Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
in Dallas, nicht in Houston, und nicht um 15 . 14 Uhr, sondern um 12 . 30 Uhr Ortszeit.
Dieses fiktive Bespiel enthält kaum mehr Fehler als die für wahr ausgegebenen Geschichten anderer Autoren. So berichtet Erich von Däniken von einem Bündel geheimnisvoller Landkarten, die Anfang des achtzehnten Jahrhunderts im Topkapi-Palast in Istanbul gefunden wurden und dem Admiral Piri Reis, einem Offizier der türkischen Marine, gehört haben sollen. Dieses Kartenbündel stelle exakt die Erde dar, wie sie ein Raumschiff in großer Höhe über Kairo sieht, sogar die Antarktis und die Gebirge dort seien exakt eingezeichnet, schreibt Däniken. Er sieht darin den eindeutigen Beweis, dass außerirdische Wesen den Menschen bereits vor vielen hundert Jahren Informationen zukommen ließen.
Das klingt bestechend, weist aber eine ganze Reihe von inneren Widersprüchen auf. Es kann vor der Gründung der Türkei im Jahre 1923 keine türkische Marine und keinen türkischen Admiral gegeben haben. Für ein Raumschiff über Kairo ( 30 ° nördlicher Breite) liegt die Antarktis hinter dem Horizont. Sollte also ein Südkontinent eingezeichnet sein, ist er zu weit nach Norden gerutscht und kann nicht exakt wiedergegeben sein.
Jetzt zu den Fakten: Es gibt kein Kartenbündel, sondern nur ein einzelnes Kartenfragment. Es wurde nicht im achtzehnten Jahrhundert gefunden, sondern im Jahre 1929 . Piri Reis, der Admiral der
osmanischen
Marine, hat es nicht nur besessen, sondern im Jahre 1513
gezeichnet
. Das behauptet jedenfalls eine Randnotiz auf der Karte. Die Küstenlinien sind keineswegs exakt wiedergegeben, sondern entsprechen dem Wissensstand des sechzehnten Jahrhunderts. Steven Dutch von der University of Wisconsin in Green Bay hat die Karte ins Internet gestellt und die tatsächlichen Küstenlinien nachgetragen. Die Abweichungen sind enorm. In Dänikens Buch fehlt übrigens eine Abbildung des Kartenfragments. Doch auch ohne außerirdische Beteiligung ist die Piri-Reis-Karte durchaus bemerkenswert: Wenn sie wirklich im Jahre 1513 gezeichnet wurde, zeigt sie eine der ältesten erhaltenen Darstellungen des amerikanischen Kontinents.
Ein weiteres Beispiel für täuschende Genauigkeit: Mathias Bröckers behauptet am 12 ., 14 . und 17 .Juni 2004 in einem dreiteiligen Artikel für das Online-Magazin
Telepolis
, am Morgen des 11 .September 2001 hätten Militärübungen, er nennt sie »Wargames«, stattgefunden, in denen übungshalber Flugzeuge als entführte Linienmaschinen mitgespielt hätten. Das hätte die Luft-verteidigung daran gehindert, die entführten Maschinen abzuschießen, die von islamistischen Terroristen ins World Trade Center und das Pentagon gelenkt wurden. Die Islamisten wurden, wie Bröckers weiter ausführt, »höchstwahrscheinlich« von den Initiatoren der Wargames eingeschleust, um Terroristen zu spielen. Die Ermittlung ihrer »wahren« Identitäten würde demzufolge
offenbaren, dass sie als Sündenböcke »gehijackt« wurden. Eine – vorsichtig ausgedrückt – unkonventionelle Darstellung der Ereignisse.
Als Beleg verlinkt Bröckers auf Michael Rupperts Website, dessen Newsletter
From the Wilderness
eine wichtige Quelle für eine Reihe von Mathias Bröckers’ Artikeln darstellt. Rupperts Website enthält viel Eigenwerbung, einen Shop und dutzende »sensationeller« Enthüllungsartikel. Sie befassen sich vorwiegend mit der amerikanischen Regierung und ihren Verwicklungen in die Attentate auf das World Trade Center, ihren angeblichen Öl- und Drogengeschäften und ihren Verbindungen zur israelischen Regierung. Mit Datum vom 5 .Juni 2004 schreibt Ruppert, er habe einen geheimen Tipp von »jemandem bei NORAD «, dem strategischen Luftverteidigungssystem der USA , bekommen. Am 11 .September soll, so bestätigte ihm dieser Unbekannte, ein »Wargame« stattgefunden haben mit echten Verkehrsflugzeugen als Übungsobjekten. Einen offiziellen Befehl habe es bei NORAD nicht gegeben, das wäre zu auffällig gewesen. Seine Ermittlungen seien aber noch im Gange, schreibt Ruppert weiter, und mehr könne er noch nicht sagen. Genaueres werde man in seinem neuen Buch nachlesen, das im August 2004 »sicher« erscheinen werde. Bis Februar 2006 hat er es jedoch noch immer nicht veröffentlicht. Welche Beweise liefert der Link also? Einen geheimnisvollen Informanten, einen verkaufsfördernden Hinweis auf ein noch nicht erschienenes Enthüllungsbuch – und weiter nichts. Im Übrigen steht dort keineswegs, dass die arabischen
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