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Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Sperrenmauer.
    Obwohl die Mauer so aussieht wie immer, stimmt doch irgendetwas nicht. Der relativ gleichmäßige Chaos-Fluss – wenn man Chaos-Energie überhaupt als gleichmäßig bezeichnen kann –, der in den Cupridiumkabeln verläuft und in das Netz hinaufgeleitet wird, das den Verwunschenen Wald zurückhält, ist heute anders. Das Chaos fließt zwar ohnehin nicht immer gleich, es verändert sich ständig, aber der Fluss an sich verläuft grundsätzlich ziemlich gleichmäßig, was Stärke und Dauer betrifft. Lorn ist sich nicht sicher, ob dies die richtigen Bezeichnungen sind, aber er empfindet es zumindest so. Heute Morgen pulsiert das Chaos unregelmäßiger, es gibt lange Impulse, die sich flacher anfühlen, und dann wieder welche, die kaum zu spüren sind.
    Nach einer Weile betrachtet Lorn die Straße und das Ödland hinter Olisenn, der links von ihm reitet, aber es gibt keine Anzeichen von Schösslingen, Sämlingen oder Wurzeln. Geschweige denn von umgestürzten Baumstämmen.
    Während die Lanzenreiter so langsam wie noch nie durch den Schlamm des Ödlands reiten und der Morgen vergeht, beobachtet Lorn weiter und versucht, Augen und Sinne nicht zu überanstrengen, aber er weiß, dass irgendwo an der Mauer etwas nicht stimmt. Er weiß allerdings auch, dass es seine Stellung in den kommenden Jahreszeiten sehr schwächen würde, gäbe er dieses Wissen jetzt preis. Also reitet er weiter und hält die Augen offen. Frühlingshitze und Feuchtigkeit nehmen stetig zu. Dies macht den Männern sehr zu schaffen, aber das Gute daran ist, dass der Schlamm des Ödlands dadurch allmählich fester wird und damit das Fortkommen sich weniger anstrengend gestaltet.
    Irgendwann kurz vor Mittag entdeckt Lorn schließlich eine dunkle Linie am Horizont; eine Linie, die eigentlich gar nicht da sein dürfte.
    »Die Männer sollen genauer beobachten«, befiehlt er Olisenn schließlich.
    »Strengt eure Augen an, sagt der Hauptmann!«, gibt der Haupttruppenführer den Befehl weiter. »Seht genauer hin!«
    »Ser! Ein umgestürzter Stamm! Umgestürzter Stamm!«
    Die schwarze Linie ist nun für alle Lanzenkämpfer sichtbar; ein riesiger Stamm, der mehr als hundert Ellen aus der Sperrenmauer ragt und der an seinem entwurzelten Ende dicker ist als der Teil der Mauer, der über dem Boden sichtbar ist.
    Lorn wirft einen Blick auf die nächste Sperre und schüttelt den Kopf. Die nächste Ingenieurkompanie befindet sich jenseits des Mauerbruchs; einen Kurier ohne Eskorte am Stamm vorbeizuschicken wäre verwegen in Anbetracht der Tiere, die der Wald in der Zwischenzeit bestimmt schon ausgeschickt hat. »Olisenn. In Zweierreihen auf der Straße aufstellen!«
    »Ser?«
    »Auf die Straße! Ein einzelner Lanzenkämpfer hat gegen eine Katze in diesem Schlamm keine Chance.«
    Der Haupttruppenführer nickt und dreht sich um. »Erste Einheit! In Zweierreihen auf die Straße! In Zweierreihen auf die Straße!« Olisenns Stimme donnert übers Land und die Lanzenkämpfer lenken ihre Pferde zum Lanzenkämpferhauptmann und dem Anführer der Ersten Einheit.
    »Schick einen Kurier zu Kusyl«, fügt Lorn hinzu. »Sie sollen sich auf der Perimeterstraße in Zweierreihen aufstellen – und die Kuriere sollen sich fern halten vom Stamm.« Lorn wischt sich den Schweiß fort, der sich unter der Garnisonskappe angesammelt hat.
    »Ja, Ser.«
    Der Hauptmann reitet an der sich formierenden Einheit vorbei, die Fingerspitzen berühren die Feuerlanze in der Halterung und stellen fest, dass die Waffe voll geladen ist. Seine Augen wandern zur Mauer, dann schickt er seine Sinne aus: Das Chaos-Netz ist zwar noch intakt, aber sehr schwach. Auf der Höhe des umgestürzten Stammes wird das Chaos nichts mehr aufhalten können von dem, was der Verwunschene Wald über die Mauer zu werfen beabsichtigt, die in etwa einer Meile nur noch aus bloßem Granit besteht.
    »Vyon! Meldung an Truppenführer Kusyl. Vom Hauptmann. Sie sollen sich in Zweierreihen auf der Perimeterstraße aufstellen und so vorrücken. Fertig machen zum Angriffe abwehren!«
    »Ja, Ser.«
    Lorn überlegt noch einmal und überprüft seine Klinge, dann schweift sein Blick zurück auf den riesengroßen Stamm. Je näher die zwei Einheiten dem mächtigen Baum kommen – eine graubraune Mauer, beinahe schon schwarz –, desto mehr versteht Lorn die Besorgnis, die Maran und Kommandant Meylyd über den Verwunschenen Wald geäußert haben. Der Stamm lässt jedes Feuerschiff, das Lorn bisher gesehen hat, zwergenhaft erscheinen,

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