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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tag, wenn nicht länger.«
    Thor hatte nicht einmal gemerkt, dass Loki sich ihm genähert hatte. Trotz seiner Größe vermochte er sich nahezu lautlos zu bewegen, was den blonden Hünen noch unheimlicher machte. »Ich hatte gehofft, dass die Ebbe sie aufs Meer hinauszieht, aber dazu liegen sie anscheinend schon zu tief im Wasser.« Lokis Blick tastete über den Hafen und blieb schließlich an der Windsbraut hängen, die neben dem riesigen Drachenschiff noch viel winziger und erbärmlicher aussah als sonst.
    »Das wäre vielleicht eine Aufgabe für deinen guten Freund Barend … die Wracks aufs Meer hinauszuschleppen, meine ich. Wir brauchen den Platz, wenn die Flotte eintrifft.«
    Was Loki vorschlug, dachte Thor, grenzte an Selbstmord. Schon das kleinere der beiden Wracks war deutlich größer als die Windsbraut, und bei Ebbe würde das brennende Öl auf jedes Schiff zugetrieben werden, das die Wracks abzuschleppen versuchte. Irgendetwas sagte ihm, dass Barend es trotzdem schaffen konnte – aber er, Thor, würde ganz gewiss nicht zulassen, dass der Kapitän schon wieder sein Leben für ihn aufs Spiel setzte.
    Loki schien einzusehen, dass er keine Antwort bekommen würde, und wirkte zwar ein bisschen enttäuscht, wechselte aber trotzdem das Thema. »Danke dass du gekommen bist. Ich weiß, wie müde du sein musst, und hätte dich gerne noch ein wenig schlafen lassen, aber wir laufen in einer halben Stunde aus, und wir haben noch eine Menge zu besprechen.«
    Thor sagte auch dazu nichts. Loki hatte recht – er war müde –, aber er war Gundri dankbar, dass sie ihn geweckt und damit aus seinen wirren Träumen gerissen hatte. Er erinnerte sich nicht wirklich daran, aber immerhin wusste er, dass es nur ein ganz normaler Albtraum gewesen war, kein weiterer Teil seiner Vergangenheit, der sich zurückmeldete, um ihn mit der Erinnerung an Dinge zu quälen, die er vielleicht erlebt hatte, vielleicht auch nicht.
    Loki wirkte nun tatsächlich ein bisschen verärgert. »Hast dunur schlecht geträumt oder dir vorgenommen, heute den großen Schweiger zu spielen?«, fragte er.
    Thor legte den Kopf auf die Seite und deutete ein Schulterzucken an. Loki blinzelte – und brach dann in so lautes und schallendes Gelächter aus, dass sich etliche Männer zu ihnen herumdrehten und stirnrunzelnd in ihre Richtung sahen. Der freundliche Schlag, mit dem er Thor dabei auf die Schulter klopfte, hätte einem Mann von normaler Statur wahrscheinlich die Knochen gebrochen.
    »Jetzt hast du es tatsächlich geschafft, dass ich schon wieder auf dich hereinfalle«, gluckste er. »Ich hatte gehofft, dass du diesen Teil endgültig vergessen hast, aber dem scheint wohl nicht so zu sein. Komm mit, ich zeige dir das Naglfar.«
    Auch diesmal antwortete Thor nur mit einem Schulterzucken, und Loki lachte noch lauter, auch wenn es sich jetzt eindeutig gekünstelt anhörte. Aber er sagte nichts mehr, sondern ging mit schnellen Schritten los, und Thor folgte ihm über eine der wippenden Planken an Bord des Schiffes.
    Was er schon einmal beobachtet zu haben glaubte, wurde nun zur Gewissheit: Das Naglfar war groß, aber nicht annähend so monströs, wie es von Weitem den Anschein hatte. Es war seine sonderbare Bauweise, die es umso vieles größer und bedrohlicher erscheinen ließ, als es war; eine seltsame Mischung zwischen Altbekanntem und Vertrautem und vollkommener Fremdartigkeit, die schon mit dem Material begann, aus dem es gebaut war. In der vergangenen Nacht hatte er geglaubt, es läge am roten Widerschein der beiden brennenden Schiffe, doch jetzt sah er, dass es nur ein Teil der Wahrheit war. Tatsächlich war er im ersten Moment nicht einmal sicher, ob es überhaupt aus Holz erbaut war oder vielleicht einem anderen Material, das wie mattes Perlmutt schimmerte und unter seinen Schritten eher wie Stein klang. Wohin er auch sah, schien es keine wirklich glatte Fläche zu geben, als wäre alles hier vom Kiel bis zur Mastspitze aus Tausenden und noch einmal Tausenden winziger Teile zusammengesetzt. Schließlich trat er an einen der beiden wuchtigen Maste und fuhr mit den Fingespitzen darüber, ohne hinterher mehr zu wissen.
    »Manche behaupten, dieses Schiff käme direkt aus der Hel, wo es aus den Finger- und Zehennägeln der Toten gewachsen ist«, sagte Loki. Seine Überraschung war ihm nicht entgangen, aber auch seine Worte enthielten eine verborgene Frage, und in seinem Blick war etwas Forschendes.
    »Aber das ist natürlich nur eine Legende«,

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