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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht fand.
    »Anders«, sagte er schließlich. »Dieses Land war einmalgrün. Es hat die Menschen ernährt, die auf ihm lebten, und nun stirbt es. Midgard war schon immer ein Ort für alle Heimatlosen, die einen sicheren Ort für sich und ihre Familien gesucht haben. Dafür haben es die Götter geschaffen, und es erfüllt seinen Zweck, seit es Menschen gibt. Aber es werden immer mehr, Thor. Deine Gefährtin und du waren nicht die Ersten, die dieses Jahr zu uns gekommen sind, und ihr werdet nicht die Letzten sein. Ich glaube, dass die Welt stirbt, Thor. Vielleicht werden wir den Tag noch erleben, wo Midgard der einzige Ort auf der Welt ist, an dem Menschen noch leben können.«
    Und Thor hätte ihm nicht nur sagen können, dass er damit vollkommen recht hatte, sondern auch, warum das so war. Nur dass er es nicht in Worte fassen konnte.
    »Nicht alle, die zu uns kommen, haben Gutes im Sinn«, fuhr Bjorn nach einer Weile fort. »Manche neiden uns unsere Sicherheit. Manche sind einfach schlecht, und die meisten haben wohl einfach keine Wahl.«
    Thor überlegte, ihm von seinen Träumen zu erzählen und dem furchtbaren Wissen, das er daraus gewonnen hatte. »Warum sagst du mir das?«, fragte er dann jedoch nur.
    »Damit du Sverig verstehst, mein Freund«, antwortete Bjorn, leise und noch immer, ohne ihn anzusehen. »Und die anderen.« Nun sah er ihn doch an. »Auch mich.«
    »Ihr vertraut mir nicht«, sagte Thor.
    »Wie könnten wir das?«, erwiderte Bjorn. »Du wärst nicht der Erste, den sie schicken, um unser Geheimnis zu ergründen.«
    Und wie könnte er irgendetwas darauf erwidern? Bjorn hatte ja recht; viel mehr und in einem viel schrecklicheren Sinne, als er und sogar Sverig ahnen mochten. Er schwieg auch jetzt, und natürlich deutete der Jarl sein Schweigen falsch.
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, sagte er. »Sowohl Urd und ihre Kinder als auch du sind bei uns willkommen. Aber du musst dich entscheiden. Jetzt.«
    »Wieso?«
    Bjorn machte eine Geste in einen Himmel hinauf, der fast die Farbe der endlosen Einöde vor ihnen angenommen hatteund nun endgültig zu verblassen begann. »Bald geht die Sonne unter, Thor, und dann kann niemand mehr den Götterpfad betreten. Wenn du uns verlassen willst, dann jetzt.«
    Es dauerte einen Moment, bis Thor wirklich begriff, dass Bjorn mit ›jetzt‹ tatsächlich jetzt meinte, genau diesen Moment. »Ihr würdet mich gehen lassen?«, fragte er überrascht.
    »Auf einem der Pferde sind Vorräte für eine Woche und warme Kleider. Wenn du schnell nach Süden reitest, erreichst du die nächste Stadt, bevor die lange Nacht hereinbricht. Sag dort, dass wir dich geschickt haben, und man wird dir helfen.«
    »Und Urd?«
    »Sie mitzunehmen wäre ihr sicherer Tod«, antwortete Bjorn. Damit sagte er die Wahrheit, auch wenn Thor das mit seiner Frage gar nicht gemeint hatte.
    »Du willst mich auf die Probe stellen«, sagte er gerade heraus. »Ihr würdet mich niemals gehen lassen. Nicht jetzt, wo ich den Götterpfad kenne.«
    »Könnten wir dich denn halten?«, fragte Bjorn.
    Vermutlich nicht , dachte Thor. Trotzdem schüttelte er den Kopf. »Das war nicht meine Frage«, beharrte er. »Ihr würdet mich gehen lassen, obwohl Sverig doch befürchtet, ich könnte den Weg in euer Tal verraten?«
    Aber Bjorn sah ihn einfach nur an, sehr ernst und sehr durchdringend und sehr lange. Dann hob er die Schultern. »Ich gebe dir Zeit, dich zu entscheiden, bis wir zurück am Götterpass sind«, sagte er.
    Der Anblick des Turmes hatte in ihm die flüchtige Hoffnung auf eine Rast geweckt oder wenigstens auf einige Augenblicke, in denen seine Wände ihnen Schutz vor der Kälte und dem ärgsten Biss des Windes bieten würde, doch Bjorn beschied ihm nur knapp, dass sie sich schon viel zu weit vom Tal entfernt hätten und es Zeit sei, sich auf den Rückweg zu machen. Thor und er setzten sich wieder an die Spitze der kleinen Kolonne, und sie waren noch nicht einmal eine halbe Stunde unterwegs, da hielt Bjorn schon wieder an, und seine Hand senkte sich fast ohnesein eigenes Zutun auf den Schwertgriff. Auch unter seinen Begleitern machte sich eine angespannte Unruhe breit, und Thor hörte rasche Hufschläge, als Sverig sein Pferd zu ihnen aufschließen ließ.
    Vor ihnen … war etwas. Als sie gekommen waren, war die Ebene zwischen ihnen und den Bergen leer und unberührt gewesen. Jetzt bewegte sich etwas darauf, eine Anzahl heller Umrisse, noch zu weit entfernt und zu klein, um sie erkennen zu können,

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