Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
Daijiro hatte ihn einmal daraufhin angesprochen, Kepler hatte knapp erwidert, er hätte Geld, damit war das Thema erledigt.
"Als zinsloses unbefristetes Darlehen. Oder als Geschäftseinlage" , schlug Kepler vor. "Dann bin ich euer stiller Teilhaber."
"Danke ." Daijiro war davon zwar nicht begeistert, für die Idee eines Grillfestes erwärmte er sich aber sichtlich. "Wann sollen wir es machen?"
"Habt ihr heute noch was vor ?", fragte Marco heiter in die Runde.
Yoko und Nico schoben ihre Stühle an den Tisch. So verbissen wie Daijiro, unterstützt von seiner Frau, an die Planung heranging, mussten die Di nge um die Schule wirklich nicht zum Besten stehen. Wohl deswegen wurde der Termin für das Fest gleich auf den nächsten Samstag gelegt.
Im Laufe der nächsten Woche erwies Marco sich als Organisationstalent. Einige Stammkunden überredete er zum Putzen und Dekorieren. Kepler beauftragte er, Plakate und Flyer drucken zu lassen, die dann von Nico und anderen Kindern in der Stadt verteilt wurden. Dann musste Kepler Anzeigen in der lokalen Tageszeitung und bei Radio Bremen schalten. Sowohl die Bilder als auch die Texte hatte Marco entworfen, er hatte Talente auf vielen Gebieten.
Kepler erledigte die ihm übertragenen Aufgaben und immer wieder zückte er das Scheckbuch. Zusammen mit dem DJ, den Getränken und dem Essen kostete die Veranstaltung fast vier tausend Euro, aber das war Kepler egal.
Für einen Sportstudenten besaß Marco wirklich sehr umfangreiche Kenntnisse im Mark eting. Er meinte, dass für eine erfolgreiche Werbung für die Schule eine gute Show unabdingbar wäre und wollte fünf Showkämpfe veranstalten. Kepler sollte an zwei davon teilnehmen, am waffenlosen Kampf und im Kendo. Beide Male sollten er und Marco gegeneinander kämpfen.
Abends, wenn alle anderen weg waren, studierten Kepler und Marco die Choreographie ein. Marco wollte den waffenlosen Kampf zur besseren Wirkung als Ninjas verkleidet durchführen, deswegen übergab er Kepler die Federführung dafür. Beim Schwertkampf behielt er das Sagen. Das war auch besser so. Mit dem Shinai, dem Bambusschwert, das beim Kendo benutzt wurde, kam Kepler noch klar, aber an die Schutzausrüstung, das Bogu, konnte er sich in der kurzen Zeit kaum gewöhnen. Vor allem die Fechtmaske erinnerte ihn an Ritterrüstungen, aber auch die anderen Teile waren ungewohnt.
Die Vorbereitungen nahmen Kepler voll ein und am Freitag vergaß er die Verabredung mit Julia. Stattdessen saß er bis tief in die Nacht mit Marco, Yoko und Daijiro in der Schule. Yoko hatte mit ihrer Bar Marketingerfahrungen gesammelt. Die waren sehr praxisbezogen. Marco hatte den ersten Showkampf auf Mittag gelegt und dann im Abstand von zwei Stunden jeweils den nächsten. Yoko beharrte darauf, dass die Vorführungen spätestens eine halbe Stunde nach Beginn der Veranstaltung beginnen und in viel kürzeren Abständen stattfinden mussten. Sie argumentierte, dass das Interesse der Besucher und ihre Begeisterung sofort geweckt werden mussten. Marco schien das einleuchtend, er stand auf und verbeugte sich vor Yoko. Danach änderten sie den gesamten Zeitplan.
Am nächsten Morgen war Kepler überrascht, wie viele Menschen sich zu dem Fest eingefunden hatten. Die Straßen rund um die Schule waren schnell zugeparkt und es kamen immer mehr Menschen hinzu. Yoko übernahm die Leitung der Veranstaltung und schickte Daijiro, der in seinem Kimono wie ein Samurai aussah, die ankommenden Gäste begrüßen, sie selbst huschte hin und her und erteilte den Helfern Anweisungen.
Die meisten Schüler waren bereit gewesen, die Schule an diesem Tag zu repräsentieren und waren in ihren Trainingsanzügen vom Weiten auszumachen. Vor allem den jüngsten gefiel das, sie stolzierten mit geschwellter Brust herum, jeder Zoll unbesiegbare Kämpfer. Yoko hoffte, dass sie oft auf die Schule angesprochen werden würden.
Kepler zog sich mit Marco in einen kleinen Raum zurück und sie gingen ihre beiden Auftritte noch einmal langsam durch, Bewegung für Bewegung.
Um zehn Uhr sprang Daijiro auf die Bühne. Er begrüßte die Gäste und stellte die Schule vor. Seine Ansprache fiel kurz aus, bestimmt auf Anweisung von Yoko. Zum Schluss verkündete er, dass Taten alles besser sagen würden als Worte und lud zu einem Showkampf ein, der von zwei Trainern der Schule vorgetragen werden würde. Kepler war überrascht, anscheinend hatte er nun amtlich einen Job. Einerseits war dieser Gedanke recht angenehm, er fühlte sich beinahe
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