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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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andere Krieger nach Schnappers Zaumzeug griff. »Er ist ein wenig –«
    Weiter musste er nicht sprechen, denn der Schecke demonstrierte dem Einherjer, was er gemeint hatte.
    »Und behandle ihn gut«, fügte er hinzu, wobei er alle Mühe hatte, ein schadenfrohes Grinsen zu unterdrücken. »Er hat mir treue Dienste geleistet und sich einen warmen Stall und eine Extraportion Hafer verdient.«
    »Ganz wie Ihr befehlt, Herr«, murmelte der Krieger. Er ging, und Urd bedachte Thor mit einem langen, stirnrunzelnden Blick.
    »Und jetzt kommt, mein Gebieter. Wenn Ihr mir folgen würdet …?«
    Thor tat, was sie von ihm verlangte, aber es blieb ein sonderbar schaler Geschmack zurück. Der kleine Dialog hätte witzig sein sollen, aber er war es nicht, sondern hatte eine Saite in ihm zum Klingen gebracht, die ihn mit Unbehagen erfüllte.
    Der goldene Riese unterbrach sein Gespräch mit den anderen und wandte sich zu Urd und ihm um, und ein sonderbarer Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Neugier, eine vage Erwartung, vielleicht gemischt mit einer Spur von Misstrauen … aber auch noch etwas anderes, das er unmöglich in Worte fassen konnte. Darüber hinaus war es ein sehr markantes und starkes Gesicht, wie man es bei einem Mann von seiner Größe und Statur erwarten konnte.
    Und es kam ihm vage bekannt vor. Natürlich war er sicher, es noch nie zuvor gesehen zu haben – weder in diesem noch in jenem anderen Leben, das er vergessen hatte –, aber da war dennoch etwas ungemein Vertrautes. Vielleicht in seinen Augen, die groß und sehr hell waren, was in seinem sonnengebräunten Gesicht zu einem irritierenden Kontrast führte. Diese Augen waren …
    Urd blieb stehen, deutete eine knappe Verbeugung in Richtung des blonden Riesen an und deutete dann auf ihn. »Das ist Thor«, sagte sie. »Seid willkommen, Herr. Endlich seid Ihr da!«
    »Thor.« Der Riese wandte sich in einer zu gleichen Teilen schwerfällig wie fast tänzerisch leicht anmutenden Bewegung ganz zu ihm um und deutete ein Nicken an. Dann lächelte er. »Ja, ich weiß.« Er streckte die Hand aus. »Willkommen, Bruder. Ich bin Loki.«
    Thor ergriff die ausgestreckte Hand des Riesen und lauschte in sich hinein, ob der Klang dieses Namens irgendein Echo in ihm auslöste. Vielleicht. Da … war etwas, aber er war nicht sicher, was es bedeutete.
    »Wir haben lange auf dich gewartet, Bruder«, sagte er. »Und noch länger nach dir gesucht.«
    Bruder? Thor kramte weiter in seinem Gedächtnis, sah in dasstarke Gesicht seines Gegenübers und dann noch einmal in seine Augen … und dann wusste er es.
    Es waren seine Augen. Sie hatten dasselbe gesehen wie er, und das war es, was sie verband.
    »Bruder?«, wiederholte er laut.
    »In einem … gewissen Sinne«, antwortete Loki gedehnt. Sah er enttäuscht aus? Sein Blick ließ den Thors jedenfalls für einen Moment los und richtete sich auf Urd. »Du hast es ihm noch nicht gesagt?«
    »Das wollte ich Euch überlassen, Herr«, antwortete Urd mit gesenktem Blick. »Es tut mir leid, wenn ich –«
    »Nein, das ist schon in Ordnung«, unterbrach sie Loki. »Es war richtig so. Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich es tue.«
    »Wenn du was tust?«, fragte Thor misstrauisch.
    »Gedulde dich, Thor«, erwiderte Loki. Seine Hand ließ die Thors los, aber sie tat es irgendwie zögernd. Wenn schon nicht sein Blick, so schien doch diese Bewegung Enttäuschung auszudrücken. »Nicht mehr lange, das verspreche ich.« Er trat einen halben Schritt zurück, legte den Kopf auf die Seite und sah Thor aus Augen an, in denen jetzt nur noch sehr wenig Freundlichkeit zu lesen war, dafür aber eine gnadenlose Härte. Es war ein Blick, unter dem er sich sofort unwohl zu fühlen begann und sich klein und bedeutungslos vorkam. War dies der Blick eines Gottes, dachte er bestürzt. War es das, was andere empfanden, wenn sie in sein Gesicht sahen?
    »Du erinnerst dich an gar nichts?«, fragte Loki.
    »Vielleicht könnte ich diese Frage beantworten, wenn ich wüsste, woran ich mich erinnern soll?«, antwortete Thor.
    Loki sah ihn einen ganz kurzen Moment lang verstört an, aber dann lachte er, so lange und laut, dass sich etliche Gesichter in ihre Richtung wandten.
    »Ja, spätestens daran hätte ich dich erkannt«, sagte er. »Du bist noch immer so schlagfertig wie früher. Und da sagt man mir nach, ich wäre scharfzüngig.«
    Das verstand Thor noch sehr viel weniger als alles andere, aber Loki drehte sich bereits herum und bedeutete ihm heftigmit

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