisches Scheit in das Kaminfeuer warf. »Ich fürchte, die Zeit wird nicht ausreichen, um sie dir alle zu beantworten. Aber vielleicht die

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