Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
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Im Laufe des Jahres 1973 stellte sich heraus, dass Richard Nixon nicht nur den Watergate-Einbruch, sondern eine ganze Reihe weiterer illegaler Aktionen angestoßen oder gutgeheißen hatte. Im Mai 1974 beschloss der Kongress, ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten einzuleiten. Nixon trat am 8 .August 1974 als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zurück, um seiner Absetzung zuvorzukommen.
Knapp zwei Jahre später, am 18 .Juni 1976 , starb Martha Mitchell in einem Washingtoner Krankenhaus an Knochenmarkkrebs. Ihr geschiedener Mann und ihre Tochter weigerten sich bis zum Schluss, sie zu besuchen, erkundigten sich aber bei den Ärzten immer wieder, wie es ihr ging.
Im Jahre 1975 wurde John Mitchell für seine Verbrechen im Zusammenhang mit der Watergate-Affäre zu 2 ½ bis 8 Jahren Gefängnis verurteilt. Von 1977 bis 1979 verbrachte er 19 Monate im Gefängnis und wurde dann auf Bewährung entlassen.
Richard Nixon entging einer Anklage. Sein Nachfolger im Amt, Gerald Ford, unterschrieb am 8 .September 1974 einen Erlass, mit
dem er den ehemaligen Präsidenten von jeder Strafverfolgung im Zusammenhang mit der Watergate-Affäre ausnahm.
Martha Mitchells Vorwürfe gegen Richard Nixon waren, entgegen der Ansicht vieler Journalisten und Politiker, keine Anzeichen einer Geisteskrankheit, sondern entsprachen der Wahrheit. Martha Mitchell litt nicht unter Wahnideen, sondern hatte auf ihre ganz besondere Art intuitiv die richtigen Schlüsse gezogen.
Seit Ende der achtziger Jahre nennt man die Fehldiagnose einer rational begründeten Überzeugung als Wahnidee deshalb den
Martha-Mitchell-Effekt.
7 : Der heimliche Kampf um die Macht
Verschwörungen und Verschwörungstheorien als Elemente staatlicher Macht
Wissen Sie, warum Sie verhaftet worden sind?« Mit dieser Frage pflegten in der Zeit der großen Säuberung in der Ud SSR die Untersuchungsbeamten der politischen Polizei ihr Verhör zu eröffnen. Die meisten Gefangenen verneinten, ohnehin zu erschüttert, um einen klaren Gedanken zu fassen. »Nun, dann nennen Sie mir die Hypothese, die Sie sich für den Grund Ihrer Verhaftung aufgestellt haben«, fuhr der Untersuchungsbeamte fort. Damit brachte er den Gefangenen in ein Dilemma. Sollte er eine Antwort verweigern? Damit würde er eine feindliche Haltung gegenüber der Politischen Polizei und natürlich gegenüber der Partei zeigen. Was sollte er also sagen? Jetzt begann der Untersuchungsbeamte, Andeutungen zu machen. Man habe erfahren, dass es in dem Werk, in dem er arbeite, ein Sabotagekomplott gegeben habe. Der Fünfjahresplan sei hintertrieben worden. Ob der Gefangene vielleicht davon wusste? Vielleicht sagte der Untersuchungsbeamte auch, dass
gewisse Anzeichen
darauf hindeuteten, dass es in der Umgebung des Häftlings eine Verschwörung gegen die Spitze der Partei gegeben habe. Ob er denn gar nichts davon mitbekommen habe?
In den Spätzeiten der großen Säuberung, also in den Jahren 1937 und 1938 , konnten erfahrene Gefangene in den völlig überfüllten Zellen den Neulingen bereits vor dem ersten Verhör erzählen, was die Verhörspezialisten erwarteten, welches Verbrechen oder Komplott sie gestehen mussten, um der schlimmsten Behandlung zu entgehen. Wer nicht gestand, musste mit Folter rechnen. Man ließ ihn über Wochen stundenlang in einer engen Zelle unbeweglich auf einer Stelle stehen, bis seine Füße unförmig anschwollen, man verprügelte ihn, ließ ihn mehrere Nächte hintereinander nicht
schlafen oder verweigerte ihm die Nahrung. Die Untersuchungsbeamten waren auf Geständnisse angewiesen, denn es gab keine Indizien, keine Beweismittel und keine verwertbaren Zeugenaussagen. Dennoch gab es ein Soll, das erfüllt werden musste. Ein Soll an Verhaftungen, ein Soll an Verurteilungen, ein Soll an Erschießungen. Wenn ein Untersuchungsbeamter nicht fleißig genug Geständnisse erpresste, fand er sich sehr schnell unter den Gefangenen wieder. Der große Terror war eine Industrie, die Geständnisse herstellte. Er erzeugte ein Paralleluniversum von Verschwörungen und Mordkomplotten, das mit der wirklichen Welt nichts gemeinsam hatte.
Die unmittelbare Vorgeschichte der großen Säuberungen begann 1933 . Stalins eiserner Zugriff auf das Land und die Partei begann sich zu lockern. Der erste Fünfjahresplan war gescheitert. Die Zwangskollektivierung sowie die Deportationen und Erschießungen der Kulaken, der selbstständigen Bauern, hatte das Land 1932 / 33 in eine Hungersnot
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