Freizeichen
mi r dan n etwa s weniger deplatzier t vorkommen.
Ic h hatt e Sonj a au s de n Auge n verlore n un d verbracht e die nächste Stunde damit, nach so vielen Cocktails wie möglich zu greifen , all e zeh n Minute n Sonja s Hand y hervorzuwühle n und mi t offene m Mun d Männer n hinterherzustarren , di e s o g ut aussahen , das s e s scho n nich t meh r schö n war.
Ein e älter e Dam e musst e mein e bewundernde n Blicke bemerk t haben.
«Dumm wie Bohnenstroh sind die alle. Ich muss es wissen, denn ich leite die Modelagentur, die sie eingeladen hat. Den da hinte n mi t de n schult erlange n Haare n hab e ic h bei m Casting spaßeshalbe r gefragt , we r zurzei t Bundeskanzle r ist . Zehn Minute n lan g behauptet e er , e s läg e ih m au f de r Zunge.»
Di e Dam e gin g weiter , un d ic h wa r irgendwi e erleichtert . Ich mag es, wenn sich Vorurteile auf so angene h m e Weise bestätigen. Wobei ich mich selber auch nicht gerade als außerordentlich gebildet bezeichnen würde - ich denke, in etwa meine r Figu r entsprechend : wede r allz u üppi g noc h allz u mager.
Allmählic h wa r ic h genügen d angeheitert , u m di e ganze Veranstalt u n g mi t eine r gewisse n Gelassenhei t übe r mich ergehe n z u lassen . Ja , langsa m ka m ic h soga r richti g in Stimmun g un d wagte , eine n vorbeigehende n Mann anzusprechen.
«Sind Sie schwul? Sie sind einfach viel zu schön, um wahr zu sein.»
De r Her r lächelt e gequält . Sein e Freundin , s o schmal , das s ich si e übersehe n hatte , lächelt e überhaup t nicht . Wa s fü r ein lustiges Fest! Wo wohl Sonja steckte? Nach vier Cocktails fühlt e ic h mic h selbstbewuss t genug , e s mi t ih r aufzunehmen. Ic h würd e si e zu r Red e stellen . Hie r un d j etzt . Ic h würd e si e in einen der riesigen Obstkörbe schubsen, würde ihr befehlen, meine n Freun d i n Ruh e z u lassen , würd e au f mein e inneren Wert e un d au f meine n großen , abe r feste n Hinter n verweisen un d schließlic h mi t voluminöse r Gest e ih r Hand y i n meinen Cub a Libr e falle n lassen . Entschlosse n bracht e ic h mein e Brüste i n Stellun g un d marschiert e los.
Sonj a lehnt e a n eine m Pfeiler . Ic h nähert e mic h ih r von hinten . Eine r Todeskrall e gleic h legt e ic h mein e Han d au f ihre Schulter.
«Sonja , ic h wil l di r jetz t en d lich...»
Si e dreht e sic h z u mi r u m - un d sa h au s wi e ein e Irre : fiebrige Augen, glühende Wangen, aufgelöste Frisur. Ich erkannte die Symptom e sofort.
«Annabel! » Si e fie l mi r i n di e Arme.
«Ic h bi n verliihiihiebt!»
De r Alkoho l i n meine m Blu t verdunstet e schl agartig. Ich war komplet t nüchtern.
«Was ? I n we n denn?»
«Siehs t d u de n Type n d a drüben? » Wi e ei n kleine s Mädchen winkte sie einem Mann zu, der an der Bar stand und selbstverständlich nicht zurückwinkte. Gute Männer winken nicht , da s is t bewiesen.
«We r is t das?»
«Da s is t Henning . E r is t Architek t i n Berlin . Ic h hab e ihn gerad e kenne n gelern t un d wei ß genau , das s e r de r Man n meines Leben s ist . Is t da s nich t unglaublich ? Kanns t d u mich verstehen?»
Ic h betrachtet e Hennin g geringschätzig . Wa s ha t er , wa s mein B e nn i nich t hatte ? Ic h wa r nich t begeistert , wi e mein Schnuffelhas e s o mi r nicht s di r nicht s vo n diese r flatterhaften Parfü m - Put e abservier t wurde.
«Un d wa s is t mi t deine m Superbenni?»
«Super wer? Vergiss ihn! Der ist wie nicht gewesen! Henning is t herrlich . Ic h sag e dir , diese r Man n is t mei n Mann ! Kenns t du da s Gefühl?»
Wa s sollt e ic h daz u sagen ? Etwa : «Ja , auc h ic h wa r einstmals glücklich , bevo r d u spiddelig e Schlamp e di r meine n Freund unte r de n Nage l gerisse n hast , u m ih n dan n be i erstbester Gelegenhei t w e ge n eine s andere n sitze n z u lassen!»
Ic h schwie g liebe r verbitter t un d beobachtet e Henning , der mi t zwe i Gläser n i n de r Han d au f un s zusteuerte . Sa h nicht schlech t aus , de r Mann , das s musst e ic h zugeben . Gra u melierte Schläfen , kantige s Gesicht . Abe r pffh , was sagt schon das Aussehe n übe r eine n Mensche n aus ? Hennin g reicht e un s die Gläse r un d macht e ein e winzig e Verbeugung.
«Gute n Abend , ic h bi n Hennin g Malik . E s is t mi r ein e Freude, Si e kenne n z u lernen.»
Sonj a kichert e verzückt , al s hätt e si e nich t meh r a ll e Tassen i m Schrank.
«Gute n Abend , ic h bi n Annabe l Leonhard . Bi s vo r zwei Minute n wa
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