Freiheit für Cyador
Feder.
Ryalth nimmt die Cupridiumfeder und schreibt ihren Namen in das Buch. Sie gibt das Schreibgerät weiter an Lorn, der nun seinerseits den Namen darunter setzt.
Wasyk nimmt die Feder zurück und steckt sie wieder in den zur Zeremonie gehörenden Cupridiumhalter, dann räuspert er sich und verkündet: »Und somit steht es im Buch von Jakaafra geschrieben, Ihr seid vermählt.« Wasyk strahlt das Paar an. »Möget Ihr stets erfüllt sein vom Licht.«
Lorn legt ein glänzendes Silberstück auf die Seiten des Buches, so wie Dustyn es ihm gesagt hat. Dann steht er eine Weile tatenlos da.
»Du könntest mich jetzt küssen«, murmelt Ryalth.
Und das tut Lorn.
Er hört ein liebliches Seufzen hinten in der kleinen Halle.
»So ein schönes Paar …«
Arm in Arm schreitet das frisch vermählte Paar zum Ausgang.
Kylynzar tritt vor, hustet leise und spricht: »Es mag vielleicht dreist wirken, aber Dustyn, Wryul, Mylora und ich würden Euch gern einladen in den Backsteinkamin. Wenn Ihr damit einverstanden seid. Eine Vermählung wie diese haben wir nicht oft in Jakaafra.«
Wie könnten sie da widerstehen?
»Es ist uns eine Ehre, Euch Gesellschaft zu leisten«, antwortet Ryalth strahlend. »Unsere Familien sind weit weg von hier und wir nehmen Eure Gastfreundschaft mit Freuden in Anspruch.«
»Mit großer Freude sogar«, fügt Lorn hinzu.
»Es liegt schon drei Generationen zurück, dass ein Lanzenkämpferoffizier mit seiner Gemahlin in Jakaafra gelebt hat, wenn auch nur zeitweise«, erzählt die grauhaarige Mylora.
»Wir werden so oft hier sein, wie wir können«, meint Lorn und erinnert sich an die Worte seiner Mutter, die sie ihm kurz vor der Abreise aus Cyad zu Bedenken gegeben hat: Lanzenkämpferoffiziere sind außerhalb von Cyad fast so selten und so hoch angesehen wie die Magi’i.
Als die Gesellschaft die Gaststube des Backsteinkamins betritt, gedrängt von Dustyn und Kylynzar, kann Lorn nur mit offenem Mund staunen. Die Gaststube hat man geräumt und einen Tisch an die Seitenwand gestellt. Auf dem grünen Leinen drängen sich Platten mit Melonenscheiben und Käsestücken und Körbe voll Brot. Links auf dem Tisch warten mehrere Haschen, gefüllt mit bernsteinfarbenem Wein.
Kylynzar und Dustyn lachen.
»Mehr konnten wir nicht tun«, meint Kylynzar. »Wir haben uns erlaubt, noch einige Freunde einzuladen.«
»Natürlich.« Lorn hofft nur, dass seine Stimme nicht zu überrascht wirkt.
Kylynzar macht eine Handbewegung und innerhalb weniger Sekunden stehen fast zwanzig andere Gäste in der Schenke, alle sind aufs Feierlichste gekleidet. Lorn erkennt nur ein Paar wieder: der Stallbursche aus der Kaserne – Suforis – und seine Gemahlin Lesyna. Beide tragen rotbraune Umhänge. Suforis lacht übers ganze Gesicht.
Rechts von Suforis steht Eileyt und lacht genauso.
»Eine Vermählung im allerengsten Kreis also?«, murmelt Ryalth.
»Ich hatte keine Ahnung …«, flüstert Lorn zurück.
»Das sehe ich. Du siehst aus wie vom Blitz getroffen.«
»Einen Augenblick!«, bellt Dustyn. »Da Kylynzar besser reden kann als ich, wird er nun eine kleine Ansprache halten.«
Das Stimmengewirr verstummt.
»Nur ein paar Worte«, verkündet der Melonenzüchter. »Die meisten von euch wissen, dass ich Lanzenkämpferoffiziere noch nie sonderlich gut leiden konnte – und außer Dustyn auch keine Händler. Diese beiden hier sind jedoch anders, und ich möchte, dass sie wissen, dass das Volk von Cyador sehr froh darüber ist. Nun lasst sie als Erste zugreifen und dann bedient euch.«
Mit hochrotem Kopf drückt sich Lorn an den Tisch.
Dustyn reicht ihnen zwei schwere Gläser, in die er den roten, fast bernsteinfarbenen Wein gefüllt hat. »So etwas habt Ihr bestimmt noch nicht gekostet.«
Lorn grinst und nimmt das Glas entgegen, Ryalth ebenso.
Dann probiert Lorn ein Stück weißen Käse und nippt am bernsteinfarbenen Wein, während er sich seiner Gemahlin zuwendet. »Dieser Wein hier schmeckt wirklich anders, süß und trocken zugleich.«
Sie trinkt einen kleinen Schluck, dann einen zweiten. »Er ist stark.«
Kylynzar kommt auf die beiden zu. »Das ist mein Meloneneiswein.« Er blickt Ryalth an. »Vielleicht könntet Ihr … aber davon später.« Der drahtige Melonenzüchter wird rot. »Wir wollen jetzt nicht vom Geschäft reden.«
Ryalth lacht freundlich. »Der Wein schmeckt gut, wir sollten uns später wirklich noch einmal darüber unterhalten.«
»Ihr seid sehr gütig und habt gerecht und doch mit fester Hand Eure
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