Freiheit für Cyador
Ryalor aufgrund von bestimmten Hinweisen bezüglich Bauholz nun an anderen Unternehmungen beteiligt ist, die wir so bald wie möglich erörtern sollten. Das Dienstmädchen, das du nie getroffen hast, meint, alles stehe zum Besten.
… und freue mich, bald von dir zu hören.
Lorn lächelt und greift zur Feder, um den Brief zu beantworten.
Meine liebe Händlerin,
mein Urlaub von zwei Achttagen beginnt im neunten Achttag des Winters und ich habe die Vorbereitungen getroffen, über die wir vor einem Jahr gesprochen haben. Ich bin sehr erfreut über den Gedanken, mein Wort in dieser Angelegenheit halten zu können, und ich hoffe, der Zeitpunkt ist günstig für dich, um nach Jakaafra zu kommen. Ich habe ein bescheidenes Zuhause für dich gefunden, damit alles in Anstand und Würde vonstatten gehen kann.
Sollte ich aufgrund meines Dienstes nicht sofort verfügbar sein, frag nach dem Kommis, er hat alles in die Wege geleitet …
Sollte es von deiner Seite Einwände geben, werde ich andere Vorkehrungen treffen, um mein Wort zu halten, wann immer du willst …
Lorn runzelt die Stirn, während er diese Worte niederschreibt. Er möchte nicht zu förmlich wirken, aber er will Ryalth auch nicht bloßstellen, sollte die Schriftrolle in die falschen Hände geraten.
Schließlich schreibt er weiter.
Wie du weißt, bin ich alles andere als gut darin, mich unter diesen Gegebenheiten auszudrücken, und muss Worten vertrauen, die weitaus förmlicher sind als meine Gefühle. Ich hoffe jedoch, dass meine Handlungen mehr für mich sprechen als die schwachen Worte und du verstehen wirst, so wie du es schon so oft getan hast in den vergangenen Jahren.
Mit leerem Blick wendet sich Lorn dem Fenster zu, nachdem er die Schriftrolle schließlich gesiegelt hat. Seine Augen sehen jedoch das Grau des Kasernenhofs gar nicht.
XXXIV
D er weiße Wallach geht langsam an der weißen Sperrenmauer entlang in Richtung Südosten und Lorn wischt sich den kalten Nieselregen von der Stirn. Der Schweiß rinnt unter der Kappe hervor und vermischt sich mit dem feinen Regen. Ohne die Winterjacke aus weißem geöltem Leder wäre er völlig durchnässt, und so kalt wie es in Jakaafra war, als sie aufbrachen, hat er sich für die warme Jacke unter dem wasserfesten Winterzeug entschieden. Inzwischen ist es wärmer geworden, und mit der dicken Jacke ist es Lorn, selbst wenn er sie offen trägt, viel zu warm.
Kein Lanzenkämpfer kann Kleidung für alle Wetterlagen mit auf die Patrouille nehmen, nicht, wenn er noch erfolgreich gegen Riesenkatzen ankämpfen möchte, und nicht, wenn er außerdem noch zwei Feuerlanzen und zwei Säbel mit sich führt.
»Viel zu nass und zu kalt, um die Jacke ausziehen zu können«, jammert Shynt, der auf der anderen Seite der Sperrenmauerstraße reitet und Lorns Gedanken genau getroffen hat, »aber zu warm, um sie anzubehalten.«
Lorn schüttelt den Kopf. »Es ist nicht nass genug, um die Ernte wirklich wachsen zu lassen, aber wiederum zu feucht, um anständig reiten zu können. Keiner hat etwas davon. Aber so ist es auf manchen Patrouillen nun mal.«
»Auf den meisten … im Winter.«
Der Lanzenkämpfer nickt zustimmend und lässt den Blick in die Ferne schweifen. Durch den mittäglichen Nieselregen kommt links von der inneren Straße langsam das weiße Granitgebäude zum Vorschein, das den schon lange unnützen Chaos-Turm beherbergt. In nicht mehr allzu langer Zeit wird die Erste Einheit um den Turm herumreiten müssen und weiter im Südosten auf einen weiteren umgestürzten Baum treffen.
Es sind schon fast zwei Achttage und zwei Patrouillen ins Land gegangen, seit Lorn die schicksalhafte Schriftrolle an Ryalth abgeschickt hat, und er hat noch nichts von ihr gehört, aber dennoch muss er patrouillieren und Waldtiere an der Flucht hindern. Ryalth hätte sehr schnell geantwortet, wenn jetzt schon eine Antwort käme. Er wendet sich der Mauer zu. Mit Augen und Sinnen prüft er das Chaos-Netz und die immer unregelmäßiger fließenden Chaos-Impulse, was bestätigt, dass wieder ein Baum auf die weiße Granitmauer gefallen ist – einige Meilen südöstlich des Turmes. Die Unregelmäßigkeit des Chaos – die größere Unregelmäßigkeit, verbessert er sich, denn Chaos-Fluss ist niemals regelmäßig – erinnert ihn daran, dass er einen gefährlichen Weg verfolgt … vor dem ihn sein Vater mehr als einmal gewarnt hat.
Aber könnte er als der, der er nun einmal ist, etwas anderes tun? Etwas anderes als
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