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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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es geht!«
    Sarven sah ihn aus so erschrocken aufgerissenen Augen an, als hätte er ihm soeben das Ende der Welt verkündet, wandte sich dann aber ohne ein weiteres Wort um und humpelte davon, so schnell er konnte, und auch Thor ergriff Mjöllnir wieder fester und versuchte die plötzliche Woge von Schwäche zu ignorieren, die über ihn hinwegfegte. Solange er auf die magischen Kräfte zurückzugriff, deren Schlüssel die Runen in MjöllnirsKopf waren, war er unbesiegbar, aber sobald er darauf verzichtete, spürte er, dass er trotz allem nur ein sterblicher Mann war. Er blutete aus einem Dutzend oder mehr Wunden, von denen keine schwer oder gar lebensbedrohend war, die ihn in ihrer Gesamtheit aber mit jedem einzelnen Herzschlag weiter schwächten.
    Ein einzelner Reiter mit Speer und Schild tauchte am Ende der Straße auf. Thor hob den Hammer und ließ ihn wieder sinken, als eine hoch gewachsene Gestalt wie aus dem Nichts vor dem Krieger auftauchte und ihn mitsamt seinem Pferd niederwarf.
    Erschöpft und im Stillen zutiefst dankbar für die winzige Verschnaufpause ließ Thor den Hammer wieder sinken und winkte den Einherjer mit der freien Hand heran. Der Krieger gehorchte, aber auch er bewegte sich mühsam und deutlich langsamer, als er es erwartete. Sein linker Arm hing nutzlos herab, das Gold seiner Rüstung war zu einem zerschlagenen fleckigen Rot geworden. Als er in respektvollem Abstand vor ihm stehen blieb, schwankte er leicht, und Thor konnte hören, wie schwer sein Atem unter der vergoldeten Maske ging.
    »Herr?«
    »Ruf die anderen zusammen«, befahl Thor und erschrak leicht, als er hörte, wie seine eigene Stimme klang; gehetzt und kaum weniger atemlos als die Sarvens gerade. »Wir ziehen uns zum Hafen zurück und verteidigen uns dort, bis die Flotte eintrifft.«
    Der Krieger antwortete nicht, sondern deutete nur ein Nicken an und entfernte sich, so schnell er konnte, doch Thor konnte seinen Schrecken spüren. Rückzug gehörte nicht zum Wortschatz dieser Männer. Sie waren die Krieger der Götter, die angriffen und siegten oder starben.
    Thor verscheuchte den Gedanken, wandte sich um und setzte seinen Weg mit weit ausgreifenden Schritten fort, wie um sich selbst trotzig zu beweisen, dass seine Kräfte noch nicht nachgelassen hatten.
    Er lief nicht auf direktem Weg zum Hafen, sondern folgte dem Schlachtenlärm und traf bald nicht nur auf weitere Feinde,sondern auch auf drei weitere Einherjer, von denen er zwei wegschickte, um nach ihren Brüdern zu suchen und sie zum Hafen zu schicken. Auch diese beiden Männer gehorchten sofort und ohne das mindeste Zögern, aber er spürte auch ihre Verwirrung. Loki hatte sie hierhergeschickt, um zu siegen, nicht um sich zurückzuziehen.
    Ihre Zahl wuchs, während sie sich langsam in Richtung des Hafens zurückzogen, und fast ohne dass es zuerst wirklich auffiel, nahmen sowohl die Kämpfe als auch der tosende Schlachtenlärm im gleichen Maße ab, in dem sie sich ihrem Ziel näherten. Oesengard hallte noch immer von den Schreien der Sterbenden und Waffengeklirr wider, aber der Charakter dieses düsteren Chores änderte sich. Ohne es sehen zu müssen, wusste Thor, dass der Wiederstand der Oesengarder nun endgültig zusammengebrochen war; was sie hörten, waren nur noch die Geräusche eines verzweifelten Rückzugsgefechts, die Schreie der Sterbenden und ihr vergebliches Flehen um Gnade. Und diese Laute kamen näher, langsam und aus allen Richtungen, wie das Lärmen, Töpfeschlagen und Lamentieren höllischer Treiber, die ihre Beute langsam, aber auch unaufhaltsam in eine bestimmte Richtung zwangen, wo sich die Schlinge endgültig zuziehen würde.
    Und ganz genau das bedeutete es auch, wie Thor schmerzlich klar war. Vermutlich war genau das von Anfang an Bjorns Plan gewesen: ihre Verteidigung zu brechen und sie dann im Hafen zusammenzutreiben, wo sie mit dem Rücken zum Wasser standen und ihrer Übermacht hilflos ausgeliefert waren.
    Gerade an diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen, sah er Sverig. Sein selbsternannter Erzfeind sprengte an der Spitze einer Gruppe aus mindestens einem Dutzend Reitern heran, und er erkannte im gleichen Moment ihn.
    Thor begriff nur einen Sekundenbruchteil später, dass Sverig zumindest eines war: ein gelehriger Schüler. Seine Begleiter brachen ihren vermeintlichen Angriff ab, als sich die Männer vor ihnen herumdrehten und flohen, doch Sverig machte eine blitzschnelle, weit ausholende Geste, und ein bronzefarbener Blitzfegte auf ihn zu.

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