Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
noch sehr viel weniger seetüchtig, als er ohnehin gefürchtet hatte, oder Barend zögerte aus irgendeinem Grund, seinem Befehl zu gehorchen.
    Thor an seiner Stelle hätte es vermutlich auch getan.
    Als die Windsbraut losgefahren war, hatte diese Stadt am Rande des Untergangs gestanden. Zwei Heere hatten sich Auge in Auge gegenüber gestanden. Oesengard hatte gebrannt, und die finale Schlacht war scheinbar unausweichlich gewesen. Aber die Schlacht hatte nicht stattgefunden. Das Heer hatte sich aufgelöst. Das Feuer griff nicht weiter um sich, sondern wurde gelöscht, und Thor und Gundri standen allein an der Hafenmauer, nur flankiert von den beiden schweigenden Einherjern. Wer sich außer ihm überhaupt noch hier am Hafen aufhielt, der kümmerte sich um die Verwundeten oder half dabei, die schlimmsten Spuren der Katastrophe zu beseitigen, die Oesengard heimgesucht hatte. Auch wenn es nur am Hafen nicht zu einem wirklichen Kampf gekommen war – nahezu tausend gepanzerte Reiter hinterließen Spuren, die vielleicht noch nach Jahren zusehen sein würden. Was also sollte Barend von diesem Anblick halten?
    Thor hoffte, dass Barends Vermutungen der Wahrheit nicht allzu nahe kam, aber sicher war er nicht. Die Windsbraut wurde eher noch langsamer und näherte sich dem Ufer jetzt kaum noch im Schritttempo.
    »Mir wäre wohler, wenn du nicht dabei wärst«, sagte Thor leise, an Gundri gewandt.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Jemand muss sich um Lifthrasil kümmern«, sagte sie. »Eure Frau wird erschöpft sein, von der langen Zeit an Bord, und …« Sie zögerte kurz und fuhr dann und in verändertem Ton und fast flüsternd fort, als hätte sie Angst, auf dem näher kommenden Schiff gehört zu werden. »Ich bringe sie an einen sicheren Ort, keine Angst.«
    Selbst wenn Thor hätte antworten wollen, so wären seine Worte im Grollen eines fernen Donnerns untergegangen, der über das Meer rollte. Ein mattes Wetterleuchten ließ den Horizont im Osten weiß aufscheinen und riss die Konturen von etwas Großem und Monströsem aus der Dunkelheit, das sich der Hafeneinfahrt näherte. Thor spürte, wie Gundri neben ihm heftig zusammenfuhr, und fragte sich, ob es nur am bizarren Anblick des Naglfar lag oder ob sie das Kratzen dürrer Spinnenbeine an ihrer Seele ebenfalls spürte. Ein weiterer Donnerschlag erklang, und eine erste, noch sachte Böe kräuselte das Wasser des Hafenbeckens.
    Die Windsbraut zitterte, wie von einem weit heftigeren Windstoß getroffen, begann sich auf der Stelle zu drehen und fand durch ein rasches Rudermanöver wieder auf ihren ursprünglichen Kurs zurück. Die Riemen auf der Landseite wurden eingezogen, und Thor streckte die Hand aus, um den ersten Passagieren von Bord zu helfen. Auch Gundri und die beiden Krieger griffen mit zu, sodass sich das Schiff beinahe so rasch wieder leerte, wie die Flüchtlinge an Bord gegangen waren. Er wurde mit Fragen bestürmt, Hände griffen nach ihm, verängstigte Frauen erkundigten sich zitternd nach dem Schicksal ihrer Männer und Söhne, und für einige Momente drohte am Uferdas Chaos auszubrechen, bis er schließlich die schiere Autorität seiner Stimme und der goldenen Rüstungen der Einherjer in die Waagschale werfen musste, um lautstark für Ordnung zu sorgen.
    Abgesehen von Urd selbst waren Barend und seine zusammengeschmolzene Mannschaft die Letzten, die von Bord gingen. Thor wies den Männern die Aufgabe zu, ihre ehemaligen Passagiere wegzubringen, bedeutete dem bärtigen Kapitän aber mit einer knappen Geste zu bleiben. Barend sah ihn auf eine seltsame Art an, zuckte aber dann nur wortlos die Achseln und machte sich daran, das Schiff zu vertäuen. Seltsamerweise rührten sich Urd und ihre beiden goldenen Wächter nicht, sondern blieben an ihrem Platz im Bug des Drachenschiffes.
    Sie bewegten sich erst, als der dräuende Schatten in der Hafeneinfahrt endgültig Gestalt annahm und zu den bizarren Konturen des Naglfar gerann. In dem fahlen Wetterleuchten, das anstelle von Blitzen das Donnergrollen begleitete, waren die Mastspitzen und Segel weiterer Schiffe zu erkennen, die hinter ihm herankamen; mindestens ein Dutzend, wenn nicht mehr.
    Etwas Dunkles glitt über ihn hinweg und war schneller wieder verschwunden, als Thors Blick es erfassen konnte, aber er hörte ein Krächzen, und ein zweiter, noch vergänglicherer Schatten glitt durch sein inneres Gesichtsfeld und verschwand genauso schnell.
    »Urd?« Thor streckte die Hand aus, um ihr auf die Kaimauer

Weitere Kostenlose Bücher