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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gekränkt, dass du es tatsächlich vergessen haben sollst, aber ich zeige es dir gerne noch einmal.«
    Sie kam wieder näher. Und dieses Mal wehrte er sich nicht.
    Der Traum war ganz besonders intensiv, fast so, als hätte er nur kurz die Augen geschlossen, um sich unversehens in einer fremdartigen Welt wiederzufinden, die ihm zugleich auf erschreckende Weise vertraut war.
    Das Erschreckendste überhaupt aber war vielleicht die Tatsache, dass er sich des Umstands vollkommen bewusst war, zu träumen.
    Das sollte nicht sein. Ein Traum war ein Traum, und er sollte auf seiner Seite des Abgrundes bleiben, der die Welten voneinander trennte, und ihn nicht hierher verfolgen – und sich schon gar nicht als das zu erkennen geben, was er war.
    Vielleicht war es ja auch nicht wirklich ein Traum, sondern etwas anderes, eine Botschaft, die er sich selbst schickte, die Worte jenes anderen Thor, der er tief in seinem Innern immer noch war.
    Doch auch wenn er sich der Tatsache bewusst war zu träumen, war er zugleich unfähig, diese Erkenntnis zu nutzen, um aus diesem bizarren Traum zu erwachen.
    Vielleicht wollte er es ja auch gar nicht.
    Er saß er an einem Tisch, der reich mit kostbaren Tellern, Schalen und Trinkgefäßen und Krügen gedeckt war, die aus purem Gold und Silber bestanden und mit Edelsteinen und kunstvollen Ornamenten verziert waren und vor kostbaren Speisen und erlesenen Weinen schier überquollen. Männer waren bei ihm, allesamt groß und von jenem athletischen Wuchs, der von einem Leben voller Übung und Mühen kündete, aber auch einem Leben ohne Not, Hunger und all jene Entbehrungen, die so selbstverständlich zum Leben der Menschen gehörten wie die Luft zum Atmen und der Wechsel der Jahreszeiten. Sie unterhielten sich in einer Sprache, die er nicht verstand, obwohl sie auch mit ihm redeten und er darauf antwortete.
    Die Männer trugen Rüstungen aus schwarzem Eisen und Schild und Schwert, und an den schwarzen Wänden hingen noch mehr und ungleich mächtigere Waffen und dazu andere, bizarre Dinge, deren genauer Zweck ihm verborgen blieb. Es wurde gelacht, auch wenn es ein raues, unangenehmes Geräusch war, das eher das gegenteilige Gefühl in ihm wachrief, und sonderbarerweise war er zwar sicher, jede einzelne der gerüsteten Gestalten so gut zu kennen wie einen Bruder, aber in seinem Traum hatten sie keine Gesichter. Wo sie sein sollten, gewahrte er nur verwaschene graue Flecken, von denen eine unheimliche Bedrohung auszugehen schien, aber auch ein Gefühl der Dazugehörigkeit, das alles nur noch schlimmer machte.
    Sie tranken. Das Horn rief zur Schlacht, und der Chor der Einherjer antwortete mit einem rauen Schrei aus tausend Kehlen darauf, ein Laut, unter dem die Welt erzitterte und der etwas in ihm zugleich triumphierend jubilieren und sich vor Scham und Entsetzen krümmen ließ.
    »Odin!«
    Sie riefen Odins Namen, aber Odin, wie er mit einer plötzlichen Gewissheit wusste, von der er selbst nicht sagen konnte, woher sie stammte, war tot!
    In seinem Traum streckte er die Hand aus, die einen goldenen Becher in Form eines menschlichen Schädels hielt, und einer der gesichtslosen Riesen griff nach einem Krug und schenkte ihm ein. Er trank, schmeckte köstlichen Wein, und dann verwandelte sich der Wein in Blut, die vertraute Wärme in ihm in die entsetzliche Leere,die die Erkenntnis begleitete, einen nicht minder entsetzlichen Fehler begangen zu haben.
    Ekel vor sich selbst ergriff ihn, ohne dass er den Grund benennen konnte, und gleich darauf ein Gefühl ebenso großer Verachtung, die gleichfalls ihm selbst galt.
    Verwirrt von seinen eigenen Gefühlen stellte er das Trinkgefäß ab, stand auf und trat auf einen der zahllosen schmalen Balkone hinaus, welche die zyklopische Halle säumten. Eisiger Wind schlug ihm ins Gesicht, und der schwarze Stein unter seinen mit Eisen beschlagenen Stiefelsohlen knisterte, als wäre er mit einer dünnen Schicht aus unsichtbarem Eis überzogen.
    Der Traum … flackerte.
    Für einen unendlich kurzen Moment – vielleicht auch für eine Stunde oder zwei, welche Rolle spielte wohl Zeit in dieser sonderbaren Sphäre, in die es ihn verschlagen hatte – schimmerten die Umrisse der Schmiede mit all ihren bekannten Geräuschen, Umrissen und Gerüchen durch das, was er bisher für Wirklichkeit gehalten hatte. Urds vertrautes Gewicht lag auf seinem Oberarm, und er spürte die Wärme ihres Atems in seiner Halsbeuge und das Kitzeln ihres Haares auf der Wange, aber zugleich war sein

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