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Freiwild Mann

Freiwild Mann

Titel: Freiwild Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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versuchte, nicht an die Lasergewehre auf dem Rücksitz zu denken. „Zum Glück haben wir etwas Schönes, an das wir uns erinnern können.“
    „Ja, wir haben Glück. Es gibt ein paar Stunden, von denen wir sagen können: Da waren wir wirklich glücklich.“
    Die grün bewachsene Straße durch Glen Coe führte zum Loch Linnhe und zur See. Die Wellen brachen an der Felsküste, golden in der untergehenden Sonne.
    Der Sund von Mull war wenig mehr als dreißig Kilometer entfernt. Rura landete nahe dem Meeresufer. „Ich will durchatmen“, sagte sie. „Ich will den salzigen Meerwind schmecken. Hast du was dagegen?“
    „Es macht auch mir Freude, den salzigen Meerwind zu schmecken.“
    Für eine Weile standen sie an der Küste, schauten nach Westen, atmeten tief ein, beobachteten, wie die Sonne sich in einen roten Ball verwandelte, der bald hinter dem Rand der Welt verschwinden würde.
    Rura zitterte. „Bald sind die Sterne draußen. Ich liebe es, die Sterne zu betrachten, aber sie machen mir Angst. Ich fühle mich in ihrer Gegenwart so klein.“
    Diarmid lachte, legte seinen Arm um sie. „Was sind wir doch für ein eigenartiges Paar … Komm, wir müssen nach Tobermory zurück. Meine Leute waren schon zu lange dort, und morgen müssen wir weg. Ich bin ein schlechter General. Ich vernachlässige meine Pflichten. Ich vergesse, daß Sicherheit in der Beweglichkeit liegt.“
    „Wird es immer so sein? Immer auf der Flucht von Ort zu Ort, niemals Zeit, sich irgendwo zu Hause zu fühlen?“
    „In unserem Leben wird es immer so sein, Rura. Wir sind die Heimatlosen. Wir vertreten die verlorenste Sache, die es in dieser Welt jemals gegeben hat. Deine Leute – tut mir leid, es sind ja nicht mehr deine Leute die herrschsüchtigen Frauen, werden sich mit nichts anderem als der Ausrottung zufriedengeben. Und wir geben uns mit nichts anderem als Gleichheit für Männer zufrieden … Wirklich eine verlorene Sache.“
    „Mir ist kalt“, sagte Rura. „Komm, wir kehren zurück nach Tobermory. Dort können wir uns zumindest vor dem Holzfeuer umarmen … wie geht es deinem Arm?“
    „Du hast ihn gesehen. Die Muskeln funktionieren noch. Er hat dich ausgehalten.“
    „Ich bin eine Närrin. Ich hätte dich ruhen lassen sollen.“
    „Wir sind beide Narren, und wir beide werden bald genug ruhen. Ich bin froh, daß mein Arm noch schmerzt. Es ist ein Beweis, daß ich noch am Leben bin … Alsdann, nach Tobermory. Und morgen ziehen wir von dort weg.“
    Sie kehrten zum Frauto zurück. Rura kreuzte zum dem Meer zugewandten Ende von Loch Linnhe, an der Insel Lismore vorbei und dann nach Nordwesten in den Sund von Mull.
    Sie wußten, daß etwas nicht in Ordnung war, bevor sie Tobermory erreicht hatten. In schweifenden Säulen stieg Rauch von der Insel auf. Zwei zerstörte Frautos waren auf der Insel. Zwei zerstörte Frautos und die Stille des Todes. Und der Geruch von Verbranntem.
    Zwischen den Leichen flogen und flatterten die Seevögel. Die Grenzer waren gekommen und wieder weggefahren, obwohl einige geblieben waren. Die Grenzer waren gekommen und gegangen und hatten auf Mull nichts Lebendes hinterlassen.
    Diarmids Leute waren mit den Waffen in der Hand gestorben, Armbrust, Bogen, Lasergewehre, Dolche, Schleudern. Sogar die Kinder hatten gekämpft. Aber die angreifende Macht war zu stark gewesen. Außer den Seevögeln lebte in Tobermory nichts mehr.
    „Nun denn“, sagte Diarmid ruhig. „Ich bin nicht nur ein schlechter General, sondern auch noch ein General ohne Truppen.“
    „Wie hättest du das ahnen sollen?“ verlangte Rura zu wissen.
    Diarmid zuckte mit den Schultern. „Andere in Schottland haben gewußt, daß ich meine Leute zeitweilig nach Mull verfrachtet hatte. Einer von denen muß gefangen und zum Reden überredet worden sein. Es ist schon vorher passiert. Ich war ein Narr, meine Leute so lange an einem Ort zu belassen. Aber wir haben die Rast gebraucht, und ich dachte … ich dachte …“ Er schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. „Durch meine Dummheit habe ich sie umgebracht. Seit Flora und Ewan umgekommen sind, habe ich nicht mehr klar gedacht. Ich bin ein Narr.“
    Rura versuchte, ihn zu beruhigen. „Du darfst dir nicht die Schuld geben. Wir leben im Zeitalter der Dummheit. Wir alle sind …“
    „Wem sonst soll ich die Schuld geben?“ schrie er. „Wem sonst als dem Mann, der sich die Führung anmaßt?“
    „Vielleicht war es ein Zufall? Eine Routinepatrouille könnte doch …“
    „Das war keine

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