Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Hand zurückkehrte, das aber nur, um sofort wieder loszuspringen und einen Reiter mit solcher Gewalt zu treffen, dass er mitsamt seinem Pferd gegen eine Wand geworfen und daran zerschmettert wurde.
    Weitere Reiter tauchten rechts und links von ihm auf, fünf, sieben, vielleicht mehr. Ein halbes Dutzend Pfeile zischten in seine Richtung, verfehlten ihn oder prallten von seinem Schild und seiner Rüstung ab, und noch mehr Reiter erschienen vor ihm, um sich zu einem selbstmörderischen Angriff zu vereinigen.
    Thor schleuderte seinen Schild weg, ergriff Mjöllnir mit beiden Händen und ließ dem Zorn des gewaltigen Streithammers endlich freien Lauf.
    Es dauerte nur Augenblicke, doch als es vorüber war, lag die Hälfte der Angreifer tot oder sterbend am Boden, und der Restfloh in heller Panik; nicht aus Furcht vor seinem Hammer und dem Tod, den er brachte, sondern vor seiner schieren Wut.
    Erschöpft ließ Thor den Hammer sinken, schloss für einen Moment die Augen, und als er die Lider wieder hob, sah er in ein Dutzend schreckensbleicher Gesichter. Und er las in ihren Augen dieselbe Furcht, die er auf den Gesichtern der flüchtenden Krieger gesehen hatte. Sie hatten nicht nur einen Feind gesehen, sondern einen tobenden Gott, eine Fleisch gewordene Naturgewalt, die nur geschaffen worden war, um zu zerstören.
    Er wartete darauf, irgendetwas zu empfinden, Zufriedenheit, Erschöpfung, Hass oder Erschrecken. Aber da war nichts.
    Er sah auf all die Toten hinab, Freund und Feind, die einzeln oder auch wie in einer letzten versöhnlichen Umarmung vereint dalagen, und ihr Anblick bedeutete ihm … nichts.
    Er war hierhergeschickt worden, um zu zerstören, nicht mehr länger nur Thor, der Gott des Donners, sondern Thor, der Zerstörer von Welten, und diese Aufgabe würde er erfüllen.
    »Geht!«, sagte er. »Der Kampf ist verloren! Rettet euer Leben, wenn ihr es noch könnt.« Niemand rührte sich, und die nächsten Worte schrie er: »Flieht! Bringt euch in Sicherheit!«
    Er wartete nicht einmal lange genug, um sich davon zu überzeugen, ob diese Narren seine Warnung beherzigten und ihr jämmerliches Leben zu retten versuchten oder nicht, sondern hob Mjöllnir und stürmte los. Es gab viel zu töten.
    Auf dem Weg zurück zum Haus des Jarls hinterließ er eine Spur von Vernichtung und Blut. Zwei oder dreimal wurde er angegriffen, von Männern, die zu spät erkannten, wem sie gegenüberstanden oder vielleicht zu sehr im Blutrausch waren, um noch einen Unterschied machen zu können, und ebenso oft griff er in eines von zahllosen Handgemengen ein, die überall in der Stadt entbrannt waren. Nichts entkam dem Zorn seines Hammers, weder Mensch noch Tier, und doch wurde ihm mit jedem Moment schmerzlicher klarer, dass die Schlacht um Oesengard verloren war. Die meisten Verteidiger, denen er begegnete, waren auf der Flucht, und wo sie doch Wiederstand leisteten, wurdensie erbarmungslos niedergemacht. Er fand zwei weitere tote Einherjer, halb begraben unter einem Berg von Leichen, und überall lagen Tote und Verwundete.
    Nichts von alledem berührte ihn. Wo sein Herz sein sollte, war nur noch eine Faust aus scharfkantigem Eis. Mjöllnir hielt weiter blutige Ernte, doch selbst das Töten war nun zu etwas Mechanischem geworden, das er tat, weil es getan werden musste, und das weder Zufriedenheit noch Abscheu in ihm auslöste; der Tod eines Feindes war nur noch eine Tatsache, mehr nicht.
    Auf halbem Wege kann ihm Sarven entgegen. Der Narr hatte tatsächlich ein Schwert in der Hand – Thor entging nicht, dass die Klinge sauber war und glänzte, als käme sie geradewegs aus der Schmiede, und auch nicht, dass er Mühe hatte, mit dem Gewicht der Waffe zurechtzukommen – und wirkte noch erschöpfter und kränker als vorhin. Er torkelte mehr, als er lief, und war so außer Atem, dass er mehrmals ansetzen musste, um überhaupt zu sprechen.
    »Herr!«, stammelte er. »Die … die Hohepriesterin! Sie … sie lässt Euch ausrichten … die Schiffe … sie sind –«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn Thor. »Lauf zurück! Sie soll am Hafen auf mich warten! Gundri auch – und sag es auch allen anderen!«
    Sarven wollte etwas sagen, brachte nun aber endgültig keinen Laut mehr heraus, sondern begann nach Luft zu japsen wie ein Fisch auf dem Trockenen und grub die Schwertspitze in den Boden, um sich schwer auf den Griff der Waffe zu stützen.
    »Lauf!«, befahl Thor. »Schick jeden zum Hafen, den du siehst! Wir versuchen sie aufzuhalten, so lange

Weitere Kostenlose Bücher