Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
Republik und die Verachtung des werktätigen Volkes treffen.«
Der ärztliche Eid des Hippokrates, der dem berühmten griechischen Arzt Hippokrates von Kos ( 460 – 377 v. Chr) zugeschrieben wird, hat nur noch historische Bedeutung. Als der Autor dieses Buches 1981 seine Approbationsurkunde als Arzt zugeschickt bekam, lag eine gekürzte Fassung des Eides mit im Paket. Schwören musste er ihn nicht. Wenn heute die Ärzte bei Antritt ihres Berufs überhaupt einen Eid schwören, liegt ihm eher das Genfer Ärztegelöbnis von 1948 zugrunde, das auch in etwas veränderter Form die Präambeln der Berufsordnungen der deutschen Landesärztekammern schmückt. Die Bibliographie im Anhang enthält einen Internet-Link zum Wortlaut dieses Gelöbnisses.
Der Amtseid des Bundespräsidenten, des Bundeskanzlers und der Bundesminister ist im Artikel 56 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland wortwörtlich festgehalten. Diese Tatsache verdient besondere Beachtung: Nirgendwo sonst schreibt das Grundgesetz irgendwem vor, was er in einer bestimmten Situation sagen muss. An dieser einen Stelle aber verlangt es das exakte Nachsprechen einer bestimmten Formel. Warum hat das Grundgesetz, das doch nur den verfassungsmäßigen Rahmen der Gesetze bieten soll, eine so penible Regelung getroffen? Hätte es nicht gereicht, die inhaltliche Aussage vorzugeben? Hier schimmert die uralte Magie des Eides durch: Wie ein Zauber nur wirksam werden kann, wenn der Zauberspruch ohne jede Abweichung gesprochen wird, so hängt die bindende Kraft des Eides an dem genauen Wortlaut, einer besonderen Handbewegung (dem Heben der Schwurhand) oder dem Berühren eines symbolbehafteten Gegenstandes wie einer Fahne oder der Bibel.
Der Eid steht also auch nach heutiger Vorstellung unter dem besonderen Schutz irdischer und überirdischer Mächte. Entsprechend furchtbar fallen die Strafen für Meineidige oder Eidbrecher aus. Im deutschen Strafrecht der Gegenwart gilt Meineid als Verbrechen, das mit Gefängnis nicht unter einem Jahr bestraft wird. Der Richter kann aber auch wesentlich höhere Strafen von zehn oder mehr Jahren verhängen. Die meisten Staaten der Welt ahnden den Meineid ähnlich hart. In den USA bedarf es für eine Verurteilung
wegen Meineides nicht einmal eines Eidbruchs. Es reicht aus, wenn eine falsche Angabe ausdrücklich unter die Strafe des Meineids gestellt wird. So trägt das Steuerformular 1040 (Antrag auf Einkommensteuererstattung) der US -Steuerbehörde über der Unterschriftenzeile den ausdrücklichen Hinweis: »Under the penalty of perjury, I declare that … « (Bei Strafe des Meineides erkläre ich, dass … ).
Alle Strafandrohungen haben natürlich niemals verhindert, dass Menschen unter Eid lügen. So verurteilte das berühmte Londoner Strafgericht Old Bailey den prominenten Schriftsteller Jeffrey Archer im Juli des Jahres 2001 wegen Meineids zu vier Jahren Gefängnis. Er hatte im Jahre 1987 versucht, sich aus einer undurchsichtigen Affäre mit einer Prostituierten herauszulügen. Einige seiner unter Eid aufgestellten Behauptungen erwiesen sich mehr als zehn Jahre später als falsch. Nach englischem Recht verjährt Meineid nicht, und so fand sich der inzwischen zum Lord Archer Geadelte im Gefängnis wieder.
Mehr Glück hatte Silvio Berlusconi. Der ehemalige italienische Ministerpräsident lieferte sich seit 1990 unterhaltsame Scharmützel mit der italienischen Justiz. So führten drei Prozesse gegen ihn in den Jahren 1997 und 1998 zu Verurteilungen, die aber alle in der nächsten Instanz aufgehoben wurden. Bereits im Jahre 1990 , also einige Jahre früher, sah es nicht so gut für ihn aus: Damals bestätigte das Berufungsgericht eine Verurteilung wegen Meineids. Das Urteil verfiel aber wegen einer Amnestie.
Das Thema der göttlichen und irdischen Bestrafung eines Meineides findet sich auch vielfach in der Literatur wieder. Um nur ein bekanntes Beispiel herauszugreifen: In seiner Tragikomödie
Der Besuch der alten Dame
lässt Friedrich Dürrenmatt den Krämer Alfred Ill nach 45 Jahren an einem Meineid zugrunde gehen. Er hatte damals Klara Wäscher, ein junges Mädchen aus seinem Dorf, geschwängert und zwei andere Dorfbewohner zum Meineid angestiftet, damit er für das Kind nicht zahlen musste. Jetzt kommt Klara,
inzwischen eine steinreiche alte Frau, als eine Art Rachedämon ins Dorf zurück und verspricht den Einwohnern eine Milliarde Schweizer Franken, wenn sie Alfred Ill töten. So fällt sein altes Unrecht
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