Freiheit für Cyador
darüber gesagt, außer dass es sich seiner Meinung nach um eine reine Handelsangelegenheit oder ’einen persönlichen Racheakt handelt; und Handelsrivalitäten sollten am besten unter den Händlern ausgetragen werden. Er meint, die Hand sollte sich nicht in den Handel und die persönlichen Angelegenheiten der Händler einmischen, das würde nur zu noch mehr Unglück führen.«
»Waren seine Ratschläge denn bisher hilfreich?«
»Sehr oft.«
»Dann ist es unwahrscheinlich, dass hier ein Komplott geschmiedet wird, obwohl viele davon profitieren könnten.« Ryenyel lächelt. »Nun, mein Lieber … so würde es am logischsten erscheinen, aber nicht alle Verschwörer denken so logisch. Du musst …«
»Ich weiß … kleine Fallen stellen, um zu sehen, wer sie versteht und sie benutzen würde oder wer sich weigert zu verstehen.« Toziels Lachen klingt freudlos.
»Dennoch«, fährt Ryenyel fort, »ist da immer noch die Sache mit dem Säbel. Wer könnte denn damit umgehen? Keiner der Magi’i, wage ich zu behaupten, denn die tödliche Gefahr ist zu groß für sie. Keiner der Lanzenkämpfer könnte aus den Besonderheiten dieser Waffe einen Nutzen ziehen. Und die Händler können weder mit dieser Macht umgehen noch sie verstehen.«
»Dann gibt es also zwei Verschwörungen?« Toziel runzelt die Stirn. »Und der zweite Verschwörer ist ein Nachkomme von Alyiakal?«
»Nur im Geiste«, meint Ryenyel ruhig. »Du musst vorsichtig sein, denn ich bin sicher, keiner weiß vom anderen und das sollte auch weiterhin so sein.«
Nach einem Augenblick der Stille nicken beide.
Draußen lichtet sich der Nebel langsam, die Sonne durchdringt bereits den Frühlingsregen, und das Grün in der Stadt des Lichts fordert Cyad vom graugrünen Winter zurück.
XIII
D er Regen des vorangegangenen Tages hat aufgehört. Die Luft ist warm, feucht und dumpf, und das schon am frühen Morgen. Die Zweite Kompanie schickt sich an, den ersten Zwischenposten südöstlich von Jakaafra zu verlassen. Das Ödland ist noch matschig, niedrige Pfützen bedecken das Land und die ersten Stechmücken summen bereits durch die Luft. Nebel hängt über dem Verwunschenen Wald und den Sperrenmauern. Die Sonne erhellt kaum die Felder im Osten, nur ein verschwommener orangeweißer Ball steht am Himmel, der eher neblig grün wirkt als blau.
»Wird ein heißer Tag werden, besonders der Nachmittag, Ser«, meint Kusyl zu Lorn.
»Sehr heiß.« Lorn wirft einen Blick auf die Sperrenmauer, die sich fast eine Meile entfernt befindet, und auf die Nebel, die die dicken Stämme hinter der Mauer einhüllen. Irgendetwas ist nicht so wie sonst. Er sieht Kusyl an. Am Morgen des zweiten Patrouillentages wird die Zweite Einheit auf der Perimeterstraße reiten, während Olisenns Erste Einheit auf der inneren Straße patrouillieren wird. »Kusyl – heute Morgen werde ich mit der Ersten Einheit reiten und erst am Nachmittag mit der Zweiten.«
»Ja, Ser.« Die freundliche Stimme des Truppenführers lässt keine Gefühlsregung erkennen.
Wenn die Lanzenkämpfer in einer Reihe nebeneinander reiten und die Pferde sich durch den Schlamm schleppen müssen, wird der Tag lang werden. Verweilen sie jedoch auf der Straße, bleiben zu viele Waldausbrüche unentdeckt, besonders Wurzeln und neue Schösslinge, die während des Sturmes der vorangegangenen Nacht über die Sperrenmauern getragen wurden. Lorn lenkt den Wallach gen Süden und versucht zu Olisenn und seinem mächtigen Pferd aufzuholen. Geistesabwesend wischt er eine lästige Mücke beiseite.
Lorn lässt sich nicht aufhalten vom Brummen einer Blumenfliege, die soeben ihren Tod im Chaos-Netz findet, das die Sperren aufrecht erhält. Aber dieses Geräusch erinnert ihn auch daran, dass das harmlose Bild in Wirklichkeit gar nicht so friedlich ist wie es scheint.
Beim Klappern von Hufen dreht sich Olisenn im Sattel um und wirft Lorn, der auf ihn zureitet, einen verwunderten Blick zu. »Ser?«
»Ich werde heute Morgen mit der Ersten Einheit reiten.«
»Wie es Euch beliebt, Ser.«
Die zwei reiten schweigend und langsam dahin, während die Lanzenkämpfer hinter ihnen sich nebeneinander zu einer Reihe formieren und den Streifen zwischen Mauer und der Straße absuchen.
»Aufschließen, da hinten!«, ruft Olisenn – mehr als nur einmal.
Lorn sagt nichts und befiehlt nichts, er beobachtet nur. Als die Reihe formiert ist und er und Olisenn zu beiden Seiten der Straße reiten, richtet Lorn seine Aufmerksamkeit ganz auf die
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