Freiheit für gequälte Tiere!
Haus.
Für Tim und Klößchen wurde es
höchste Zeit, sich im Internat blicken zu lassen.
„Also bis morgen vormittag“,
sagte Tim und küßte seine Freundin auf die Nasenspitze. „Um zehn Uhr am
Marktbrunnen.“
„Elf würde mir besser passen“,
nörgelte Klößchen. „Einmal in der Woche möchte ich ausschlafen.“
„Wenn du ausschläfst“,
erwiderte Tim, „können wir uns gleich am späten Nachmittag treffen. Na gut, bis
neun Uhr poofen — das wird doch wohl reichen?“
„Dein Früh-Aufstehen ist ja
schon abartig“, meinte Klößchen.
Die beiden Jungs düsten
südwärts durch die Randgebiete der Stadt und dann über die Zubringer-Straße
hinaus zum TKKG-Internat.
Als sie ihre Drahtesel im
Fahrradschuppen unterbrachten, gongte es im Haupthaus zum Abendessen.
Schüler jeden Alters strebten
zum Speisesaal.
„Na, prima!“ meinte Klößchen.
„Da komme ich gerade richtig.“
„Du willst doch nicht etwa zu
Abend essen?“
„Warum nicht? Mein Vater
bezahlt dafür. Ist im Schulgeld inbegriffen, Gott sei Dank!“
„Aber die Schlachtplatte!“ Tim
stöhnte.
„Das war vorhin. Inzwischen
hast du mich kilometerweit auf dem Rad rumgehetzt. Der Wind kam von vorn. Das
kostet Kraft. Jetzt muß ich nachschlagen.“
Kopfschüttelnd sah Tim seinem
Freund nach, als der auf kurzen stämmigen Beinen in den Speisesaal rannte.
Im ADLERNEST zog der
TKKG-Häuptling Sportswear an und ging in die Turnhalle, wo es jetzt gähnend
leer war. Er trainierte eine Stunde: Konditions-Gymnastik und Judo.
Nach dem Duschen kam er in die
Bude zurück und fand Klößchen vor, der auf dem Bett lag und gerade eine
Schokoladentafel öffnete.
Blitzschnell nahm Tim sie an
sich; und das Kakao-Produkt flog auf den Schrank.
„Was soll das?“ protestierte
Klößchen. „Mein Nachtisch ist das.“
„Ich werde nicht mit ansehen,
daß du dich umbringst. Bis morgen früh gibt’s nichts mehr. Du kannst ruhig mal
fasten.“
„Ich weiß ja, daß jetzt
Fastenzeit ist. Aber ich bin doch kein Mönch.“
„Figürlich bist du’s.“
Tim setzte sich an den Tisch,
holte Block und Kugelschreiber hervor und begann: einen Entwurf des
Rundschreibens, das die TKKG-Bande an alle Oberschüler, an Gymnasien und
Realschulen verschicken wollte. Vor allem an die Schulsprecher.
Ein Text gegen die
Schlachtvieh-Transporte mußte es werden. Mit Argumenten für alle Kids, alle
Schüler und Schülerinnen. Damit sie Druck ausüben konnten auf ihre Eltern und
diese den Druck dann weiterreichten an die Verantwortlichen, an die Politiker.
Es mußte was geschehen.
Tim formulierte sorgfältig und
beschränkte sich aufs Wesentliche, merkte aber: Er mußte sich noch
kurzschließen mit Christa Löhberger, damit alle Tatsachen wirklich stimmten.
*
Am Samstagmorgen erwachte Tim
um sechs — wie gewohnt. Aber das war wirklich zu früh an einem freien Tag.
Also blieb der TKKG-Häuptling
im Bett, horchte auf die Morgenlieder der Singvögel und auf Klößchens
Schnarchen.
Tim schlief nochmal ein, bis
sieben. Dann hätte ihn nur eine Vollnarkose im Bett gehalten.
Die Sonne schien. Blauer
Himmel. Über dem Internatsgelände lag Stille. Im Speisesaal wurden die Tische
gedeckt — fürs Frühstück, das an schulfreien Tagen kein „Muß“ ist.
Tim lief zum Sportplatz und
drehte ein paar Runden auf der Aschenbahn. Die Wiesen waren noch feucht.
Spatzen, Amseln, Stare und Meisen sahen ihm zu. Er lief, bis er dampfte.
Um halb elf radelten Tim und
Klößchen zur Stadt.
Gaby und Karl warteten am
Marktbrunnen, wo auch einige Stadtstreicher herumlungerten mit ihren
Bierflaschen.
Karls Gesicht strahlte. Gaby
lächelte mit blitzenden Zähnen und kräuselte die Nase vor Freude.
„Was ist los?“ fragte Tim. „Ihr
seht aus wie eine gute Nachricht.“
„Wie eine sehr gute“, erwiderte
Gaby und ließ das Begrüßungsbussi über sich ergehen. „Sabine ist gestern abend
— ziemlich spät, aber noch vor Mitternacht — erwacht aus ihrer Bewußtlosigkeit.
Ich weiß es von meinem Papi.“
Tim schaltete sofort. Wenn
Kommissar Glockner informiert wurde, dann steckte mehr dahinter.
„Sie wird also wieder gesund?“
„Völlig. Das können die Ärzte
jetzt garantieren. Und Sabine hat auch gleich ausgesagt — zu ihrem Unfall.“
„Sie weiß was?“
„Na, und ob! Sie hat sich
nämlich umgedreht und hinter sich geschaut, kurz bevor sie angefahren wurde.
Weil — so sagte sie — der Wagen mit gewaltigem Karacho herangerast kam. Viel zu
schnell. In der
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