Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
zerriss. Er musste es ernst meinen mit ihr, wenn er sie an Weihnachten mit nach Hause zu seiner Familie nahm. Ich schloss die Augen, um nicht loszuweinen, und versuchte, den Kloß in meiner Kehle herunterzuschlucken. »Das ist schön.« Ich klang nicht besonders überzeugend, also versuchte ich es anders. »Hast du es ihnen schon gesagt?«
»Noch nicht, mach ich aber bald.« Er seufzte. »Mom würde es mir nie verzeihen, wenn ich ihr nicht rechtzeitig Bescheid sagen würde, damit sie alles auf Hochglanz polieren kann.«
Irgendwie gelang es mir zuzuhören, während er mir von seinen Plänen für die Weihnachtstage erzählte. Ich hyperventilierte nicht und zeigte ihm auch sonst nicht, dass etwas mit mir nicht stimmte, aber ich war vollkommen am Boden zerstört. Die Hoffnung, dass er sich jemals in mich verlieben könnte, war endgültig zerschmettert. Mein Schicksal als alte Jungfer war besiegelt.
Ich war erleichtert, als er in meine Einfahrt fuhr. Er begleitete mich zur Tür. Ich versuchte, ihn anzusehen, aber es tat einfach zuweh. Ich konzentrierte mich darauf, die Tür aufzuschließen. »Danke für den Abend, Brian. Ich werde ihn nie vergessen.« Das war eine Untertreibung. Seine Worte waren auf ewig in mein Gehirn eingebrannt.
»Gern geschehen, Emma.« Kein Küsschen auf die Wange wie sonst. Keine Umarmung. Nichts. Er drehte sich einfach um und verschwand in der Dunkelheit.
Ohne ein weiteres Wort schloss ich die Tür und verriegelte sie. Dann ging ich schnurstracks ins Schlafzimmer und ließ die Luft aus Cary raus, der es sich in meinem Lesesessel bequem gemacht hatte, bevor ich ihn außer Sichtweite in den Schrank stopfte. Ich konnte ihn nicht mehr sehen.
Ich ging zur Kommode und holte Brians Sweatshirt heraus. Ich hatte es ihm noch immer nicht zurückgegeben. Ich ging damit in die Waschküche und legte es beiseite, während ich das Kurzwäscheprogramm der Waschmaschine einstellte. Ich füllte Waschpulver ein und nahm das Sweatshirt in die Hand. Ein letztes Mal vergrub ich mein Gesicht darin und atmete den Duft ein, der noch daran haftete. Ich zwang mich, die Finger zu lösen, die das Sweatshirt umklammert hielten, ließ es fallen und schlug die Waschmaschinentür zu.
Nun konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Schluchzend glitt ich auf den Boden, bis ich spürte, dass sich Gefühllosigkeit wie ein Panzer allmählich um mein Herz legte. Als sich das Waschprogamm mit einem Klicken abschaltete, war ich ruhig. Mit steifen Gliedmaßen stand ich auf und legte das Sweatshirt in den Trockner. Ich würde es ihm morgen wiedergeben.
Ich ließ Michelangelo aus dem Garten herein und zog mich aus. Dann ging ich ins Bad und nahm zwei Schlaftabletten. Sie ließen mich immer in einen traumlosen Schlaf sinken, und heute Abend wollte ich vergessen. Ich wollte schlafen und der Realität meines gebrochenen Herzens entkommen. Ich fiel ins Bett und irgendwann umgab mich die barmherzige Dunkelheit, aus der ich erst erwachte, als das Telefon am nächsten Morgen läutete.
»Hallo?« Meine Stimme klang ebenso leblos, wie ich mich fühlte.
»Emma? Ist alles in Ordnung? Warum bist du noch nicht hier?« Es war Mutter.
»Wo ist hier?«, murmelte ich.
»In der Kirche. Es ist nach elf.«
Ich sah auf meine Uhr. Es war fünf nach, um es genau zu sagen. Mein innerer Wecker hatte mich wieder einmal im Stich gelassen. Am Abend zuvor hatte ich überhaupt nicht an den Gottesdienst gedacht, aber selbst wenn ich es getan hätte, wäre ich nicht hingegangen. Ich konnte es nicht ertragen, Brian und Delilah zu sehen und zu wissen, was er vorhatte. Noch nicht. Erst musste der Panzer um mein Herz noch ein bisschen dicker werden.
»Emma, bist du noch da?«
»Tut mir leid, Mutter. Mir geht es heute Morgen nicht gut.« Noch eine Untertreibung.
»Was ist los?«
»Mir tut alles weh und mein Magen spielt verrückt.« Das war sogar wahr.
»Nun, du klingst jedenfalls schrecklich.«
»Danke.«
»Schlaf weiter. Ich sehe später nach dir.« Sie legte auf.
Ich ging wieder ins Bett, schlief aber nicht ein. Ich war deprimiert und blies Trübsal, und das gefiel mir überhaupt nicht. Einige Zeit später klingelte es und ich zog meinen Morgenrock an, um aufzumachen. Als ich die Tür öffnete, standen da die beiden Menschen, die ich im Moment am allerwenigsten sehen wollte.
»Wie fühlst du dich?«, fragte Brian besorgt.
»Gut.« Ich klang wie ein Roboter. Ich bat sie nicht herein.
»Du siehst aus, als ginge es dir richtig schlecht«, meinte
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