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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, ob sie wusste, was wirklich geschehen war. Er schwieg.
    »Warum haben sie das getan?«, fuhr das Mädchen fort. »Sie haben niemandem etwas getan! Wieso hat man sie umgebracht?«
    Ob sie ahnte, was zwischen Elenia und ihm gewesen war? »Manchmal … geschehen Dinge einfach«, antwortete er zögernd.
    »Dinge geschehen?«, wiederholte Gundri. Plötzlich musste sie mit den Tränen kämpfen. »Sie waren noch Kinder, Herr!«
    »Ich glaube nicht, dass die Männer es so wollten«, hörte sich Thor beinahe zu seiner eigenen Überraschung sagen. »Manchmal … geschehen solche Dinge einfach, ohne dass irgendjemand es will.«
    Das war Gundri kein Trost, das sah er ihr an. »Wollt Ihr diese Mörder auch noch verteidigen, Herr?«, fragte sie.
    Verteidigen? Gewiss nicht. Thor hätte nicht einmal sagen können, welchen Gedanken er erschreckender fand: dass Menschen Freude an solch einer Monstrosität hatten oder dass es ganz normale Menschen waren, die plötzlich Dinge taten, die sie im Grunde verabscheuten. »Nein«, sagte er einfach. Gundri wollte – heftig – widersprechen, und er fügte rasch hinzu: »Loki hat nach mir gefragt, sagst du?«
    Gundri biss sich auf die Unterlippe, und er sah, wie es in ihrem Gesicht arbeitete. Doch sie nickte nur und senkte dann so demütig das Haupt, dass sich sein schlechtes Gewissen meldete. »Ja. Sein Bote wartet unten auf Euch, Herr. Wenn Ihr mir folgen wollt.«
    Thor bedeutete ihr mit einer Geste, draußen zu warten, und zog sich rasch an. Gundri hatte sich wieder gefangen, als er ihr folgte, und ihr Lächeln wirkte sogar beinahe echt … wenn man nicht zu genau hinsah.
    »Wie geht es Lifthrasil?«, fragte er, während er neben ihr die schmale Treppe hinabging.
    »Sie schläft jetzt, Herr«, antwortete sie. »Endlich.«
    »Schläft sie so schlecht?«
    »Weniger, als sie sollte«, seufzte Gundri, machte aber auch sofort eine besänftigende Geste. »Sie ist ein sehr lebhaftes kleines Mädchen … aber es ist alles in Ordnung mit ihr, Herr. Macht Euch keine Sorgen.«
    »Warum sollte ich, wo ich doch weiß, in was für guten Händen sie ist«, antwortete Thor. »Vielleicht sollte ich mir eher Sorgen um dich machen. Du siehst müde aus. Übertreib es nicht. Wer soll sich um das Wohl meiner Tochter kümmern, wenn du zusammenbrichst?«
    »Das ist nichts«, versicherte Gundri hastig. »Im Gegenteil. Ich bin dankbar für jeden Moment, den ich in ihrer Nähe sein darf.«
    Er hatte das Gefühl, dass sie ihm damit mehr sagen wollte, als die Worte ausdrückten, kam aber nicht dazu, die Frage zu stellen, die sie offensichtlich von ihm erwartete. Eine Gestalt stand am Fuße der Treppe und wartete auf sie; ein schlanker Mann in einem schweren Mantel, dessen pelzbesetzter Kragen sein Gesicht zum Großteil verbarg.
    »Herr!«
    Der Mann machte Anstalten, vor ihm auf die Knie zu fallen, was Thor aber mit einer raschen Geste verhinderte. »Herr! Ich bin froh, Euch zu sehen und zu erfahren, dass es Euch gut geht!«
    Thor bedeutete ihm mit einer noch unwilligeren Handbewegung, auch den unterwürfigen Ton aus seiner Stimme zu nehmen. »Ich bin froh, dich unverletzt wiederzusehen«, sagte er betont, als er das Gesicht des Mannes erkannte: Es war der junge Bursche, der ihn befreit und zu Urd gebracht hatte. »Du bist doch unversehrt, oder?«
    Ein einziger Blick reichte im Grunde als Antwort: Der Mann sah mindestens so müde aus wie Gundri, aber noch sehr viel ausgezehrter. Seine Haut hatte einen ungesunden Glanz, wie schmutziges Wachs. Irgendwie gelang es ihm zu lächeln, aber seine Lippen waren leicht verkniffen und verrieten Thor, dass er Schmerzen litt.
    »Das ist nichts, Herr!«, versicherte er trotzdem. »Ein paar Kratzer. Mehr nicht.«
    Thor zog fragend die linke Augenbraue hoch, streckte dann die Hand aus und schlug seinen Mantel auseinander. Der linke Arm des Mannes hing in einer improvisierten Schlinge, und wo seine Hand sein sollte, erblickte er nur einen schmuddeligen Verband.
    »Das nennst du einen Kratzer?«
    »Es ist wirklich nichts, und –«, begann der andere.
    Thor unterbrach ihn mit einer neuen und jetzt eindeutig verärgerten Geste. »Du verwechselst anscheinend Mut mit Dummheit, mein Freund. Und wie willst du mir dienen, wenn du Wundbrand bekommst oder vor Fieber und Schwäche tot umfällst? Geh zu jemandem, der sich darauf versteht, und lass deine Wunde versorgen!«
    »Aber Loki –«, begann der Bursche.
    Thors Stimme wurde noch einmal

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