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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Flotte zu alarmieren?«, fragte Thor.
    »Ich wünschte, es wäre so einfach«, seufzte Loki: »Sie sind Raben, keine Möwen. Die Strecke ist viel zu weit. Außerdem würde niemand an Bord der Flotte sie verstehen, fürchte ich.« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Nur die Erleuchteten verstehen ihre Sprache. Du könntest es auch, wenn du es nur wolltest.« Er zögerte. »Ich könnte es dir zeigen.«
    »Bei Gelegenheit«, antwortete Thor. »Wenn du zurück bist, und ich dann noch lebe.«
    »Du zweifelst daran?«, erwiderte Loki. »Du? Thor, der Gott des Donners, hast Angst vor einem Kampf? Das kann ich nicht glauben.«
    »Ich habe nichts von Angst gesagt.«
    »Nein«, gestand Loki. »Und keine Sorge, es wäre nicht die erste Schlacht gegen einen überlegenen Gegner, die du gewinnst. Das habe ich immer an dir bewundert, weißt du: Je stärker dein Feind ist, desto stärker wirst auch du. Es gibt nicht wenige, die halten dich für unbesiegbar.«
    »Vielleicht bin ich ja ganz besonders erleuchtet«, antwortete Thor.
    »Ja, vielleicht«, sagte Loki ungerührt. »Trotzdem lasse ich dir meine dreißig besten Einherjer hier, und auch die Männer dieserStadt werden an deiner Seite kämpfen.« Loki lachte; ein böser, kehliger Laut. »Und sei es nur, weil ihnen gar keine andere Wahl bleibt.«
    »Keine andere Wahl?«
    »Sie haben sich entschieden, im gleichen Moment, in dem sie hiergeblieben sind. Bjorn kann es sich nicht leisten, sie am Leben zu lassen.«
    Thor war nicht überrascht, aber er spürte einen dumpfen Groll in sich aufsteigen, als er hörte, wie teilnahmslos Loki über all diese Menschen sprach, deren Leben enden würde, noch bevor die Sonne das nächste Mal aufging; ganz gleich, wie diese Schlacht endete und welche Seite den Sieg davontrug. Loki hatte recht: Er hatte unzählige Schlachten geschlagen, und von seiner Hand waren hundertmal mehr Männer gefallen als von der jedes anderen, Loki eingeschlossen. Aber er hatte es niemals genossen. Er hatte jedes einzelne Leben bedauert, das er ausgelöscht hatte, und sei es nur, weil Töten eine so schreckliche Verschwendung war. Aber in Lokis Stimme war … nichts. Ebenso gut hätte er über Figuren auf einem Spielbrett reden können, über die er nach Belieben verfügte und deren Leben weniger wert war als der Stein, aus dem man sie gehauen hatte.
    Dann sah er in Lokis Augen und begriff, dass dies für ihn genauso galt.
    »Ich werde die Stadt halten, bis du zurück bist«, sagte er.
    »Daran habe ich nie gezweifelt«, antwortete Loki. »Du bist Thor.«
    »Aber es gibt zwei Gründe, aus denen du nach mir geschickt hast«, erinnerte ihn Thor.
    Loki nickte. »Ja. Es mag dir sonderbar erscheinen, wenn dich gerade der Herr der Lügen und der Doppelzüngigkeit genau das fragt, aber ich muss es tun: Kann ich dir trauen?«
    Fast zu seiner eigenen Verblüffung zögerte Thor, zu antworten. Vielleicht weil er es nicht konnte? Er war nicht sicher.
    »Du hast lange unter diesen Menschen gelebt«, fuhr Loki fort. »Viele von ihnen sind deine Freunde geworden. Wahrscheinlich hast du den Menschen hier dein Leben zu verdanken.«
    »Ja«, antwortete Thor. »Und sie haben Elenia und Lif getötet.«
    Er wollte es nicht. Er versuchte sich mit aller Macht dagegen zu wehren, aber es gelang ihm nicht: Er sah wieder Elenia vor sich, ihren geschändeten, zerstörten Körper und den Ausdruck von Fassungslosigkeit in ihren Augen. Sie hatte begriffen, was mit ihr geschah – natürlich hatte sie das –, aber vermutlich hatte sie bis zu ihrem allerletzten Atemzug nicht verstanden, warum.
    »Der Kampf um dieses Land wird sich hier entscheiden, Thor«, sagte Loki. »Hier und jetzt. Aber es werden nicht die Schwerter sein, die ihn entscheiden, oder die Anzahl der Krieger. Was hier geschieht, das wird darüber entscheiden, ob sich dieses ganze Land gegen uns erhebt oder ob sie demütig das Haupt vor uns neigen und die wahren Götter willkommen heißen. Es geht um Midgard, Thor.«
    »Midgard?« Thor schüttelte den Kopf. »Midgard ist nichts als –«
    »Ich weiß, was es ist«, unterbrach ihn Loki. »Ein jämmerliches Tal, kaum groß genug, um dreihundert Bauern zu ernähren. Jeder weiß es, nicht nur dein Freund Bjorn und seine Verbündeten. Jeder weiß das, Thor. Midgard ist nichts als eine Idee – und gerade das ist es, was es so gefährlich macht. Versprich einem Mann Gold und Macht, und er wird kämpfen, bis er genug hat, und dann gehen. Gib ihm eine Idee, für die er kämpfen kann, und er

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