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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Grüter
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sich zu einem geheimnisvollen erzkonservativen Milliardär zurückverfolgen: den sehr zurückgezogen lebenden Richard Mellon Scaife.
    Scaife gibt keine Interviews und hat keine Memoiren geschrieben. Er spendet viel Geld für wohltätige Organisationen und konservative Vereine. War er der Drahtzieher im Hintergrund? Gab es überhaupt einen Drahtzieher? Oder waren sich Ultra-Konservative unterschiedlicher Herkunft auch ohne Absprache einig darin, diesen charismatischen und klugen Präsidenten mit allen Mitteln zu stürzen?
    Hier zeigen sich die Grenzen der Aufklärung von Verschwörungen. Manchmal lässt sich einfach nicht feststellen, ob eine heterogene Gruppe von Menschen sich abgesprochen hat, oder ob sie lediglich ein gemeinsames Ziel verfolgen und deshalb ohne besondere Koordination zusammenarbeiten.
    Inzwischen sind alle Ermittlungen abgeschlossen. Außer Clintons peinlicher Sexaffäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky ist von den Vorwürfen nichts übrig geblieben. In der Whitewater-Affäre war dem Ehepaar Clinton laut Abschlussbericht des Sonderermittlers aus dem Jahr 2000 nichts nachzuweisen, ebenso wenig wie in den anderen untersuchten Affären. Um diese Tatsache festzustellen, hatten Clintons Gegner eine sechs Jahre dauernde Sonderermittlung durchgesetzt, die mehr als 40 Millionen US -Dollar verbrauchte.
    Der Sonderermittler Starr ließ sich bereits vor dem Abschlussbericht von seinem Amt entbinden. Er war danach einige Jahre als Anwalt tätig und ist jetzt Dekan der Juristischen Fakultät an der privaten Pepperdine University in Kalifornien. Sie steht der freikirchlichen
Church of Christ nahe und gilt als bedeutende konservative Ausbildungsstätte, nicht zuletzt aufgrund eines sehr großzügigen Spenders, der ihr über die Jahre mehr als zwölf Millionen US -Dollar zukommen ließ. Seinen Namen haben Sie schon gehört: Er heißt Richard Mellon Scaife.

Die Suche nach der letzten Wahrheit
    Viele Verschwörungstheoretiker und ihre Anhänger suchen nicht nur eine Verschwörung – in Wirklichkeit sind sie an Höherem interessiert: Sie suchen die Wahrheit. Nicht etwa irgendeine Wahrheit, sondern die
letzte
Wahrheit, die
endgültige
Gewissheit. Unter normalen Umständen führt kein Weg dorthin, manchmal aber öffnet sich doch eine kleine Seitenpforte.
    Als man mit dem Untergang der DDR die Stasi-Archive öffnete, da wurden ihre Geheimnisse mit einem Schlag offenbar. Und als sie offenbar wurden, wurden sie banal. Nicht, dass der Stasi weniger Erkenntnisse gesammelt hätte, als man erwartete. Nein, die Erkenntnisse selbst, auf vergilbtem Papier getippt, mit Stempeln, Anmerkungen und Korrekturen versehen, waren banal. Selbst das wahrhaft Böse darin, die operativen Morde, wirkt plötzlich kleinlich und bürokratisch. Menschliche Schwächen und Gemeinheiten, gedankenlose Regimetreue, der Verrat intimer Nähe, amtliche Berichte über persönliche Gespräche, Gerüchte und böse Verleumdungen, die ganze Klaviatur menschlicher Niedertracht war zu Worten geronnen, getippt von gleichgültigen Schreibkräften auf volkseigenen Schreibmaschinen.
    Letzte Wahrheiten aber fehlten. Eine ganze Gruppe von Verschwörungstheorien verlor so ihre Existenzberechtigung. Die Stasi wusste beispielsweise nicht, wo das Bernsteinzimmer war, das deutsche Truppen 1941 aus dem Katharinenpalast gestohlen hatten. Und es fanden sich keine Unterlagen, mit denen man das sagenhafte Nazigold hätte finden können – jene Schätze, die führende
Nationalsozialisten vor dem Zusammenbruch ihres Regimes versteckt haben sollen.
    Ein echter Verschwörungstheoretiker läßt sich davon nicht beeindrucken. Er
weiß
, dass seine Theorie wahr ist. Deshalb verbringt er seine Tage damit, sie allen Skeptikern zweifelsfrei zu
beweisen
. Er
weiß
, dass hinter den verschlungenen Pfaden der Geschichte eine einfache Wahrheit stecken muss, dass die Großen der Welt nichts weiter als Marionetten sind, die an unsichtbaren Fäden hängen. So sucht er sein Leben lang nach dem Gang, der hinter die Bühne führt. Er will die Welt als Theaterdekoration entlarven und träumt davon, irgendwann die letzte Tür zu öffnen und dem großen Puppenspieler unmittelbar gegenüberzustehen.

Statt eines Epilogs
    Begegnung mit dem Herrn der Welt – eine kleine Verschwörungsgeschichte
    Es klopfte. Tock. Tock. Die schwere Tür des Hotelzimmers dämpfte den doppelten Ton und verlieh ihm den Charakter einer höflichen Anfrage. Er beschloss, nicht zu öffnen. Zwei Stunden vor seinem

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