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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Grüter
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antisemitischen Verschwörungstheorien der Nazis bestanden aus den Anschuldigungen und Legenden der vergangenen zehn Jahrhunderte, vermischt mit der Wahnidee von der Überlegenheit der arischen Rasse und einem vulgär heruntergebrochenen Sozialdarwinismus. Sicherlich haben ihnen die Agitatoren der katholischen Kirche aber wichtige Stichworte geliefert und den fatalen Eindruck erweckt, als könne die Entrechtung, Vertreibung und Ermordung der Juden mit der Zustimmung oder wenigstens der Duldung der katholischen Kirche rechnen.
    Noch im Januar 1933 , kurz vor Hitlers Machtergreifung, schrieb
der Linzer Bischof Gföllner in einem Hirtenbrief:
»Das entartete Judentum im Bunde mit der Freimaurerei ist auch vorwiegend Träger des mammonistischen Hochkapitalismus und vorwiegend Gründer und Apostel des Sozialismus und Kommunismus, des Vorboten und Schrittmachers des Bolschewismus.«
    Die furchtbaren Massenmorde der Nationalsozialisten an den europäischen Juden drängten die antisemitischen Verschwörungstheorien nach dem Zweiten Weltkrieg für mehrere Jahrzehnte an die äußersten Ränder des politischen Spektrums ab. Sie hatten in dieser Zeit glücklicherweise keine Auswirkungen auf die Politik.

Vorwürfe gegen Freimaurer
    Freimaurer sind kein Volk und auch keine Religionsgemeinschaft. Die Freimaurerei ist eine internationale Bruderschaft, zu deren Grundsätzen die Toleranz und die Achtung der Menschenwürde gehören. Die Logen haben keine feste internationale Organisation und können sehr unterschiedlich ausgerichtet sein. Sie entstanden aus den mittelalterlichen Bauhütten, den Bruderschaften der Baumeister an den großen Kirchenbauten. Damals kannte man noch keine Trennung in Architekten, Statiker und Bauunternehmer. Die Baumeister planten die Gebäude, rechneten (oder schätzten) die Statik und überwachten die Bauausführung. Sie achteten eifersüchtig darauf, die Geheimnisse ihrer Handwerkskunst gegenüber Außenstehenden zu wahren; eine damals übliche und notwendige Vorsichtsmaßnahme. Weil die Maurer und Baumeister von einer Dombaustelle zur anderen wanderten, entwickelten sie geheime Erkennungszeichen, um sicher zu sein, dass ein neuer Mitarbeiter auf einer Baustelle wirklich Mitglied ihrer Bruderschaft war. In England nannte man ihre Zusammenschlüsse
Lodges
, zu deutsch
Logen
.
    Im siebzehnten Jahrhundert öffneten sich die englischen und
schottischen Maurerlogen auch für Außenstehende und verloren den Charakter einer Handwerkerinnung. Warum sollten aber gerade reiche Bürgerliche, neugierige Adelige oder interessierte Intellektuelle Mitglieder von Maurerlogen werden? Schon damals umgab die Logen eine Aura des Geheimnisvollen. Man munkelte von uralten Geheimnissen der Baukunst und anderen verborgenen Weisheiten. Außerdem ging das Gerücht, die Maurerlogen seien ein Hort der Brüderlichkeit und Toleranz jenseits von Religionsstreitigkeiten und Standesschranken. Das war für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich, und viele Bürgerliche und Adelige traten in die Logen ein, um genau diesen Prinzipien zu folgen. Obwohl es keine Berufsgeheimnisse mehr zu verteidigen galt, mussten die Freimaurer dennoch bei ihrer Aufnahme in die Loge den Eid schwören, die Geheimnisse der Freimaurerei zu bewahren und weder mündlich noch schriftlich zu verraten. Die Eidesformel enthielt am Schluss eine barock ausgemalte Strafandrohung.
    Die Geheimhaltung provozierte sehr schnell allerlei Gerüchte. Bereits in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts gab es reichlich antifreimaurerische Pamphlete. So genannte Verräterschriften veröffentlichten die geheimen Rituale und machten die Freimaurerei dadurch noch interessanter. Die gefährlichsten und wirkungsvollsten Verleumdungen kamen aber von einer ganz anderen Seite – und werfen ein grelles Schlaglicht auf die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts.
    Am 24 .Juni 1717 schlossen sich in London vier Logen zur ersten Großloge zusammen. Dieses Datum gilt im Allgemeinen als Anfang der weltumspannenden Freimaurerei. Im Jahre 1723 verfasste der presbytische Geistliche James Anderson eine Zusammenstellung der so genannten
Alten Pflichten
, ein Dokument über die Pflichten der Freimaurer untereinander und gegenüber ihren Mitmenschen. Zur Religion stand dort unter anderem:
» … heute jedoch hält man es für ratsamer, sie [die Freimaurer] nur zu der Religion zu verpflichten, in der alle Menschen übereinstimmen, und jedem

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