freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
einmal.
Bjorn nickte.
»Ich nehme nicht an, dass du mir verraten willst, wie dieser Trick funktioniert?«, fragte Thor.
»Trick?« Bjorn spielte den Überraschten. Dann schüttelte er den Kopf. »Oh nein, Thor. Das ist kein Trick.«
»Was sonst?«
»Der Götterpfad«, antwortete Bjorn, als wäre das allein Erklärung genug. »Die Götter beschützen dieses Tal. Manche glauben, sie hätten es nur erschaffen, damit Menschen einen Ort haben, an dem sie sicher leben können, wenn es keinen anderen Platz mehr auf der Welt gibt, wo sie willkommen wären. Und manche glauben, dass sich der Weg dorthin nur denen offenbart, die auch würdig sind, ihn zu gehen.«
»Manche«, wiederholte Thor. »Und du?«
»Ich glaube nicht an die Götter«, antwortete Bjorn.
»Und was ist das alles hier dann, wenn nicht ihr Werk?«, wollte Thor wissen. Er machte eine ausholende Geste. »Zauberei?«
»Ich glaube auch nicht an Zauberei«, sagte der Jarl.
»Und woran glaubst du dann?«
Bjorn hob die Schultern. »Ich weiß es nicht«, gestand er freimütig. »Vielleicht an das, was ich sehe und weiß.« Er zuckte nur noch einmal mit den Achseln, ergriff aber die Zügel fester und ließ sein Pferd in einen schnelleren Trab fallen. »Und jetzt komm, mein Freund. Beeilen wir uns. Es ist kalt, und dein Weib und deine Kinder warten auf dich.«
8. Kapitel
D ie lange Nacht kam, und als sie sich nach mehr als hundert Tagen ihrem Ende näherte und das erste Grau einer heraufziehenden Dämmerung am Himmel erschien, die nach Tagen zählen würde, wenn nicht nach Wochen, da hatte das Tal einen neuen Schmied. Urd, er selbst – und vor allem Lif – hatten unter den Menschen im Dorf neue Freunde gefunden, und Thor nutzte das Wenige an freier Zeit, das ihm neben seinem normalen Tagewerk blieb, um sich einen neuen Hammer zu schmieden.
Die beiden ersten Versuche hatte er nicht einmal beendet, sondern schon frühzeitig gemerkt, dass sie weder seinen Ansprüchen genügten noch praktikabel waren. Der dritte hatte ihn anderthalb Wochen schweißtreibender Arbeit und unendliche Mühe gekostet und hing nun als Dekoration über dem Kamin. Er war zu schwer, so schlecht ausbalanciert, dass er schon zu kippeln begann, wenn man ihn einfach nur in der Hand hielt, und die verschlungenen Runen, mit denen er ihn verziert hatte, waren falsch.
Dieser hier war perfekt – oder würde es sein, wenn er jemals damit fertig wurde. Urd, die ihn schon vor etlichen Minuten zum Essen hatte rufen lassen, machte mittlerweile keinen Hehl mehr daraus, dass sie daran zu zweifeln begann, und auch er selbst hatte sich schon ein- oder zweimal bei sich gefragt, ob er es überhaupt wollte . Da war eine Unruhe in ihm, die ihn dazu trieb, nicht in seiner Arbeit an der mächtigen Waffe innezuhalten, zugleich aber auch beinahe so etwas wie Furcht vor demMoment, in dem sie vollendet war; fast so als spüre er, dass etwas Schreckliches geschehen würde, wenn es so weit war.
Thor schüttelte diesen ebenso unsinnigen wie verstörenden Gedanken ab, ließ den Schmiedehammer ein letztes Mal wuchtig herabsausen und trat in der gleichen Bewegung einen halben Schritt zurück, um dem weißen Funkenschauer auszuweichen, den sein wuchtiger Hieb auslöste.
Natürlich gelang es ihm nicht vollständig, aber auch daran hatte er sich inzwischen gewöhnt. Seine Hände und Unterarme waren mit zahllosen winzigen Narben, Schrammen und Brandwunden übersät, die zwar zuverlässig und ausnahmslos heilten, aber stets durch neue Blessuren ersetzt wurden, die er zum allergrößten Teil seinem eigenen Ungeschick verdankte. Einmal hatte er es sogar geschafft, seinen Mantel in Brand zu setzen; eine Situation, die leicht übel hätte ausgehen können, wäre Lif nicht zufällig dabei gewesen, der ebenso schnell wie richtig reagiert und ihm den brennenden Mantel von der Schulter gerissen hatte.
Da war noch etwas, das er – wortwörtlich – schmerzhaft herausgefunden hatte: Er war kein Schmied. Urd hatte sich als gute Lehrerin erwiesen und er als gelehriger Schüler, und das letzte Quäntchen Geschick, das ihm vielleicht fehlte, machte er durch Kraft und Verbissenheit wett. Dennoch würde er niemals ein wirklich guter Handwerker werden, und sei es nur, weil ihm die Liebe zu diesem Beruf fehlte.
So schlimm war es dieses Mal nicht, doch auf seiner rechten Hand prangten schon wieder drei neue Brandmale. Missmutig blickte er sie lange genug an, um zu begreifen, dass er sie trotz aller Anstrengung nicht
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