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Freiwild Mann

Freiwild Mann

Titel: Freiwild Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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„Du wirst es mir schon sagen, liebe Kayt. Du wirst es mir schon sagen.“
    „Zum Grenzregiment!“ sagte Kayt triumphierend. „Zum Grenzregiment. Und was hältst du davon?“ „Sagenhaft“, sagte Rura mechanisch. „In Ordnung, Baby. Komm ins Bett. Ich will dich.“
     
     

9
     
    Kayt und Rura gingen zusammen nach Carlisle. Von London aus waren es beinahe fünfhundert Kilometer – mit dem Frauto war das leicht in einem halben Tag zu schaffen. Es bestand jedoch kein Grund zur Eile. Zwei volle Tage blieben ihnen, ehe sie sich beim Kommandant des Grenzregiments melden mußten. Sie ließen sich Zeit für die Reise. Kayt war meistens am Steuer. Sie hatten geplant, bei schönem Wetter – und das Wetter war schön – den Peak-Distrikt und den Lake-Distrikt zu besuchen.
    Früher einmal, vor langer Zeit – vor einem Monat hatte Rura sehr wenig von Shit, Alkohol und Tabak, den allgemein verbreiteten Betäubungsmitteln, gehalten. Noch immer hielt sie sich von Haschisch und Tabak fern – aber sie hatte angefangen, den Alkohol als Stütze zu benutzen. Er war besser als Betäubungsmittel und Schlaftabletten. Freundlicher. Sie war deshalb zufrieden, als Kayt das Steuer übernahm und auch meistens allein redete. Der Whisky machte das, was sie sagte, interessanter. Der Whisky löschte für kurze Zeit die Erinnerungen in Rura, die sie für immer behalten würde.
    Der Sommer blieb weiterhin schön. Ganz Anglia, so schien es, war in Sonnenlicht getaucht; und es war angenehm, in dem Frauto durch das Land zu streifen, ohne töten zu müssen, ohne irgend etwas tun zu müssen … außer sich zurückzulehnen, sich zu entspannen, versuchen zu vergessen.
    Auf dem Weg besuchten sie verschiedene Geisterstädte. Es war romantisch, in Geisterstädten herumzuforschen, auf die Stimmen der Toten zu horchen, den Wind flüstern zu hören. Einst hatten die Britischen Inseln ungefähr siebzig Millionen Menschen beherbergt, damals vor dem dunklen Zeitalter. Jetzt lebten in der Republik Anglia drei Millionen Frauen. Vielleicht waren noch dreißigtausend Schweine verstreut im Hochland am Leben. Aber diese wurden phänomenal schnell vernichtet, und der letzte Mann – Curie Milford hatte es gesagt – würde in absehbarer Zukunft sterben.
    Rura schauderte. Diese Lösung schien so endgültig zu sein. Der letzte Mann würde sterben. Männer waren Tiere, Schweine. Aber war es wirklich richtig, sie völlig zu vernichten? Sollten sie nicht in Zoos oder Reservaten am Leben gehalten werden? Sollten ihnen nicht vielleicht sogar die Säue, ihre Ferkel zugestanden werden? Könnte es ihnen nicht gestattet werden, sich – natürlich nur begrenzt – fortzupflanzen? Es wäre ein Dienst an der Frauheit. Künftige Generationen könnten ihr Verhalten studieren – als ein abschreckendes Beispiel.
    „Ich bin nicht der Meinung, daß wir alle Männer vernichten sollten“, erklärte Rura, nachdem sie die Geisterstadt Derby hinter sich gelassen hatten und während der Alkohol durch ihre Adern pulsierte wie ein dünner Feuerstrom.
    „Leibhaftige Gebärmutter!“ explodierte Kayt. „Das ist es, wozu du ausgebildet worden bist. Zwei Jahre lang hast du dich auf die Kunst spezialisiert, Männer zu töten. Und jetzt sagst du: Laßt sie leben!“
    „Das habe ich nicht gesagt.“
    „Baby, wenn jemand anders als ich das gehört hätte, dann würden sie denken, daß du das gesagt hättest.“
    „Müssen wir sie alle ausrotten?“
    „Wenn wir es nicht mit ihnen tun, dann versuchen sie dasselbe mit uns.“
    „Es sind doch zu wenige. Es sind nicht genug.“
    „Es könnten genug sein“, sagte Kayt dunkel. „Schneller als du denkst, könnten es genug sein. Sie haben unangenehme Angewohnheiten.“
    „Wir könnten sie in Reservationen ansiedeln.“
    Kayt lachte. „Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer … Jetzt mal im Ernst, Schätzchen. Fang nicht an, diese absonderlichen Meinungen zu äußern, wenn wir nach Carlisle kommen. Im Grenzregiment hat man ein ausgeprägtes Traditionsbewußtsein.“
    Rura trank noch etwas Whisky. „Warum ist Derby eine Geisterstadt geworden?“ Die verfallenen Gebäude hatten etwas Trauriges ausgestrahlt. Traurig war es auch, Büsche und Bäume durch die moosbedeckten Asphaltstraßen brechen zu sehen, auf denen einst ein endloser Strom antiken Verkehrs zu jeder Tageszeit seine monotone Musik von sich gegeben hatte.
    Kayt zuckte mit den Schultern. „Aus demselben Grund, aus dem vier Fünftel aller Städte Geisterstädte geworden

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