Freiheit für Cyador
Frau stehen ein Buchhalter in Blau – das muss Eileyt sein, vermutet Lorn – und ein Wächter, der ebenfalls blaue Kleidung trägt.
Eileyts Augen mustern Lorn eingehend. Lorn lächelt höflich. Der schlanke Buchhalter verbeugt sich, es ist eine zutiefst respektvolle Verbeugung.
Ryalth steigt anmutig vom Pferd, wobei sie die Hand, die Lorn ihr reicht, kaum in Anspruch nehmen muss. Der Wächter tritt vor und nimmt die Zügel der beiden Pferde.
»Seid gegrüßt, Hauptmann, und meine besten Wünsche für Euch, Händlerin.« Dustyn verneigt den Kopf zuerst vor Lorn und dann vor Ryalth. »Das ist meine Gemahlin Wryul.« Der Kommis zeigt auf die silberhaarige Frau.
»Danke.« Lorn und Ryalth nicken beide.
»Ihr seht wunderschön aus«, meint Wryul zu Ryalth. »Und kommt von so weit her …«
»Wir hätten noch Jahre ausharren müssen, wenn wir Lorns Rückkehr nach Cyad hätten abwarten wollen«, erklärt Ryalth. »Ich freue mich sehr, hier zu sein.«
Als das Paar sich anschickt, die Stufen zu dem kleinen Gebäude hinaufzugehen, kommt auf der Hauptstraße eine Kutsche herangerauscht und bleibt auf dem Platz stehen; es ist eine geschlossene Kutsche aus polierter Goldeiche, die von zwei prächtigen grauen Pferden gezogen wird.
»Das muss Kylynzar sein«, ruft Dustyn, als das Gefährt zum Stehen kommt und ein drahtiger, weißhaariger Mann mit einem kastanienbraunen Umhang herausspringt. Der weißhaarige Mann dreht sich um und reicht einer grauhaarigen Frau mit einem ebenso kastanienbraunen Umhang die Hand.
»Eine Vermählung im engsten Kreis also?«, flüstert Ryalth leise.
»Ich habe es niemandem erzählt, nur denen, die unbedingt davon wissen mussten«, murmelt Lorn zurück.
»Und warum ist dann die halbe Stadt hier versammelt?«
»Es ist nicht die halbe Stadt …«, protestiert Lorn.
»O doch, sieh dich doch einmal auf dem Platz um.« Ryalth berührt seine Hand, um seine Aufmerksamkeit auf das Paar zu lenken, das gerade mit der Kutsche angekommen ist.
»Hauptmann, meine Dame«, begrüßt der Mann mit dem kastanienbraunen Umhang die beiden. »Ihr habt Jakaafra als Ort für Eure Vermählung auserkoren und unserer Stadt damit eine hohe Ehre erwiesen. Als Gegenleistung wollen wir nun Euch ehren.« Ein trockenes Lächeln folgt den Worten. »Wir haben uns zwar noch nicht persönlich kennen gelernt, doch geschrieben haben wir uns schon. Ich heiße Kylynzar und dies ist meine Gemahlin Mylora.«
Lorn und Ryalth verneigen sich.
»Wir freuen uns, Eure Bekanntschaft zu machen«, sagt Lorn.
»Die Freude ist ganz auf unserer Seite.«
Dustyn räuspert sich. »Äh … Ser … meine Dame. Wasyk wartet bereits.« Ryalth zieht die Augenbrauen hoch. Lorn bemerkt, dass er verlegen grinst. Sie schreiten die zwei Stufen zu den offenen Doppeltüren aus Weißeiche hinauf und gehen hinein.
Das Gebäude ist nur fünfzehn Ellen lang und halb so breit und der Boden mit glänzendem weißem Marmor gefliest. Vier große Fenster aus uraltem, bläulichem Glas – zwei auf jeder Seite – sorgen für die Beleuchtung.
In der Halle steht nichts außer einem altarähnlichen Tisch aus weißem Sonnenstein.
Eine schwergewichtige Gestalt steht hinter dem offenen Buch, das auf dem Sonnensteintisch aufgeschlagen liegt. Das Buch misst eine Länge von mindestens einer Elle und ist fast ebenso breit. Der Mann trägt eine Schärpe aus weißem Schimmertuch, die trotz seines beträchtlichen Leibesumfangs breit genug ist, um die braune Tunika fast zu verbergen.
»Ich bin Wasyk, der Standesbeamte. Tretet vor … Ihr, die Ihr Eure Vermählung hier in der Stadt von Jakaafra besiegeln wollt.« Der Standesbeamte verneigt den Kopf vor dem Paar.
Lorn und Ryalth treten langsam vor das Buch und den Schärpenträger.
Nur Dustyn, Wryul, Kylynzar und Mylora sind den beiden in das Gebäude gefolgt und warten neben der Tür.
Das Paar steht zwei Ellen von dem Sonnensteinaltar mit dem Buch entfernt. Beide blicken den Standesbeamten an.
»Erklärt Ihr hiermit – Hauptmann Lorn von den Spiegellanzenkämpfern und Dame Ryalth aus dem Hause Ryalor – Eure Absicht, Euch hier zu vermählen?«
»Ja«, antwortet Lorn.
»Ja.« Ryalths Antwort klingt ebenso überzeugt wie Lorns, nur ein wenig melodischer.
»Wollt Ihr Eure Namen hier in dieses Buch eintragen und damit bezeugen, dass Ihr Euch aus freien Stücken und nach eigener Wahl vermählt habt, zum Wohle des Chaos und Lichts und unter der Aufsicht des Kaisers des Lichts?« Wasyk reicht ihnen eine schimmernde, weiße
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