Freiheit statt Kapitalismus
wurde, hat immer wieder darauf hingewiesen, dass die Unterschiede zwischen großen Privatunternehmenund öffentlichen Unternehmen im Hinblick auf die Motivation der Akteure stark überzeichnet werden. In beiden arbeiten heute nahezu alle in abhängiger Beschäftigung: »Die meisten Produzenten sind Angestellte, nicht Eigentümer von Firmen … Aus der Sicht der klassischen Theorie haben sie keinen Grund, den Gewinn der Firmen zu maximieren, außer in dem Umfang, in dem sie von den Eigentümern kontrolliert werden können.« Kontrolle aber kann – auf andere Ziele und Kriterien gerichtet – in öffentlichen Unternehmen ebenso wirkungsvoll stattfinden wie in privaten.
In dieser Hinsicht bestehe, fährt Simon fort, »kein Unterschied zwischen gewinnorientierten Firmen, gemeinnützigen Organisationen und Verwaltungsapparaten. Alle haben genau das gleiche Problem, ihre Mitarbeiter dazu zu bewegen, auf die Verwirklichung der Ziele der Organisation hinzuarbeiten. Es gibt a priori keinen Grund, weshalb es leichter (oder schwerer) sein sollte, diese Motivation in Organisationen zu erzeugen, die auf Gewinnmaximierung aus sind, als in Organisationen mit anderen Zielen.« 211 Letztlich komme es immer auf die gesetzten Anreize an.
Der entscheidende Unterschied zwischen öffentlichen Unternehmen und Mitarbeitergesellschaften einerseits und privatwirtschaftlichen Großunternehmen auf der anderen Seite besteht darin, dass ausreichende Spielräume für Ziele jenseits der Renditemaximierung überhaupt nur in Ersteren existieren.
Auch der deutsche Ökonom und Mitbegründer der in Schumpeter-Tradition stehenden evolutorischen Ökonomik, Helmut Arndt, stellte fest: »Die Konkurrenzwirtschaft funktioniert nicht deshalb, weil die Unternehmen in Privateigentum stehen, sondern sie funktioniert deshalb, weil Unternehmen am gleichen Markt selbständig um die gleichen Kunden konkurrieren. Ob diese Unternehmen einzelnen Personen oder Stiftungen gehören, ist ebenso wie ihre Rechtsform belanglos, solange nur ihre Unabhängigkeit und damit ihre marktwirtschaftliche Entscheidungsfreiheit gewährleistet ist.« 212
Und Hermann Simon konstatierte in seiner verdienstvollen Studie über die »Hidden Champions«: »Das Phänomen und der Erfolg derHidden Champions sind nicht primär eine Frage des Familieneigentums, sondern es kommt vor allem auf die Strategie und Führung an.« 213 Diese Strategie und Führung muss sich an wirtschaftlich sinnvollen Zielen orientieren und dafür bedarf es der richtigen Anreize. Garantien gibt es nie. Aber die Wahrscheinlichkeit vernünftigen Wirtschaftens ist in öffentlichen Unternehmen und Mitarbeitergesellschaften immerhin deutlich höher als in börsennotierten Konzernen oder großen Firmen, die sich in der Hand zerstrittener oder unfähiger Familienerben befinden.
Unternehmensgründer und die Steine auf ihrem Weg
Eine Gesellschaft, die es Menschen mit Ideen versagt, ihr eigenes Unternehmen zu gründen, um für die Realisierung ihrer Geschäftsidee zu kämpfen und dabei im Erfolgsfall auch sehr reich zu werden, kappt eine der wichtigsten Quellen von wirtschaftlicher Anpassungsfähigkeit, Innovation und technischem Fortschritt. Die wenigsten Firmen wären ohne den außergewöhnlichen Einsatz ihrer Gründer je auf den Erfolgsweg gekommen. Viele Märkte wären nicht entstanden. In dieser ersten Unternehmensphase schafft Eigentum tatsächlich noch Identifikation, und die Kreativität, Power und meist auch Selbstausbeutung des Eigentümers sind vielfach Basis der Unternehmensentwicklung.
Außerdem sichert persönliches Eigentum kurze Entscheidungswege und klare Machtverhältnisse. Das kann für Gründerunternehmen hilfreich sein, ebenso wie für viele Handwerksbetriebe oder kleine Gewerbetreibende. Deshalb gilt für einen kreativen Sozialismus: Der echte Unternehmer im Sinne Schumpeters darf nicht gegängelt und unterdrückt, er muss gefördert und unterstützt werden. Solche Unternehmensgründer werden nicht durch eine neue Wirtschaftsordnung bedroht, sondern durch die heutige, die ihnen immer größere Steine in den Weg rollt.
Eines der größten Hemmnisse heute ist, wie wir gesehen haben, der Kreditgeiz der Banken. Egal wie gut eine Geschäftsidee ist: Das mit jeder neuen Idee verbundene Risiko und die in der Regel fehlenden Sicherheiten geben vielen Ideen von vornherein keine Chance. Es sei denn,der Gründer findet private Risikokapitalgeber. Dann aber machen im Erfolgsfall hauptsächlich andere mit
Weitere Kostenlose Bücher