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Freiwild Mann

Freiwild Mann

Titel: Freiwild Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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Sohle waren Spikes. Die Spikes schnitten ihr ins Fleisch. Sie schaute entlang der zerrissenen Hosen und des heidefarbenen Hemdes auf ein perspektivisch grotesk verkürztes Gesicht. Das faltige, bärtige Gesicht schien direkt hinter den Beinen zu beginnen. Es war das Gesicht eines Mannes, des Zerstörers, des absoluten Schweins.
    Er drehte seinen Stiefel. Rura stöhnte. Sie starrte dumm auf ihre Brust, als dünne Blutströme hervortraten und sich mit dem Regen mischten.
    „Kannst du das Frauto steuern?“
    „Ja“, brachte sie heraus. „Ja.“
    Der Fuß wurde weggenommen. „Dann wirst du das verdammt gut tun, Höllenhure. Jetzt reiß dich zusammen und zieh deine Kleider an. Man könnte fast meinen, du kämst von einer Orgie.“
    Wieder Gelächter.
    Langsam und schmerzerfüllt stand Rura auf. Niemand half ihr. Etwas Klebriges lief an ihren Beinen herunter. Sie versuchte, nicht daran zu denken, sich nicht vorzustellen, was das war. Sie kniete jetzt. Nackt. Sie schaute die Männer an, die sie anschauten.
    Eigenartig. Sie konnten ihren Blick erwidern. Aber sie den ihren nicht. Noch nie war Nacktheit so beschämend gewesen. Jemand gab ihr die Kleidung. Vorne war sie zerrissen. Aber der verdammte silberne Nippel war noch an seinem Platz. Sie zog das Hemd nicht an. Sie wickelte es um ihren Körper und versuchte aufzustehen. Sie fiel hin.
    Gejohle war die Antwort.
    Sie fiel auf ihr Gesicht, und jemand trat ihr nicht zu fest in den Po.
    „Nichts mehr davon“, sagte eine Stimme. „Was übrig ist, bewahren wir auf. Wir müssen das, was übrig ist, für das Urteil aufbewahren.“
    Sie spürte Hände auf ihren Schultern und schreckte zurück. Die Hände packten sanft und fest zu. Sie halfen ihr auf die Beine. Sie halfen ihr, die nassen Kleider anzuziehen, den Schlamm vom Gesicht zu wischen. Sie traute sich nicht, dem Mann, der ihr half, ins Gesicht zu sehen. Sie hatte Angst vor dem, was sie sehen würde.
    „Du fährst das Frauto, Höllenhure. Du machst jetzt eine große Reise. Du siehst jetzt unseren Herrn.“
    Sie wurde zum Frauto geschleppt, in den Fahrersitz gestoßen. Zwei Männer setzten sich hinter sie. In ihrem Nacken spürte sie den Lauf eines Lasergewehrs.
    „Greif nicht nach dem Radio“, sagte eine Stimme. „Wir würden das gar nicht mögen. Selbstverständlich würden wir dich nicht töten. Nur anrösten. Du verstehst?“
    Sie zitterte und fröstelte. Zitterte vor Angst und fröstelte vor Kälte.
    „Ich bin nicht in einem Zustand, dieses Ding zu steuern“, sagte sie verzweifelt. „Könnt ihr das nicht sehen? Ich kann noch nicht einmal den verdammten Knüppel halten.“
    „Wir wollen auch nicht, daß du einen Unfall baust“, fuhr die Stimme fort. „Wir würden dich dann trotzdem noch ausdörren, unter anderem. Aber wie dem auch sei, wir sind vernünftige Männer – manchmal. Nimm einen Schluck davon. Laß es wirken, bis es im Blut ist, es wird dir helfen. Dann fahren wir los.“
    Sie reichten ihr eine kleine Flasche. Es war ihr egal, was darin war. Dankbar nahm sie einen Schluck. Sie trank etwas mehr, schluckte, als würde sie Wasser trinken. Schließlich begannen ihre Gliedmaßen zu prickeln; aber das Zittern und Frösteln hörte auf.
    „Eine Sache darf ich nicht tun“, sagte sich Rura, „nämlich denken. Denken hat mich kaputtgemacht. Wo auch immer ich hingehe, was auch immer ich tue, alles, was ich vor mir habe, ist der Tod. Deshalb: aufhören zu denken.“
    „Jetzt, Frau Vernichterin, ist keine Zeit mehr zu verlieren. Heb ab und fahr am Loch entlang. Ich navigiere für dich. Aber falls es dir etwas hilft – wir fahren nach Tobermory auf der Insel Mull. Das ist ein ungastlicher Ort, Mull. Es gibt nichts zu holen auf dieser Insel, nichts, was die Aufmerksamkeit deines verdammten blutigen Regiments verdient. Deshalb hat sie der Herr ausgewählt. Mull ist wahrscheinlich das Ende deines Wegs, Höllenhure. Versuche, dort ohne verbrannte Brüste hinzukommen.“
    Gehorsam hob Rura das Frauto an und schwenkte auf Loch Lomond zu. Der Himmel wurde dunkler, der Regen schwerer. Der Schirm wischte die Regentropfen weg; aber die Sicht war schlecht und das Wasser bewegt.
    „Ich könnte den Auftrieb abschalten“, dachte Rura. „Das wäre das Ende. Mein Körper in den Wassern des Lochs gereinigt und die Knochen dieser beiden Schweine gebleicht neben meinen.“ Sie schauderte, schaltete den Auftrieb jedoch nicht ab. Vielleicht suchte sie unbewußt einen grausameren Tod, eine schrecklichere

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