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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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oberen Ende der Treppe. Die Zeit hatte die Wunden des Mädchens geheilt, so gut das möglich war, doch es war noch immer still und sprach fast nur, wenn ihm eine direkte Frage gestellt wurde, und es scheute noch immer Menschen und zog sich regelmäßig zurück, wenn Fremde ins Haus kamen.
    Sowohl Bjorn als auch Sverig ließen sich nicht lange bitten, Urds Gastfreundschaft anzunehmen und nach Kräften zuzugreifen, und sie wurden auch nicht müde, ihre Kochkünste zu loben. Nichts davon war übertrieben oder entsprach nur reiner Freundlichkeit. Urd war eine hervorragende Köchin und ebenso gute Gastgeberin, die stets freundlich war, immer an allem interessiert, was ihre Gäste zu erzählen hatten, und mit einer eigenen Meinung, die in den allermeisten Fällen auch fundiert war, auch nicht zurückhielt. Sie hatte die Lücke perfekt ausgefüllt, die Swentje hinterlassen hatte, und das nicht nur in diesem Haus, sondern im Leben des gesamten Ortes.
    Das Essen zog sich hin, wogegen niemand etwas hatte, auch Thor nicht. Einsamkeit und Langeweile gehörten zu den unangenehmsten Begleiterscheinungen einer hundert Tage währenden Nacht, und man lernte Gesellschaft und ein gutes Gespräch zu schätzen, selbst mit Menschen, die man nicht unbedingt zu seinen engsten Freunden zählte.
    Doch Bjorn war nicht nur gekommen, um einen weiteren eintönigen Abend hinter sich zu bringen, dem auch diesmal kein Morgen folgen würde. Sverig und er ließen eine geraume Weile verstreichen, in der sie nur über Belanglosigkeiten redeten, doch schließlich – nachdem er noch einmal ausgiebig Urds Nachtisch zugesprochen und sich noch viel ausgiebiger an dem Krug mit Met bedient hatte – kam er zum eigentlichen Anlass seines Besuches.
    »Wie du uns gerade ja so eindrucksvoll demonstriert hast«, begann er, wobei er einen spöttischen Blick in Sverigs Richtung nicht unterdrücken konnte, »bist du mit der Arbeit an deinem neuen Hammer nahezu fertig.«
    »Ich hatte dir doch gesagt, dass ich damit fertig werde, bevor es wieder hell wird«, antwortete Thor ausweichend. Worauf wollte der Jarl hinaus?
    »Er wird besser als Thors eigener Hammer!«, sagte Lif stolz. »Wenn er erst fertig ist, dann zerschmettert er die Berge damit, du wirst sehen.«
    »Besser als Thors eigener Hammer?«, fragte Sverig. »Aber wie könnte er das sein, wenn er doch der wirkliche Thor ist?«
    »Besser als sein alter Hammer, meine ich«, antwortete Lif nach einem kurzen, verdutzten Zögern. »Mjöllnir.«
    »Ah ja, Mjöllnir«, wiederholte Sverig. »Was ist denn mit dem echten Mjöllnir passiert? Hast du ihn verloren?« Seine Augen funkelten Thor spöttisch an.
    »Die Zwerge haben ihn mir gestohlen«, antwortete Thor ruhig. »Normalerweise vergreife ich mich nicht an Schwächeren, aber Dvergas habe ich dafür den Tod geschworen.«
    »Dvergas?«
    »Ihrem König«, antwortete Thor. »Oder was sich so nennt.« Er wusste nicht einmal, ob er den Namen gerade erfunden hatte, oder ob dieser aus dem Schatz seiner verschütteten Erinnerungen stammte. Mit einem leicht unbehaglichen Räuspern wandte er sich direkt an Bjorn: »Warum erkundigst du dich nach dem Hammer? Doch wohl nicht nur aus reiner Höflichkeit?«
    »Nein«, antwortete Bjorn. »Natürlich nicht. Sverig und ich brechen in zwei Tagen zum Rabenpass auf, und es würde mich freuen, wenn du uns begleitest.«
    »Zum Rabenpass?«, fragte Urd.
    »Darf ich mitkommen?«, fragte Lif. »Bitte!«
    »Warum soll ich euch begleiten?«, wollte Thor wissen.
    Bjorn trank einen weiteren großen Schluck Met und wischte sich mit dem Handrücken ein paar Tropfen des klebrigen Gebräus aus dem Bart. »Nun, ich habe dir gesagt, dass wir eine Festung dort oben bauen würden, um den Felskamin zu bewachen«, sagte er. »Die Männer haben den ganzen Winter über gearbeitet und sind fast fertig. Ich würde mich freuen, wenn du mit uns kommst, um sie in Augenschein zu nehmen.«
    »Und warum das?«, fragte Urd, in so scharfem Ton, dass nicht nur Thor überrascht den Kopf drehte und sie ansah.
    »Letzten Endes war es auch seine Idee«, antwortete Bjorn schließlich. »Thor ist ein Krieger.«
    »Ist er das?«, fragte Urd kühl.
    »Wahrscheinlich mehr als irgendeiner sonst hier«, bestätigte Bjorn. Sverig zog eine Grimasse. »Ich lege Wert auf seine Meinung, Urd. Nicht mehr lange, und die Sonne geht auf, und dann werden die Stürme draußen bald abflauen, und es wird wieder warm genug sein, dass Menschen auf der Ebene überleben können.«
    »Und?«,

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