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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Moment dennoch abzuwehren, war es doch erst wenige Tage her, dass sie seine Tochter zur Welt gebracht hatte, doch sie blieb hartnäckig, und auf diesem Schlachtfeld waren die Waffen einer Frau selbst denen eines Gottes überlegen.
    Sie liebten sich, lange und so zärtlich und behutsam wie niemals zuvor, und hinterher lagen sie noch länger in vertrautem Schweigen nebeneinander. Urds Atemzüge gingen so regelmäßig und flach, dass er vermutete, sie wäre eingeschlafen, und sie hatte sich so fest an ihn geklammert, dass er nicht nur kaum noch Luft bekam, sondern auch fürchtete, sie aufzuwecken, wenn er auch nur einen Finger rührte.
    Dann sagte sie: »Es war nicht nur wegen der Schlacht.«
    »Du schläfst also nicht«, stellte Thor fest. Was meinte sie?
    Behutsam zog er den Arm unter ihrem Nacken hervor und setzte sich auf, und Urd glitt ein kleines Stück von ihm weg und tat dann dasselbe. Die dünne Decke glitt mit einem seidigen Geräusch von ihren Schultern, und in dem schwachen Licht, das durch die geölte Tierhaut des Fensters hereindrang, konnte er ihre Umrisse wie mit harten Kohlestrichen gezogen erkennen. Er war sehr vorsichtig gewesen, aber ihm war klar, dass er ihr dennoch wehgetan haben musste und dass sie es ganz gewiss nicht genossen hatte, ganz gleich, was sie ihm auch vorspielte.
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen oder wäre plötzlich schamhaft geworden, zog Urd die Beine unter den Leib und wickelte sich wieder in die Decke, bevor sie weitersprach. »Bei den Kriegern dieses Volkes ist es Sitte, dass ihre Frauen am Vorabend der Schlacht noch einmal zu ihnen kommen, um sie zu lieben.«
    »Weil es ja sein könnte, dass sie sie nicht wiedersehen«, bestätigte er. »Rechnest du damit?«
    »Natürlich nicht!«, antwortete sie erschrocken. »Und es war auch nicht der Grund.« Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, spürte aber, dass sie seinem Blick auswich. »Ich wollte es.«
    »Ich weiß«, antwortete er. »Ich auch. Aber ich dachte, es wäre noch zu früh.« Er fragte sich, ob sie es wegen Elenia getan hatte. Der Gedanke schmerzte, aber er hätte es verstanden.
    »Manches ist bei den Frauen unseres Volkes ein wenig anders als hier«, antwortete sie – was vollkommener Unsinn war. Aber er verstand, warum sie das sagte.
    »Unser Volk«, wiederholte er leise. »Deines und meines.«
    Es dauerte lange, bis sie antwortete, und er konnte abermals spüren, dass sie ihn nun doch ansah. »Seit wann weißt du es?«, fragte sie schließlich.
    Die ehrlichste Antwort wäre wahrscheinlich gewesen: vom allerersten Moment an. Da war etwas Vertrautes an ihr gewesen, etwas in ihren Augen, ihrer Art, sich zu bewegen, jeder noch so kleinen Geste. Er hatte es nicht bemerkt, und doch war es genau das gewesen, was es ihm vom ersten Moment lang einfach unmöglich gemacht hatte, sich ihrem Zauber zu entziehen.
    »Ich habe Loki gefragt, warum er nicht die Raben schickt, um die Flotte zu rufen«, sagte er stattdessen. »Und er hat geantwortet, dass nur die Erleuchteten die Sprache der Götter verstehen.«
    »Loki«, seufzte Urd. »Das war schon immer einer seiner größten Fehler. Manchmal ist seine Zunge schneller als sein Verstand.«
    »Warum hast du es mir nicht gesagt?«, fragte er. Seine Stimme war frei von jedem Vorwurf, aber es dauerte trotzdem lange, bis sie antwortete, und obwohl sie sich nicht rührte, hatte er trotzdem den Eindruck, dass sie innerlich noch ein Stück weiter von ihm wegrückte.
    »Du wusstest nicht, wer du warst, Thor«, sagte sie. »Und ich nicht –«
    »Ob du mir vertrauen kannst?«
    »Du warst verschwunden, Thor«, erwiderte sie. »Wir haben nach dir gesucht, viele Jahre lang. Die meisten hielten dich für tot, und als ich dich fand, da hattest du alles vergessen. Deine Heimat, dein Volk und sogar deinen Namen. Was hätte ich dir sagen sollen? Dass du ein Gott bist, geschickt, um dieses Land zu zerstören?«
    »Bin ich das denn?«
    »Ein Gott?«
    »Hergekommen, um dieses Land zu zerstören, meine ich.«
    »In seiner jetzigen Form? Ja.« Urd bewegte sich raschelnd, aber er konnte nicht erkennen, was sie tat, und sie kam auch nicht näher. »Diese Menschen hier wissen gar nicht, welches Geschenk ihnen die Götter gemacht haben. Wir sind mit der Bitte um Hilfe zu ihnen gekommen, und sie haben mit dem Schwert darauf geantwortet. Sie haben dieses Land nicht verdient.«
    Thor sagte nichts dazu. All diese Dinge waren längst entschieden, und er wusste trotz allem noch viel zu wenig, um sich eine Meinung

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