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Freiheit statt Kapitalismus

Freiheit statt Kapitalismus

Titel: Freiheit statt Kapitalismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sahra Wagenknecht
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entfremdete Familienclans handelt. In all diesen Fällen ist der erwartete Profit und nicht der wirtschaftliche Nutzen eines Geschäftsprojekts die entscheidende Größe, und Investitionen finden nur statt, wenn sie die angepeilte Zielrendite in Aussicht stellen. DieMesslatte dafür wiederum wird von der Geldmaschine der Banken immer höher geschraubt. In all diesen Fällen ist somit nicht damit zu rechnen, dass mit den wirtschaftlichen Ressourcen sinn- und verantwortungsvoll umgegangen wird.
    Fazit
    Nicht nur das Geschäftsmodell der großen Banken, auch das vieler Großunternehmen ist heute produktivitäts-, innovations- und damit wohlstandsfeindlich. Statt die verfügbaren Ressourcen für Forschung, Neuerungen und Investitionen zu verwenden, wird die Unternehmensführung am kurzfristigen Shareholder-Value ausgerichtet und die Unternehmenssubstanz durch hohe Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufe ausgezehrt. Ständige Kostensparprogramme gehen zulasten von Qualität, Service und Professionalität. Das Streben nach Größe und Marktmacht tritt an die Stelle von Leistung, neuen Ideen und Kreativität. Der Druck wird an die Zulieferer weitergegeben.
    Hintergrund dieser Entwicklung ist zum einen das wachsende Gewicht institutioneller Anleger als Eigentümer großer börsennotierter Gesellschaften. In die gleiche Richtung wirkt die stets präsente Gefahr einer feindlichen Übernahme im Falle sinkender Aktienkurse. Zum anderen orientieren sich aber auch große Familienkonzerne an der Rendite-Benchmark des Kapitalmarktes, die sie oft sogar übertreffen, und wirtschaften nach ähnlichen Prioritäten wie die großen Börsengesellschaften.
    Im Ergebnis wird die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft verringert; die technologische Entwicklung gebremst, wirtschaftliche Substanz zerstört und die soziale Spaltung der Gesellschaft durch Lohndumping immer weiter vergrößert.

4. Schaffe, schaffe, Häusle baue? –
Mythos Leistungsgesellschaft
    »Wir haben feststellen müssen, dass ein sehr großer, ja
    der stark überwiegende Teil der wirtschaftlichen Macht
    in der heutigen Bundesrepublik bei einigen hundert
    Familien verblieben ist, die bereits vor achtzig, hundert
    und oft noch weit mehr Jahren maßgeblichen Einfluss
    hatten, ohne dass sich sagen ließe, sie wären damit stets
    so umgegangen, dass man die ungebrochene Kontinuität
    ihrer Macht begrüßen und als verdient bezeichnen
    könnte.«
    Bernt Engelmann in
Das Reich zerfiel,
    die Reichen blieben
     
    Nichts ist verlogener als die These, wir lebten in einer »Leistungsgesellschaft«. Wer viel leistet, verdient deshalb noch lange nicht viel und mit großer Wahrscheinlichkeit weniger, als er noch vor zwanzig oder dreißig Jahren für eine ähnliche Arbeit bekommen hätte. Wem dagegen ein mehrfaches Millionenvermögen in die Wiege gelegt wurde, der muss seinen Lebtag nichts mehr leisten und wird trotzdem blendend leben.
    Unterbezahlte Leistungsträger
    Wir leben in einer Gesellschaft, in der Leistung nicht belohnt wird. Dass allerdings ausgerechnet Parteien wie die FDP, deren ganze Politik darauf gerichtet ist, den Anteil leistungsloser Profit- und Vermögenseinkommenam Volkswirtschaftskuchen nach oben zu treiben, sich den Leistungsgedanken auf die Fahne schreiben, ist blanke Heuchelei und ein Hohn gegenüber den wirklichen Leistungsträgern. Der Kabarettist Volker Pispers stellte seinen Zuschauern kürzlich die Frage: Wenn morgen entweder alle Unternehmensberater, Investmentbanker und Aktienanalysten tot umfielen oder aber alle Krankenschwestern, Polizisten, Feuerwehrleute und Altenpfleger – wen würden Sie mehr vermissen?
     
    Eine Gesellschaft, die unnützes Tun so ungleich viel höher honoriert als sinnvolles und nützliches, beruht offensichtlich nicht auf leistungsgerechter Bezahlung, sondern auf dem genauen Gegenteil. Der Fehler des heutigen Kapitalismus ist nicht, dass er eine Leistungsgesellschaft wäre, sondern dass er keine Leistungsgesellschaft ist. Dass er Leistung demotiviert, indem er die Bedingungen, unter denen Menschen leistungsfähig und kreativ sind, mehr und mehr zerstört.
     
    Die Bundesrepublik der Nachkriegsjahrzehnte bot den Arbeitenden, neben wachsendem Konsum, ein weitgehend gesichertes Lebensmodell. Das ist vorbei. Heute grassieren Befristungen, Endlospraktika, Leiharbeit und Teilzeitjobs, erzwungene Mobilität und Flexibilität. Das Gefühl, nie zu wissen, wie man in wenigen Jahren leben wird, in welcher Stadt, mit welchem Einkommen,

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