Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
dennoch aber auf fast unheimliche Weise vertraut.
    Niemand sprach, aber Sverig legte seine Axt quer vor sich in den Sattel, und einer der anderen Männer nahm einen Bogen vom Rücken und nestelte mit steifen Fingern einen Pfeil aus dem Köcher.
    »Bei der Göttin Hel …«, murmelte Sverig. Dann sog er hörbar die Luft zwischen den Zähnen ein. »Wölfe!«
    Er musste außergewöhnlich gute Augen haben, dachte Thor. Selbst er hatte die Umrisse der grauen Jäger nur einen Moment früher identifiziert. Er fragte sich, ob er wohl auch das riesige weiße Tier erkannt hatte, das die Meute anführte.
    Ein weiterer Reiter nahm neben ihnen Aufstellung, dann noch einer und noch einer, bis sie eine auseinandergezogene Linie bildeten. Ein oder zwei Schwerter wurden gezogen und mehr Pfeile aufgelegt.
    Die Wölfe waren inzwischen nahe genug, dass man sie zählen und ihre genaue Formation erkennen konnte. Es waren acht, den weißen Riesen mitgezählt, der sie anführte, und sie bewegten sich nicht so, wie Tiere es sollten, nicht einmal so intelligente Tiere wie sie, sondern wie ein diszipliniertes Heer, das seinen Gegner attackiert.
    Das war lächerlich. Die Männer waren in der Überzahl, schwer bewaffnet, beritten und gut ausgebildet, und so furchtbare Gegner Wölfe auch sein mochten, hatten sie doch nicht einmal eine Chance, diesen Kriegern auch nur nahe zu kommen.
    Aber vielleicht hatten die gepanzerten Riesen, die den Hof überfallen hatten, ja dasselbe geglaubt, dachte Thor. Und er wusste, wie dieser Kampf ausgegangen war.
    Der Mann neben ihm zog die Sehne straff, und Thor hob fast erschrocken die Hand. »Nicht«, sagte er rasch. »Eine falsche Bewegung, und wir sind alle tot.«
    Das sollte fast noch lächerlicher klingen, aber es tat es nicht.
    Die Wölfe kamen näher.
    »Ich nehme an, du wirst uns diese Entscheidung gleich erklären, o großmächtiger Thor, Herr des Donners und der Blitze?«, fragte Sverig.
    Auch sein bissiger Ton verfing nicht, sondern schien die allgemeine Nervosität nur noch zu steigern. Seine Hand strich mit kleinen, fahrigen Gesten über den Axtstiel.
    Statt etwas darauf zu erwidern, warf Thor Bjorn nur noch einen letzten warnenden Blick zu und ritt den Wölfen entgegen. Er merkte nicht einmal selbst, dass er die Hand aus der Schlinge nahm und auf den Schwertgriff senkte. Die Wölfe waren jetzt auf Pfeilschussweite heran und wurden immer noch nicht langsamer.
    Thor hoffte im Stillen, nicht den dümmsten – und dann wohl auch letzten – Fehler seines Lebens zu machen und hielt direkt auf den weißen Riesenwolf zu.
    Das Tier sprengte heran, geifernd und knurrend, kein Tier mehr, sondern pure Verheerung, die zu Muskeln und Fleisch und reißenden Fängen geworden war.
    Dann hielt es an.
    Thors Pferd scheute. Er zwang es mit den Zügeln unter seine Gewalt. Sein Herz hämmerte, und saurer Speichel begann sich unter seiner Zunge zu sammeln. Seine Finger schlossen sich mit solcher Kraft um den Schwertgriff, dass sein Handgelenk mit einem stechenden Schmerz darauf reagierte, als er den Hass spürte, der ihm von dem weißen Riesen entgegenschlug. Diese Kreatur war geschaffen worden, um zu töten. Um ihn zu töten.
    Dennoch griff sie nicht an, und nach einem – endlosen – Moment nahm auch Thor die Hand vom Schwertgriff. Ihre Blicke begegneten sich, lieferten sich ein stummes Duell, das unentschieden ausging und es auch musste, sollte nicht im nächsten Augenblick Blut fließen.
    »Geh«, sagte Thor.
    Fenrir knurrte; ein tiefer, unglaublich drohender Laut, in dem alle Wut lag, zu der diese Kreatur aus den tiefsten Tiefen der Hel fähig war. Seine Krallen wühlten im Schnee, als wolle er den Leib der Erde selbst aufreißen, um ihr Blut zu schmecken.
    »Geh«, sagte Thor noch einmal. »Noch nicht. Es ist zu früh.« Er wusste selbst nicht, warum er das sagte. Aber irgendwie klangen die Worte richtig.
    Der weiße Wolf wich noch weiter zurück und entblößte ein mörderisches Gebiss mit dolchspitzen und kaum weniger langen Zähnen.
    »Noch nicht«, sagte er noch einmal.
    Und das Wunder geschah.
    Fenrir knurrte erneut, dass die zu Geifer geronnene Blutgier von seinen Lefzen in den Schnee tropfte und zischende Löcher hineinfraß, aber dann begann er Schritt für Schritt vor ihm zurückzuweichen, und obwohl Thor nicht hinsah, spürte er, dass auch die anderen Wölfe kehrtmachten, dass ihre Wut nicht erlosch, aber gebändigt und mühsam im Zaum gehalten wurde.
    Dann geschah etwas wirklich Unheimliches.
    Aus

Weitere Kostenlose Bücher