Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
Sprenger war Prior des Kölner Konvents und Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Köln. Er war zwar vom Papst zum Inquisitor ernannt, aber als Hexenjäger war er nie aufgefallen. In seinem Orden und unter deutschen Theologen genoss er einen hervorragenden Ruf. Seine Co-Autorenschaft
wider Willen scheint ihm nicht gefallen zu haben, jedenfalls ging er später mehrfach gegen Kramer vor.
Kramer fälschte auch ein positives Gutachten der theologischen Fakultät der Universität Köln und stellte es seinem Buch voran. Trotzdem durfte der
Hexenhammer
kaum auf eine große Verbreitung hoffen. Kramer hatte das Buch in umständlichem, schwer lesbarem Latein geschrieben und damit den Leserkreis auf Theologen und Juristen beschränkt. Um Platz zu sparen, setzte der Drucker den Text ohne Absätze. Das machte den Druck billiger, erschwerte aber das Lesen. Zudem strotzte der Text vor Fehlern und war verwirrend unlogisch aufgebaut.
Wider Erwarten aber wurde das Buch praktisch sofort ein Erfolg. Von 1486 (dem Jahr der Erstauflage) bis 1523 erschienen 13 Auflagen, bis 1669 waren es etwa dreißig. Dabei enthielt der
Hexenhammer
bis auf die grotesken Beschuldigungen gegen Frauen nichts wirklich Neues. Den größten Teil des Inhalts hatte Kramer entweder aus eigenen älteren Schriften übernommen oder von anderen Autoren abgeschrieben. Wie aber lässt sich dieser außerordentliche Erfolg erklären? Zum einen setzte Kramer für die Verbreitung seines Buches auf die damals modernste Technik: den rund 40 Jahre vorher erfundenen Buchdruck. Wer vor der Erfindung des Buchdrucks ein Buch kaufen wollte, musste oft jahrelang darauf warten und sehr viel Geld mitbringen. Jedes Buch wurde auf Bestellung in einem Skriptorium in teurer Handarbeit abgeschrieben. Der Buchdruck sorgte dafür, dass Bücher sehr schnell und für einen Bruchteil des bisherigen Preises lieferbar waren. Die Kosten für die Vervielfältigung fielen aber gleich am Anfang an. Jeder Autor musste sich überlegen, ob er genug Bücher verkaufen konnte, um die Druckkosten einzuspielen und eventuell Geld zu verdienen. Kramer ging dieses Risiko ein. Der
Hexenhammer
war die erste und für einige Jahre die einzige gedruckte Dämonologie und ließ sich auch deshalb gut verkaufen.
Zum anderen fand Kramer genau den Ton, der damals ankam. Immer mehr Menschen machten sich Sorgen um eine geheimnisvolle
Hexensekte, die angeblich die Christenheit zu unterwandern begonnen hatte. Viele Menschen der Frühen Neuzeit trieb die Furcht um, dass die Hexen eine Weltverschwörung vorbereitet hatten, die mit Hilfe des Teufels das Christentum und die christlichen Herrscher vernichten wollte. Der
Hexenhammer
bot ihnen zum ersten Mal eine theologische Begründung der Hexenverfolgung, eine Anleitung zum Erkennen von Hexen, kirchlich anerkannte Mittel zum Schutz vor Zauberei und Empfehlungen zur Prozessführung. Er war also eine Art umfassendes Handbuch für ambitionierte Hexenverfolger und solche, die es werden wollten. Viele Gelehrte erkannten durchaus, dass Kramers Argumentation keiner Logik standhielt und eher auf einer persönlichen Besessenheit beruhte. Die berüchtigte spanische Inquisition beispielsweise prüfte den
Hexenhammer
und erklärte ihn für ungeeignet. Aber viel zu viele Menschen, darunter Theologen, Rechtsgelehrte, Landesherren und Richter, benutzten das Buch als Anleitung für Hexenprozesse. Wie groß der Einfluss des
Hexenhammers
wirklich war, lässt sich heute kaum feststellen. Das Buch erschien für die erste Welle der Hexenprozesse zu spät. Es hat aber die Abläufe der späteren Gerichtsverfahren mitbestimmt. Ob es entscheidend dazu beigetragen hat, dass von den Hexenverbrennungen in Deutschland hauptsächlich Frauen betroffen wurden, lässt sich nicht nachweisen, es wäre aber möglich.
Heinrich Kramer jagte nach der Veröffentlichung seines Buches weiterhin mit aller Verbissenheit Ketzer und Hexen. Am 2 .Oktober 1491 schrieb er in einem Brief, dass durch seinen Einsatz bereits mehr als 200 Hexen aufgespürt und hingerichtet worden seien. Sein Co-Autor wider Willen Jakob Sprenger war in der Hierarchie des Dominikanerordens inzwischen genügend weit aufgestiegen, um gegen Heinrich Kramer wirksam vorgehen zu können. Kramer floh nach Salzburg. Doch Sprenger erwirkte ein Mandat des Ordensgenerals, das Kramer schließlich zwang, seine Predigerstelle dort aufzugeben. Selbst nach Sprengers Tod scheint man Kramer in der deutschen Provinz des Dominikanerordens nicht
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