Freiheit für Cyador
nur einen Gedanken … ob du wohl schon hier bist …«
»Du hast nicht nur daran gedacht, mein Lanzenkämpferhauptmann. Das kann ich deutlich fühlen.«
Lorn spürt, wie er rot wird.
»Aber ich auch.« Ryalths Stimme klingt sehr sanft.
Nach einem Augenblick des Schweigens fährt sie fort: »Ich habe Eintopf gekocht und Brot gebacken. All meine Kochkünste musste ich dazu auffahren. Oft muss ich schließlich nicht kochen in diesen Tagen. Dieser Ofen ist wie der bei Tante Elyset …«
»Alt, ich weiß.« Lorn grinst. »Natürlich, Kochen liegt nun unter deiner Würde als Oberhaupt eines reichen, aufsteigenden Handelshauses, oder?«
»Reich …?«
»Das nehme ich an. Ich habe es zumindest schon vielerorts gehört …«
»Geh und wasch dich.« Ihre Stimme klingt zwar streng, aber die Augen funkeln.
»Wie Ihr befehlt, Händlerin.« Lorn muss grinsen. »Wie Ihr befehlt.«
»Dein Abendessen wird lange vor dir fertig sein«, warnt sie ihn.
»Ich werde mich beeilen.« Lorn errötet ein zweites Mal.
Ryalth lächelt und schüttelt den Kopf, dann geht sie zurück zu dem uralten Kachelofen, der in die gegenüberliegende Wand eingemauert ist.
Lorn bringt seine Tasche in die Schlafkammer. Er faltet die Ausgehuniform auseinander und hängt sie in den Schrank. Lächelnd betrachtet er die zwei blauen Garnituren – eine davon ist sehr festlich –, die im Schrank hängen. Er schnallt den Säbel vom Gürtel und lehnt die Waffe in die Ecke. Dann geht er in den Waschraum, wo er sich rasch mit kaltem und warmem Wasser wäscht, das Ryalth in Eimern und Krügen für ihn bereitgestellt hat.
Zum Schluss, bevor er sich an den Tisch setzt, holt er eine Flasche Alafraan aus der kleinen Abstellkammer. »Solch hohe Kochkunst verdient einen guten Wein.« Lorn sucht in dem kleinen Küchenschrank nach Gläsern, er findet jedoch keine und stellt stattdessen die zwei Humpen auf den Tisch, die am wenigsten angeschlagen sind. Nach dem Entkorken füllt er die Becher zu zwei Drittel und bleibt neben dem Tisch stehen.
»Wir haben es uns verdient, jeder auf seine Art. Ich hoffe als Belohnung. Vielleicht brauchst du ihn auch als Entschädigung. Du kannst dich setzen, lieber Lanzenkämpfer.« Die rothaarige Händlerin stellt den Kessel mit dem Eintopf auf den alten Keramikuntersetzer in der Mitte des Tischs. Sie zieht die Nase hoch. »Oh … da brennt doch etwas.« Schnell läuft Ryalth zum Ofen und öffnet mit einem dicken Topflappen die Backofentür. Eine graue Rauchwolke steigt auf, als sie versucht, einen kurzen Brotschieber unter den rundlichen, dunklen Brotlaib zu schieben. Nach wenigen Augenblicken dreht sich Ryalth um und lässt den Laib in einen Korb aus getrocknetem, geflochtenem Gras gleiten, den sie zum Tisch bringt. »Glücklicherweise ist das Brot selbst nicht verbrannt. Es war nur der Teig, der mir auf dem Backrost daneben gegangen ist.«
»Aber dir geht doch sonst nichts daneben.« Lorn zieht den alten, lehnenlosen Holzstuhl heraus und setzt sich.
»Wenn ich koche, schon.« Ryalth lässt sich ebenfalls nieder.
Lorn nimmt die alte Cupridiumschöpfkelle mit dem Holzgriff und bedient zuerst Ryalth und dann sich selbst. Er deutet auf den Korb mit dem dampfenden Laib.
»Du vertraust meinen Kochkünsten nicht?«, beschwert sie sich übertrieben lautstark. »Und das schon vor der Vermählung?«
»Meine sehr verehrte Händlerin, ich habe deiner Küche schon immer vertraut … lange schon bevor ich die Vermählung vorgeschlagen habe. Oder hast du das schon wieder vergessen?« Lorn tut sein Bestes, um ihren anklagenden Ton nachzuahmen.
Ryalths Lachen ist wie eine warme Liebkosung und Lorn grinst albern.
»Meine einzige Sorge«, meint Lorn, »galt deiner gefährlichen Reise den ganzen Weg von Cyad bis in die Wildnis des östlichen Cyadors.«
»Ich bin nicht allein gereist; dein Kommisfreund war so freundlich, eine Unterkunft bereitzustellen … für Eileyt – ich dachte, es wäre besser, einen Buchhalter mitzunehmen – und einen angeheuerten Wachmann.«
»Das war sehr klug von dir, und noch besser war, sie nicht hier unterzubringen.«
»Besser für dich … oder für mich?« Ryalth zieht die fein gezeichneten Augenbrauen hoch.
Lorn errötet schon wieder und sucht Zuflucht in einem Bissen von dem knusprigen, heißen Brot. Er schluckt schnell hinunter und greift nach dem Humpen mit Alafraan, als er die Kälte eines suchenden Chaos-Glases fühlt.
»Noch immer?«, murmelt Ryalth, ihre Lippen bewegen sich dabei kaum.
»Es ist
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