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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Grüter
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europäischen Juden. Die Antisemiten triumphierten, sie hatten Juden und Freimaurer immer schon im Verdacht gehabt, die Christen heimlich vernichten zu wollen.
    Am 19 .April 1897 war dann plötzlich alles vorbei: Leo Taxil erklärte vor 400 geladenen Gästen, seine Vorwürfe seien frei erfunden und er habe nur die Leichtgläubigkeit der Katholiken ausnutzen wollen. Doch wenn er geglaubt hatte, den Unsinn damit aus der Welt geschafft zu haben, so hatte er sich getäuscht: Die Vorwürfe geisterten weiterhin durch die Welt der Verschwörungsbücher, und einige Hartgesottene verbreiteten sogar die Behauptung, Juden und Freimaurer hätten Taxil zum Widerruf gezwungen.

Der Zeichendeuter
    Seit den frühesten Zeiten der Menschheit stehen Zeichendeuter in allerhöchstem Ansehen. Aus ihren Reihen stammen Schamanen, Medizinmänner, Druiden, Priester, Propheten, heilige Männer, weise Frauen, Zauberer und Wahrsager. Sie sind Mittler zwischen Geistern, Göttern, Dämonen und Menschen. Sie lesen und deuten die Erscheinungen der Natur, erkennen den Willen der Götter aus dem Vogelflug, den Eingeweiden der Opfertiere, dem Rauch der Brandopfer. Auch Ärzte sind Zeichendeuter. Aus wenigen äußeren Anzeichen, aus den Messwerten der Blutproben, aus den geheimnisvollen Linien des EKG und den hellen und dunklen Flächen ihrer Röntgenbilder erkennen sie die Krankheiten eines Menschen. Die Zeichendeuter unter den Verschwörungstheoretikern sehen wahrhaft große, weltweite Verschwörungen und lesen aus wenigen verstreuten Zeichen die Absichten der Verschwörer.
    Erfolgreiche Zeichendeuter haben begeisterte Anhänger und entschiedene Gegner. Ihre Anhänger legen ihnen immer neue Rätsel zur Deutung vor, ihre Gegner machen keinen Hehl daraus, dass sie das ganze Gedankengebäude für unsinnig halten.
    Von den besessenen Aufklärern unterscheiden sich die Zeichendeuter durch ihre Vielseitigkeit. Sie variieren ihr Grundthema immer neu; nicht die Aufklärung einer Verschwörung ist ihr Ziel, sondern das Zusammenlegen immer neuer Mosaiksteinchen zu einem überraschenden Muster. Erich von Däniken erzeugt die Spannung in seinen Büchern durch die genaue Beschreibung von exotischen Orten, das Aufwerfen von Rätseln und die Führung des Lesers zu einer Lösung der Probleme unter außerirdischer Beteiligung. Sein Grundmuster ist ein fast religiöses Motiv: Machtvolle wohlmeinende Außerirdische haben den Menschen die Zivilisation gebracht, sie haben sie an die Hand genommen und ausgebildet – und sie verfolgen bis heute die Fortschritte ihrer Schützlinge, um ab und zu helfend einzugreifen.
    Mathias Bröckers stellt immer neue Verschwörungstheorien vor,
mit denen er die Unhaltbarkeit der Standardversion der Attentate auf das World Trade Center am 11 . 9 . 2001 belegen will. Auch er wirft ständig neue Rätsel auf, um sie dann im Rahmen seines Grundmotivs zu lösen.
    Für die Zeichendeuter gilt der alte Spruch: Der Weg ist das Ziel. Nicht der letzte Beweis einer bestimmten Verschwörung ist der Gegenstand ihrer Bücher, sondern das Aufbauen von immer neuen Konstellationen geheimnisvoller Hinweise.
    So wird der Zeichendeuter zu einer Art hohem Priester seiner Anhänger und bleibt es auch, solange er die
Deutungshoheit
behält, also seine Position als oberste Autorität der Zeichendeutung behauptet.

Der Hexenjäger
    Wheeling in West Virginia, direkt am Ohio River gelegen, ist mit seinen 30   000 Einwohnern eher eine unauffällige Kleinstadt. So muss es den Club Republikanischer Landfrauen gefreut haben, dass am 9 .Februar 1950 Joseph McCarthy, ein veritabler Senator der Vereinigten Staaten, persönlich zu ihnen sprechen wollte. Seit 1946 vertrat McCarthy den Staat Wisconsin im Senat, war bis 1950 aber relativ unbekannt geblieben. Andererseits, so werden sich die Damen gedacht haben: Was will man verlangen? Ein wirklich großer Mann hätte sich wohl nicht die Zeit genommenn, vor den Landfrauen von Wheeling zu sprechen.
    Es sollte ein denkwürdiger Abend werden, denn der Senator hatte Erstaunliches mitzuteilen. Am nächsten Tag veröffentlichte Frank Desmond in der Ortszeitung
Wheeling Intelligencer
folgenden Auszug aus seiner Rede:
»Ich habe hier in meiner Hand eine Liste von 205 Namen, die dem Außenminister als Mitglieder der Kommunistischen Partei bekannt waren und die trotzdem noch im Außenministerium arbeiten und seine Politik gestalten.«
    Die Landfrauen hatten keinen Grund, McCarthy nicht zu glauben.
Der Senator wirkte durchaus ehrlich und

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