Freizeichen
sowies o generel l da s Gefühl , ic h hätt e irgendwa s angestellt . Das wa r scho n imme r so . Seh e ic h nu r au s de r Fern e einen uniformierte n Menschen , bekomm e ic h scho n einen Gesichtsausdruck , wi e i h n nu r Fraue n haben , di e eine Viertelstunde zuvor durch ruckartiges Bremsen vor dem Schaufenster einer Gucc i - Boutique , i n de r Schuh e u m fünfzig Prozen t runtergesetz t waren , ein e Massenkarambolage verursach t haben . Ic h seh e schuldi g aus , selbs t wen n ic h gar nicht schuldig bin. Nicht auszudenken, wie ich aussähe, wenn ic h tatsächlic h wa s z u verheimliche n hätte!
3 . Ausgeglichenheit
E s gib t Menschen , vorzugsweis e Männer , di e tu n imme r so, al s se i nichts . Da s sin d die , dere n Stimmunge n nahezu unbeeinflussbar si n d von äußeren Einwirkungen. Das sind die, mi t dene n ma n regelmäßi g unergiebig e Dialog e führt.
«Jetz t fre u dic h doc h mal.»
«Ic h fre u mic h doch.»
«Da s merk t ma n di r abe r nich t an . Gefäll t di r da s Rasier - Set nicht?»
«Doch , sehr.»
«Ich kann es auch u mtauschen , wen n d u willst.»
«Waru m denn ? Ic h hab e doc h gesagt , das s e s mi r gefällt.»
«Un d waru m freus t d u dic h dan n nicht?»
Be n zu m Beispie l wär e de r perfekt e Fremdgeher . Nichts w ürd e ic h ih m anmerken , ga r nichts . De r könnt e gerad e v on seine r Hochz e i t komme n ode r ein e halb e Stund e z uvor die Nabelschnur seines ersten Kindes durchtrennt h abe n - au f mich würde er wirken, als habe er einen besonders langweiligen Tag i m Bür o hinte r sich.
Ic h bi n d a anders . Freude , Trauer , Wut , Angst , Glück : Jede Stimmun g wir d be i mi r durc h entsprechende s Verhalten dokumentiert. Sogar meine Haare sind ein Spiegel meiner seelische n Verfassung . Wen n e s mi r gu t geht , sehe n sie hauchdün n un d fieseli g aus . Wen n e s mi r schlech t geht, verliere n si e zusätzlic h noc h ihre n Glanz . E s ha t einfac h keinen Sinn , auc h nu r de n Versuc h z u unternehmen , mic h z u verstellen.
Ben sieht mir ja schon an, ob ich gut oder schlecht gegessen habe , wen n ic h vo n eine r Verabredun g nac h Haus e komme . Und manchmal , e s is t scho n fas t unheimlich , wei ß e r aufgr u nd meine r Stimmung , welche s Vide o ic h kur z zuvo r angeschaut habe.
«Ach , Belle , is t wa s passier t ode r has t d u nu r wieder ‹Magnolie n au s Stahl › gesehen?»
Oder : «Na , Liebes , waru m s o betrübt ? D u weiß t doch , dass Spiderma n sic h gege n di e Lieb e entscheide n muss . Sons t könnte e s j a kein e Fortsetzun g geben.»
Un d manchma l - wen n mi r langweili g is t un d ic h deswegen schlecht e Laun e hab e un d Benn i au f di e Nerve n falle , wei l der i n Ruh e lese n möchte , ic h abe r all e dre i Minuten Aufmerksamkeit beanspruche und rufe: «Benn niiii , guc k mal, mi r fall t gerad e ei n Ar m ab! » - sag t er : «Las s mic h mi t deiner schlechte n Laun e i n Ruhe . Ge h in s Wohnzimmer , ‹Shrek› gucken.»
Und das mache ich, und dann geht's mir auch wieder besser. Ac h ja , mei n Benn i kenn t mic h wirklic h gut . Eventuel l z u gut.
4 . Lus t a n Gefah r un d a n Verbotenem
Da s is t etwas , wa s mi r völli g abgeht . Ic h mus s nicht s Illegales tun , blo ß u m mic h lebendi g z u fühlen . Wen n ic h ei n Verbrechen begehe , dan n grundsätzlic h au s Versehen . S o wi e letztens , als ic h ers t z u Haus e bemerkte , das s ic h noc h di e Sonnenbrill e trug, di e ic h bei m Optike r ausprobier t hatte . Natürlic h hab e ic h sie zurückgebrach t vielleich t auc h dadurc h motiviert , das s ich mein e eigen e Brill e un d auc h noc h mein e Handtasch e liegen gelasse n hatte.
Gefah r halt e ic h i n erste r Lini e fü r gefahrlic h un d nich t für stimulierend . Nenn t mic h altmodisch , abe r ic h hab e bi s heute meinen Geschlechtsverkehr lieber im Bett als im Bordklo einer russische n Tupolev , di e wege n Spritmangel s au f de m vereisten Flughafe n vo n Novosibi r s k notlande n muss . Auc h die Vorstellung, beim Sex erwischt zu werden, reizt mich überhaupt nicht . Ic h hab e e s einma l unvorsichtigerweis e i n eine m Bett gemacht, über dem ein Deckenspiegel hing. Seither weiß ich nur z u genau , wi e unvorteilhaf t ei n weibliche r Körper in gewissen Positione n aussehe n kann . E s wunder t mic h eigentlich , das s ich nac h diese m phobische n Erlebni s überhaup t jemal s wiede r Sex hatte . Abe r au f Zuschaue r kan n ic h dabe i wirklic h
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