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Freizeichen

Freizeichen

Titel: Freizeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kuerthy
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r dies e Fra u d a noc h schar f au f meine n Freund. Passe n Si e gu t auf , worau f Si e sic h einlassen . Un d Ih r gutes Benehmen können Sie sich übrigens in den Arsch schieben», dach t e ic h un d sagte : «Hallo.»
    Ic h hab e mic h i n meine m ganze n Lebe n noc h ni e so überflüssi g gefühl t wi e i n de n folgende n Minuten . Sonj a und Hennin g bemühte n sic h nich t mal , mic h i n ih r Gespräch einzubeziehen. Vielleicht waren sie auch nicht in der Lage dazu. S i e schiene n völli g entrückt . Hie r ware n offenba r Urgewalten am Werk. Sie hing an seinen Lippen, er an ihren Brüsten. Na, so sol l e s sein . Ers t al s ic h vernehmlic h sagte : «Ic h geh e jetzt», schenkt e ma n mi r fü r Sekunde n ei n Minimu m an Aufmerksamkeit.
    «Wi e be dauerlich», murmelte Henning scheinheilig. Sonja legte mir die Arme um die Schultern und flüsterte: «Wir werden jetz t auc h verschwinden . Hennin g wohn t i n eine m Hote l hier gan z i n de r Nähe . D u bis t doc h nich t sauer , oder ? D u könntest doc h mi t eine r de r Lim o usine n vo n ‹Lancaster › in s ‹Mardavall› zurückfahre n un d i n meine m Zimme r schlafen . Ic h bi n ganz sicher , das s ic h e s heut e Nach t nich t brauche . Morge n treffen wi r un s dan n all e zu m Frühstück , un d ic h werd e euc h vo n der unglaublichsten Nacht erzählen, die i c h je erlebt haben werde. Einverstanden?»
    Ic h nickt e benommen.
    «Mmmmh , klar.»
    Sonj a drückt e mi r eine n KUS S au f de n Mund.
    «Oh , klasse , d u bis t ei n Schatz ! Wünsc h mi r Glück.»
    Al s Sonj a Ar m i n Ar m mi t Superhennin g Richtun g Ausgang ging , rieselte n plötzlic h ta u send e Rosenblätte r au f ihr e Köpfe, und aus den Lautsprechern schmetterte «Freude schöner Götterfunken» . Kei n Zweifel , di e Parfü m - Präsentation hatte begonnen. Und kein Zweifel, dass Henning und Sonja noch ihren Enkelkindern von diesem Moment erzählen würde n , in de m ihr e Lieb e s o glamourö s begann . Ic h beneidet e sie . Ich hasst e sie . Ic h hasst e mich . Dre i Minute n späte r sa ß ic h i n einer Limousin e un d ruiniert e mi r mei n Makeup.
     
    Im Hotel bestelle ich nun fast schon aus alter Gewohnheit ein e Flasch e Champagne r u n d leg e Sonja s Hand y nebe n mich aufs Bett. Wegen diesem Henning hat sie das Ding völlig vergessen . Ic h mus s zugeben , das s ic h komplet t ratlo s bin. Nichts , wa s auc h nu r i m Entfernteste n vergleichba r wäre , habe ic h j e erlebt . Abe r ic h wei ß genau , jed e Fra u i n meine r Lage würd e sic h genaus o fühle n wi e ich , nämlic h wi e ein übergewichtiges , erbarmungswürdige s Nichts . Mei n Freun d ist verlieb t i n ein e Frau , di e ih n nich t meh r liebt ! Wen n e r ih r nun ein e SM S schickt , das s e r di e Verabredun g fü r Sonntag annimmt ? Wa s für eine Blamage! Für ihn und damit auch für mich . Ic h wil l keine n Mann , de r mic h nu r will , wei l ih n die , die e r wirklic h will , nich t habe n will . Un d ic h wil l natürlic h schon gar keinen Mann, den keine andere will. Verflucht, wäre ich doch nie auf diese I n se l gekommen.
    Den Champagner trinke ich direkt aus der Flasche. Und ich denke , das s e s keine n Unterschie d macht , o b ma n sic h bei Champagner schlecht fühlt oder bei Holste n - Bier . Un d nu r weil man die Vorhänge per Tastendruck schließen k ann , einen Fernsehe r übe r de r Badewanne , Meerblic k un d ein e echte Eiderdaunendecke hat, ist der Liebeskummer nicht erträglicher. Ic h wünsch e mir , ic h wär e wiede r z u Hause . Be i meinen Stofftieren und bei meinem Benni. Ach, wenn doch bloß alles nich t geschehe n wäre . Wen n ic h ni e Frisch gelesen und eine Fettwaag e gekauf t hätt e un d ni e einunddreißi g geworde n wäre. Dan n wär e vielleich t noc h alle s s o gut , wi e e s imme r war . Aber da s fall t mi r z u spä t auf.
    Und dann pupst Sonjas Handy. Aber es ist nur Ikmas, der seiner anbetungswürdigen Kollegin eine angenehme Nacht wünscht . Da s kan n doc h alle s nich t Warstein!
     
    «Vo n welche r Seit e seh e ic h erotische r aus?»
    E s triff t di e Sach e woh l gan z gut , wen n ic h sage , das s ic h zu diesem Zeitpunkt wie ein müder Mops aussehe. Verquollen, fahl , faltig , schlecht gelaunt. Irgendwann bin ich wohl, an meine Champagnerflasch e gekuschelt , eingeschlafen . Jetz t steh e ich vor einem überwältigenden Frühstücksbüfett und habe keinen Hunger . Da s is t mi r noc h ni e passiert . Normalerweis e fühl e ich

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