Freiheit für Cyador

sich noch nie näher mit den Bewohnern der Lüfte beschäftigt.
    Olisenn und Kusyl stehen mit erwartungsvollen Augen da, als Lorn und seine Lanzenkämpfer die Pferde zügeln.
    »Nichts außer einigen Aaskrähen, zwei Leoparden und ein paar Vögeln.« Lorn zuckt die Schultern und steigt ab. Er holt seine Wasserflasche heraus, die bald wieder gefüllt werden muss, und nimmt einen tiefen Zug daraus. »Wir beobachten weiter und warten auf die Spiegelingenieure.«
    Lorn wischt sich in der Mittagshitze gerade den Schweiß von der Stirn, als eine Stimme die Stille durchbricht.
    »Ser!«, ruft ein Wachposten und zeigt nach Norden.
    Lorn bindet den Wallach los und springt auf, die vier Lanzenkämpfer, die er ausgesucht hat, tun es ihm gleich. Vom Sattel aus kann Lorn drei Feuerwagen erkennen, sie kommen näher, überqueren gerade das Ödland diesseits der Perimeterstraße und fahren auf die Stelle zu, wo Stamm und Sperrenmauer sich kreuzen.
    »Aufsitzen! Die Ingenieure sind da.«
    »Aufsitzen!« Kusyl und Olisenn wiederholen lauthals Lorns Befehl.
    Lorn fährt sich über das schmutzige und stoppelige Kinn, dann lenkt er den Wallach auf die Feuerwagen zu, die nun die innere Straße entlang fahren, welche die Sperrenmauer flankiert. Der dritte Feuerwagen ist mit Cupridiumplatten gepanzert und zieht ein ebenfalls gepanzertes Gerät mit einer röhrenförmigen Verlängerung auf zwei Rädern hinter sich her; dabei kann es sich nur um die spezielle Feuerkanone handeln, von der Kommandant Meylyd gesprochen hat.
    Ein schmallippiger Ingenieurmajor steigt aus dem ersten Wagen. Er sieht sich um, dann entdeckt er Lorn und marschiert geradewegs auf den Lanzenkämpferhauptmann zu.
    »Major Weylt, Hauptmann. Ich leite den Ingenieurposten in Ostend.« Die dünnen Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. »Als ich Eure Nachricht erhielt, stellte ich dem Kurier einige Fragen über die Größe des Stammes. Euer Kurier wollte nicht von seiner Meinung abrücken, und so beschloss ich glücklicherweise – wie sich jetzt herausstellt –, mit den großen Feuerkanonen zu kommen.«
    »Hauptmann Lorn, Major. Gut, dass Ihr da seid.« Lorn lächelt. »Der Baum scheint wirklich außerordentlich groß zu sein, aber ich habe noch nicht viel Erfahrung. Ich habe nur die Vorschriften befolgt.« Er ruft sich ins Gedächtnis, was er gelesen hat. »Werdet Ihr den Stamm nun von der Sperrenmauer schneiden?«
    »Genau.« Weylt nickt heftig mit dem schmalen Kopf. »Wir sichern zuerst die Straße ab und dann vernichten wir die Krone, damit auch nicht ein einziges Tier darin überlebt und kein restliches Ordnungs-Gift mehr verbreitet werden kann.«
    »Was können wir dazu beitragen?«
    »Uns den Rücken freihalten, während wir die Gerätschaften aufstellen, damit wir nicht überrascht werden. Dann zieht Ihr Euch zurück und überlasst uns die Angelegenheit.«
    »Ja, Ser.«
    »Gut.« Der Major macht auf dem Absatz kehrt und läuft zurück zum Feuerwagen.
    Lorn beobachtet zusammen mit Kusyl, wie die Spiegelingenieure die gepanzerte Feuerkanone abhängen und sie mühevoll in die richtige Stellung schieben, etwa dreihundert Ellen von der Stelle entfernt, wo der Stamm auf der Sperrenmauer liegt. Einer der Ingenieure betätigt eine Kurbel, woraufhin sich an der Seite der Kanone eine Luke öffnet. Der Mann verschwindet in dieser Luke.
    Ein anderer rollt ein langes Kabel aus und trägt es von dem Feuerwagen, der die Kanone gezogen hat, zur Rückseite der Kanone, wo er es schließlich in einen quadratischen Anschluss steckt. Lorn fühlt, dass es ein Cupridiumkabel ist, ummantelt mit mehreren Lagen eines schimmertuchähnlichen Materials, womit wohl das Chaos isoliert werden soll, das in dem Kabel fließt.
    Dann taucht Major Weylt plötzlich wieder wie aus dem Nichts auf und eilt zu Lorn. »Zieht Eure Lanzenkämpfer hinter die Kanonen zurück, Hauptmann – und weg von der Sperrenmauer«, ordnet der dünnlippige Spiegelingenieur an. »Mindestens eine Drittelmeile. Sie sollen die Lanzen bereithalten, denn es könnten noch mehr Tiere herauskommen.«
    Lorn fragt sich, wie viele Katzen und Wasserechsen denn noch in der Krone und am Stamm verborgen sind, doch er nickt nur. »Ja, Ser.« Er nimmt das Pferd herum und stellt sich in die Steigbügel. »Zweite Kompanie! Siebenhundert Ellen zurück!«
    Lorn ist gespannt darauf, wie weit wohl siebenhundert Ellen für die Lanzenkämpfer sind, und führt die Zweite Kompanie zu einer Stelle, von wo aus sie den Stamm gut im Blick haben. Etwa