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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und Barend zu zügeln, war er es plötzlich, der sich mit fast schon brutaler Kraft einen Weg zur Kaimauer bahnte und schon nach wenigen Augenblicken bei der Windsbraut ankam.
    Das Schiff platzte vor Menschen schier aus den Nähten, wobei nur an den Rudern Männer saßen; ansonsten waren ausschließlich Frauen und Kinder an Bord der Knorr gelassen worden. Es waren viel zu viele. Die Windsbraut lag so tief im Wasser, dass man es mit der Angst zu tun bekommen konnte, sie wie einen Stein untergehen zu sehen, wenn auch nur ein einziges weiteres Kind seinen Fuß an Deck setzte. Und trotzdem drängten sich immer noch zahllose Menschen am Kai und versuchten an Bord zu gelangen.
    Nach kurzem Suchen entdeckte er Urd, die hoch aufgerichtet im Bug des Schiffes stand. Sie hielt Lifthrasil in den Armen und wurde von zwei breitschultrigen Gestalten in goldenen Rüstungen und schwarzen Mänteln flankiert. Thor winkte ihr zu, überzeugte sich davon, dass sie ihn gesehen hatte, und wandte sich dann an Barend. »Legt ab!«, befahl er. »Bring sie in Sicherheit, aber fahr auf keinen Fall aufs offene Meer hinaus. Eine einzige richtige Welle, und diese Nussschale bricht auseinander.«
    »Beleidige nie die Frau eines Freundes oder das Schiff eines Kapitäns«, grollte Barend, »ganz egal, wie hässlich und alt beide auch sein mögen.« Aber er stakste gehorsam an Bord und winkte mit der unverletzten Hand. Das überladene Schiff setzte sich mit einem seufzenden Knarren in Bewegung und glitt ein kleines Stück von der Kaimauer weg, und ringsum wurde ein Chor entsetzter Rufe und Schreie laut. Zwei oder drei beherzte Flüchtlinge versuchten im letzten Moment noch an Bord zuspringen. Alle bis auf einen stürzten ins Wasser, und dieser eine Glückliche berührte noch nicht einmal ganz die morschen Planken des Schiffes, bevor ihn zwei von Barends Männern auch schon wieder über Bord warfen.
    »Fahrt außer Pfeilschussweite!«, rief er Barend zu. »Mehr ist nicht nötig! Es ist gleich vorbei!«
    »Ich werde es versuchen, Herr!«, gab Barend zurück. »Falls diese Nussschale es noch so weit schafft!«
    Er warf Barend sogar noch ein flüchtiges Grinsen zu, aber es erlosch, noch bevor er sich ganz herumdrehen konnte, um auf den Chor erschrockener Rufe und Schreie hinter sich zu reagieren.
    Reiter strömten auf den Platz heraus, Dutzende, noch einmal Dutzende und schließlich Hunderte, die sich rasch und mit schon fast gespenstisch anmutender Disziplin zu einem mehrere Reihen tiefen Halbkreis aus gehobenen Schilden und angelegten Speeren formierten. Thor hatte sie weder vorhin gezählt, noch tat er es jetzt, aber er war sicher, dass es mehr geworden waren. Bjorn war ein besserer Heerführer, als er bisher angenommen hatte, dachte Thor, denn er hatte ihm wohl ganz bewusst nur die Hälfte seiner Truppen gezeigt. Die Falle, auf die er so stolz gewesen war, war tatsächlich zugeschnappt … nur dass er jetzt selbst darin saß.
    Aber immerhin waren sein Kind und seine Frau in Sicherheit. Er brauchte nicht hinter sich zu blicken, um zu wissen, dass die Windsbraut – zwar quälend langsam, aber auch sicher und nicht mehr aufzuhalten – ins Wasser des Hafenbeckens hinausglitt.
    Immer noch strömten Krieger auf den Platz, bis ihre Anzahl die der zusammengetriebenen Verteidiger nahezu überstieg, selbst wenn er jedes Kind, jede Frau und jeden Greis mitzählte. Ihm selbst waren weniger als zwanzig Männer geblieben, die Hälfte davon verletzt, und ein Dutzend Einherjer.
    Seltsamerweise verzichteten die Reiter darauf, es zu Ende zu bringen, obwohl ihre Überzahl so gewaltig war, dass es nicht einmal zu einem wirklichen Kampf kommen würde. Sie würden ihn und sein jämmerliches Häufchen einfach über den Haufen reiten und alle anderen ins Wasser treiben, wo sie ertranken. Worauf warteten sie?
    »Da sind Bjorn und Sverig.«
    In der Tat tauchten Bjorn und sein Heerführer als Letzte auf dem Platz auf und galoppierten nebeneinander an die Spitze ihres Heeres.
    Thor wandte den Blick zur Seite, als ihm bewusst wurde, wer da zu ihm gesprochen hatte.
    »Was tust du hier?«, fragte er zornig. »Du solltest bei Urd und meiner Tochter sein.«
    »Ich war nicht schnell genug«, antwortete Gundri. »Die Herrin wird sich um Eure Tochter kümmern. Und wenn ich schon sterbe, dann will ich mich wenigstens verteidigen.«
    Sie schlug ihren Mantel zurück, und Thor sah das Schwert, das sie darunter trug; kaum mehr als ein großes Messer, das selbst in ihren schmalen Händen

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