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Freiwild Mann

Freiwild Mann

Titel: Freiwild Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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sind. Es sind nicht genug Frauen da, um sie zu bewohnen. Und, verdammt noch mal, wir wollen nicht so viele Frauen, daß all die Städte bewohnt wären. Wir müssen Anglia, dem grünen, angenehmen Land, die Chance geben, wie eine Dichterin einst sagte. Ich habe mich mal ziemlich intensiv für alte Geschichte interessiert, Rura. Weißt du, daß es einmal fünfzehn Millionen Bodenautos auf dieser Insel gegeben hat? Und alle haben sie Kohlenmonoxyd und Blei ausgespuckt. Die Hälfte der Bevölkerung hatte Lungenkrankheiten. Das ist es, was die Männer erreicht haben … In zwanzig Minuten sind wir im Herz des Peak-Distrikts. Wir machen ein Picknick auf dem Gipfel des Mam Tor. An klaren Tagen kannst du von da aus die Irische See sehen.“
    „Aber warum Derby?“ bohrte Rura weiter. „Warum nicht Leicester?“
    „Wo zur Hölle soll ich das denn her wissen?“ Kayt war irritiert. „Vielleicht gibt es in Leicester besseres Trinkwasser. Vielleicht haben sie die Schweine eher von dort vertrieben. Vielleicht waren die Frauen besser organisiert … Jetzt hör mir mal zu. Wir sind gerade durch die Gegend gefahren, die früher das industrielle Zentrum von England war – Coventry, Birmingham, Nottingham, Derby. Vor vier Jahrhunderten haben die Männer jeden Freitag ihre Lohntüte bekommen. Dann sind sie nach Hause gegangen und haben ihre Frauen gebumst. Anschließend gingen sie in die Wirtschaft und ließen sich voll laufen. Dann kehrten sie zurück und bumsten ihre Frauen noch ein bißchen. Am Samstag dann dieselbe Vorstellung. Am Sonntag faulenzten die Männer im Bett, während die Frauen arbeiteten und auf die Kinder aufpaßten. Viele Frauen hatten vier oder fünf Kinder. Mit dreißig Jahren waren sie alt, mir vierzig hinfällig, mit fünfzig kaputt. Den Männern machte das nichts aus. Sie konnten sich immer wieder andere Frauen besorgen.“
    Kayt sah sich genötigt, das Frauto anzuhalten. Rura mußte sich übergeben.
     

10
     
    Das Schloß von Carlisle, der Standort des Grenzregiments, stand südlich des Flusses Eden. Es stand dort seit über tausend Jahren und hatte Veränderungen, Vergrößerungen, Angriffe, Zerstörungen und Umwandlungen über sich ergehen lassen müssen. Einst war es ein römischer Kavalleriestützpunkt gewesen, dann eine Festung der Sachsen. Im elften Jahrhundert hatte ihm William Rufus die Dauerhaftigkeit von Stein gegeben. Es war ein vernarbter Veteran der Grenzkriege. Maria Stuart, die Königin von Schottland, war als Gast gekommen und als Gefangene geblieben. Anfang des neunzehnten Jahrhunderts wurde es zu drei Vierteln abgerissen. Einhundert Jahre später wurde es renoviert und als Hauptquartier des Regiments der Schweine – des alten Grenzregiments – benutzt, das im Ersten Weltkrieg sechzehn Bataillone gestellt hatte, deren Blut in Frankreich, Flandern, Mazedonien und Gallipoli vergossen worden war. Am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts waren die alten Grenzer tot. Und zwei Jahrhunderte später, nach dem dunklen Zeitalter, wurde das neue Grenzregiment geboren – ein Regiment der Frauen. Oder – wie sie sich stolz selber nannten – das Riesen-Regiment. Eine Elite, die sich der Vernichtung der Männer verschrieben hatte.
    Das Schloß von Carlisle hatte all dies gesehen, hatte all dies überstanden. Noch immer gab es Steine, die William Rufus gelegt hatte. Doch den Grundstein des restaurierten Ausbaues hatte Curie Milford gelegt. Kayt und Rura kamen am späten Nachmittag an. Die Nachmittagssonne beschien das Schloß und gab dem älteren Teil – der jetzt nichts anderes mehr war als ein Museum – ein märchenhaftes Ansehen; sie badete den neueren Ausbau in ein Licht, das die Betonblocks aussehen ließ wie verwitterten Stein. Kayt war vorher schon einmal in Carlisle gewesen und kannte die Anlage sowie viele der Offiziere. Zur Anmeldung brachte sie Rura zur Adjutantin, Sharl Martell, einer alten Freundin.
    „Kayt! Lang haben wir keinen mehr gehoben. Wie geht’s?“
    Sie küßten sich und rieben sich verspielt gegenseitig an den Brüsten.
    „Sharl! Das mit dem Trinken holen wir heute nacht nach. Ich habe dir eine Spitzenfrau mitgebracht: Rura Alexandra.“
    Sharl schaute Rura bewundernd an. „Der silberne Nippel, sehe ich. Du mußt gut sein.“
    „Glück“, sagte Rura. „Reines Glück.“
    „Das hat auch die Dritte Kompanie“, sagte die Adjutantin. „Die haben letzte Woche zwei verloren. Ihr werdet mehr als willkommen sein.“
    „Wie läuft’s so?“, fragte Kayt.
    „Es gibt viel

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