Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
Jahre 1972 deckte die Journalistin Jean Heller das unmenschliche Projekt auf. Am 25 .Juli 1972 erschien ihr Artikel unter dem Titel »Syphilis-Patienten
starben unbehandelt« im
Washington Evening Star
. Alle großen Zeitungen berichteten ausführlich, und ein Aufschrei der Empörung ging durch das Land. Der Public Health Service setzte im Juli 1972 einen beratenden Ausschuss ein, der entscheiden sollte, ob die Studie ethisch zu rechtfertigen sei. Drei Monate später befand der Ausschuss die Studie für unethisch und empfahl den Abbruch. Zu diesem Zeitpunkt waren 28 Versuchsteilnehmer direkt an der Syphilis gestorben, 100 weitere an Folgekrankheiten. Sie hatten 40 ihrer Frauen angesteckt, und 19 ihrer Kinder litten an angeborener Syphilis.
Die Studie brachte keinerlei wissenschaftliche Erkenntnisse. Sie sollte anfänglich die Frage klären, ob im Spätstadium der Syphilis bei Schwarzen die Schäden am Gefäßsystem stärker ausgeprägt waren als bei Weißen, während das Nervensystem weniger angegriffen wurde. Die Frage ist jedoch belanglos, weil die Antwort keine Auswirkungen auf die Behandlung der Krankheit hat und die späte Syphilis sich bei jedem Menschen anders auswirkt. Bei einer Überprüfung erwies sich zudem, dass die Mitarbeiter die Untersuchungsprotokolle zu schlampig geführt hatten, um sichere Aussagen zu ermöglichen.
Im Jahre 1973 zog die Bürgerrechtsorganisation NAACP (National Association for the Advancement of Colored People) vor Gericht und erstritt eine Entschädigung von neun Millionen US -Dollar sowie lebenslange freie Heilfürsorge für die Opfer und ihre Familien. Zu diesem Zweck gründete die US -Regierung das Tuskegee Health Benefit Program und beauftragte die dem Gesundheitsministerium unterstellten Centers for Disease Control and Prevention ( CDC ) mit der Durchführung. Die CDC sind eine Dachorganisation mit vielen Unterorganisationen. Das Tuskegee Health Benefit Program untersteht dem National Center for HIV , STD , and TB Prevention ( NCHSTP ) des CDC – der gleichen Institution, die auch für die Aids-Bekämpfung zuständig ist.
Erst am 16 .Mai 1997 , 65 Jahre nach Beginn der Studie, entschuldigte sich Präsident Bill Clinton offiziell bei den letzten acht
überlebenden Opfern. Niemand wurde im Zusammenhang mit der Studie strafrechtlich belangt.
Kein anderes Ereignis hat das Verhältnis der Schwarzen zum Public Health Service so vergiftet wie die Tuskegee-Studie. Wie konnte es sein, dass Ärzte und Krankenschwestern das langsame Sterben ihrer Patienten lediglich aufzeichneten, ohne ihnen zu helfen? Und warum untersteht das Tuskegee Health Benefit Program ausgerechnet der Aids-Bekämpfungsorganisation des CDC ? Gerade auf diese Tatsache stützen sich die meisten Verschwörungslegenden, die Aids mit der Tuskegee-Studie in Verbindung bringen.
Die Wissenschaftlerinnen Elisabeth Klonoff und Hope Landrine von der California State University fragten im Jahre 1999 , also lange nach dem Ende der Tuskegee-Studie, 520 Schwarze in San Bernadino County in Kalifornien, ob sie dem Satz zustimmen: » HIV -Aids ist ein künstliches Virus, das die US -Bundesregierung hergestellt hat, um Schwarze zu töten und auszurotten.«
26 , 5 Prozent der Befragten stimmten der These zu und 50 , 8 Prozent lehnten sie ab. Im kühlen Licht der Logik betrachtet, ist die Idee abwegig, dass die US -Regierung das HIV -Virus zur Ausrottung der Schwarzen produziert hat. Das HIV -Virus befällt alle Rassen. Es breitete sich zunächst unter vorwiegend weißen Homosexuellen aus, bevor es die Schwarzen in den USA vergleichsweise stark traf. Die Aids-Prävention ist einfach, die Ansteckungsrate bei vorsichtigem Verhalten verschwindend gering. So sehr die Tuskegee-Studie auch empört, sie beweist keine Beteiligung einer Bundesbehörde an der absichtlichen Ausbreitung von Aids. Sie kann allenfalls einen
Analogieschluss
anstoßen, der etwa so lautet:
Eine Regierung, die Schwarzen die Behandlung einer tödlichen Krankheit verweigert, um ihr langsames Sterben zu studieren, ist auch imstande, Schwarze absichtlich mit einer tödlichen Krankheit zu infizieren, um die schwarze Bevölkerung auszurotten.
Allerdings ist ein Analogieschluss noch kein Beweis. Formal logisch schließt er aufgrund gewisser Ähnlichkeiten von einem vollständig bekannten Ausgangssystem auf die unbekannten Teile eines
unvollständig bekannten Zielsystems. Je ähnlicher die Systeme sind und je mehr darüber bekannt ist, desto sicherer wird die
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