Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
Schultern.
"Ich gehe nie mit einem Mann beim ersten Mal ins Bett", sagte Julia fest.
"Mit einer Frau schon, oder was?", grinste Kepler.
Sie blickte ihn verdutzt an. Dann lächelte sie.
"Spinner. Ich meinte, wir sollten uns erst besser kennenlernen..." Sie brach den Satz unvollendet ab. "Gehst du morgen in den Klub?"
"Ne ", antwortete Kepler. "War mir zu voll."
" Gehst du nächste Woche hin?"
" Ist die Trikotagemeute dann weg?"
"Ja."
"Dann gehe ich hin."
"Sehen wir uns dort?"
"Gern. Soll ich dich jetzt nach Hause fahren?"
Julia schüttelte wieder den Kopf.
"Nein, danke. Nachher geht dir auf halber Strecke noch das Benzin aus." Sie zwinkerte ihm zu. "Ich kenne euch Typen."
" Ich bin nicht so", widersprach Kepler erhaben. "Ich fahre einen Diesel."
"Das ändert natürlich alles", entgegnete Julia erheitert.
"Du bleibst doch hier?", riet Kepler hoffnungsvoll.
"Ich rufe mir ein Taxi ."
" Ja, die sind immer vollgetankt", machte Kepler enttäuscht.
Nachdem er ihr seine Adresse genannt h atte, bestellte Julia ein Taxi.
"Darf ich dich wenigstens nach draußen begleiten?", fragte er, nachdem sie aufgelegt hatte. "Im Treppenhaus ist es allerdings duster ", warnte er sie fairerweise, "ich könnte über dich herfallen."
"Dieses Risiko nehme ich auf mich", entschied Julia tapfer. "Außerdem mache ich dort das Licht an."
"Du bist mutig", bescheinigte Kepler ihr. "Gefällt mir."
Sie gingen hinaus und warteten , bis das Taxi da war. Als der Wagen vorfuhr, bedachte Julia Kepler mit einem eigenartigen Blick. Sie erwartete wohl, dass er sie nach ihrer Nummer fragte.
"Bis nächste Woche", sagte Kepl er auf dem Weg zum Auto.
Er hielt Julia die Tür auf. Sie sah ihn an, während sie im Einsteigen ein wenig zögerte. Dann lächelte sie.
"Ich freue mich darauf. Und du bist ein Esel", eröffnete sie Kepler, küsste ihn auf die Wange und stieg ein.
Er sah sie fragend an, doch sie lächelte nur kokett und machte die Tür zu. Kepler sah dem Wagen nach, dann zuckte er die Schultern und ging zurück.
25. Am nächsten Nachmittag hatte außer Kepler nur Marco am Schwerttraining teilgenommen. Anderthalb Stunden lang hatten sie beide und Daijiro ganz im Gegensatz zu der japanischen Doktrin des Schwertkampfes wie die Bekloppten aufeinander eingedroschen. Jetzt lagen sie zu dritt schlaff in den Stühlen an der Bar und der Schwertmeister schaute trübe zum Fenster hinaus.
Nico saß am Tisch daneben. Die Freundschaft, die er mit Kepler pflegte, und weil er ständig hier war, hatten zur Folge, dass er schon fast als Teil der Einrichtung galt. Außerdem half er gerne sowohl Daijiro als auch Yoko bei Kleinigkeiten wie Tische oder Matten umzuräumen, deswegen war er das einzige Kind, das sich außerhalb des Trainings mit Erwachsenen unterhielt.
"Ich fasse es nicht", brummte Daijiro.
"Was?", erkundigte Kepler sich träge.
"Das da", antwortete Daijiro und zeigte in die leere Halle.
A ußer ihnen und Nico war kein Mensch da. Normalerweise war die Schule auch sonntags voll. Die Leute kamen nicht nur wegen des Trainings, sondern zum Plaudern und ließen dabei ein paar Euro an der Bar.
" Es ist Sommer, Daijiro", sagte Marco. "Die Leute wollen draußen in der Sonne sein. Sie kommen schon wieder. Im Winter wird die Bar brechend voll sein."
"Na hoffentlich", murrte Daijiro. "Die Miete muss ich trotzdem irgendwie schon jetzt b ezahlen. Wie bekomme ich bloß Leute rein?"
Kepler wollte fragen, ob er ihm Geld leihen sollte, kam aber nicht dazu.
"Veranstalten Sie ein Grillfest", meldete Nico sich plötzlich zu Wort.
Daijiro setzte sich gerade hin und sah Marco erstaunt an, dann blickten sie beide zu Kepler, der ebenso wie sie den Jungen anstierte.
"Es ist Sommer", meinte Nico leicht verlegen. "Und alle lieben Grillen."
"Er hat Recht", sagte Kepler.
"Der Hof ist groß genug", schloss Marco sich ihm nun begeistert an. "Einer meiner Kommilitonen ist DJ." Er sah Daijiro an. "Wir machen es. Es wird toll."
Yoko, die dazu kam und der Unterhaltung zuhörte, nickte zustimmend.
"Die Idee ist super", meinte Daijiro wehleidig, "aber sie kostet auch einiges."
"Du musst erst Geld ausgeben, um welches zu verdi enen", belehrte Marco ihn.
"Ich muss es aber auch erst haben", gab Daijiro ni edergeschlagen zurück.
"Ich gebe es dir", bot Kepler an.
Daijiro sah ihn unwillig an. Im Laufe der Zeit hatte er natürlich mitbekommen, dass Kepler Geld hatte. Es war anders nicht möglich, dass er Tag ein, Tag aus in der Schule war und nicht arbeitete.
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