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Freizeichen

Freizeichen

Titel: Freizeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kuerthy
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gegange n ist. Ode r si e habe n gan z schlimme n Reithosenspec k a n de n Hüften ode r abnormal e Hautfalte n a m Hals . Ode r si e h a be n zwei giftgrüne Muttermale auf dem Rücken, die unentwegt im Kanon singe n «He , ho , span n de n Wage n an».
    Dies e Fraue n schäme n sic h s o wahnsinnig , das s si e nichts Bessere s z u tu n haben , al s sic h ihr e Klamotte n vo m entstellten Körpe r z u reiße n un d ihr e Make l i m Fernsehe n vo r vier Millione n Zuschauer n z u exponieren . Da s versteh e ic h einfach nicht . Ic h meine , we r is t den n froh , wen n e r morgen s a n der Käsetheke angesprochen wird: «Hey, sind Sie nicht die Frau, die sic h gester n au f RT L sech s Kil o Eigenfet t au s d en Oberschenkel n i n di e Brüst e ha t spritze n lassen!? » Mir persönlic h wär e da s unangenehm.
     
    Robi n häl t e s fü r nötig , Märe n vo r mi r z u warnen.
    «Stell a heiß t übrigen s ga r nich t Stella . Abe r si e erzähl t sehr spannende Geschichten.»
    «Wi e jetzt , Geschichten?»
    Mä re n schau t mic h begriffsstutzi g an , wi e mein e Om a Gabi, al s si e bemerkte , das s ih r Gebis s in s Kaminfeue r gefalle n war.
    «Di e Ide e is t vo n mir . Da s is t s o ei n alte s Spiel , da s ic h gerne mache.»
    Nu n bi n ic h verdutzt.
    «Wie jetzt, altes Spiel? Das ist ein Hobby vo n dir ? Wi e viele Stella s hattes t d u den n schon?»
    Ic h bi n pikiert , da s mus s ic h scho n sagen . Irgendwi e hatt e ich gedacht , das s mein e spektakulä r kreativ e Ausstrahlun g bei Robi n dies e besonder e Eingebun g hervorgerufe n hätte . Un d jetzt stell t sic h heraus , das s e r da s of t macht . Wahrscheinlic h immer dann , wen n e r jemande n kenne n lernt , de r s o aussieht , al s würde e r ei n langweilige s Lebe n führen.
    Abe r Robi n schein t sic h überhaup t nich t ertapp t z u fühlen . Er lach t vo r sic h hi n un d zupf t mi r scho n wiede r a m Oh r läppchen.
    «D u bis t di e einzig e Stell a i n meine m Leben . Un d ic h kann di r sagen , das s sic h noc h nieman d s o vie l Müh e gegebe n hat, erfunden e Geschichte n wah r aussehe n z u lassen.»
    «Si e heiße n ga r nich t Stella?»
    Märe n schein t langsa m z u begreifen , wa s sic h abe r nicht vorteilhaf t au f ihre n Gesichtsausdruc k auswirkt.
    «Nein , si e heiß t nich t Stella , wohn t nich t i n eine r Vill a i n Gala Llamp, und ich habe keine Ahnung, was sie wirklich in den letzten Tagen gemacht hat. Mir hat sie erzählt, dass sie eine Übernachtun g i m ‹Mardavall › gewonne n ha t un d au f einer Parfü m - Part y i n Palm a war.»
    «Abe r dan n weiß t d u j a ga r nicht , we r si e wirklic h ist.»
    Märe n schein t di e Faszination , di e diese s Spie l habe n soll, ebenso wenig zu begreifen wie ich. Zumindest ein sympathische r Zu g a n ihr.
    «Schon richtig, aber was sie gerne wäre, sagt ebenso viel über si e au s wi e das , wa s si e wirklic h ist.»
    Ic h brauch e einig e Sekunden , u m z u merken , das s diese r Satz gu t klingt , abe r inhaltlic h einige s z u wünsche n übri g lässt . Was wil l de r Jung e den n bitt e schö n au s meine n Träume n deuten, wen n e r noc h nich t ma l meine n Name n kennt?
    «Und was sagen deiner Meinung nach meine Geschichten übe r mic h aus ? Wa s habe n di r di e letzte n Tag e übe r mich verraten?»
    Robi n schau t grübeln d auf s Meer . Plötzlic h find e ic h e s d och gan z schö n schmeichelhaft , das s e r sic h s o viel e Gedanken macht . Fas t tu t e s mi r Leid , das s e r sic h solch e Müh e mi t der Interpretatio n meine r angebliche n Sehnsücht e gibt . E s is t ein seltsame s Gefühl , wen n ma n sic h dafü r schämt , das s ma n nicht geloge n h at.
    «Di e Geschichten , di e d u di r ausdenkst , sin d nich t völlig absurd. Theoretisch könnte das alles so passiert sein. Das spricht dafür , das s d u i m Grund e ziemlic h zufriede n mi t di r bist . Selbst wen n d u di e Möglichkei t hättest , würdes t d u nich t dei n ganzes Lebe n au f de n Kop f stellen . Wen n ic h dic h frage , o b d u morgen mi t mi r vie r Woche n a n di e Algarv e kommst , würdes t du ablehnen , fürcht e ich . E s geh t di r nich t schlecht , d u has t keinen Leidensdruck . D u wills t ei n bissche n wa s erleben , abe r nich t zu viel . D u e rfindes t ein e reich e Tante , d u machs t dic h nich t selber reich . D u gewinns t ein e Nach t i m Luxushotel , d u könntes t a uch behaupten , e s würd e di r gehören . D u wills t angeblich herausfinden, ob

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