Fremd fischen
könnte.
Dex wirft seinen Schläger ins Gras unter einem Baum.«Ich gehe duschen», sagt er und geht zum Haus.
« Er ist sauer», stellt Darcy mit einem atemberaubenden Gespür für das Offenkundige fest. Natürlich glaubt sie, es geht um das Spiel.«Dex kann nicht gut verlieren.»
« Ja. Er ist manchmal ein großes Kind», sagt Hillary verachtungsvoll.
Ich stelle (mit Befriedigung?, Hoffnung?, Überlegenheit?) fest, dass Darcy Dex mit keinem Wort verteidigt. Wenn er mir gehörte – ich würde etwas sagen. Allerdings – wenn er mir gehörte, wäre Hillary gar nicht erst so erbarmungslos gewesen.
Ich werfe ihr einen gemessenen Blick zu, der ihr sagt: « Es reicht. »
Sie zuckt die Achseln, lässt sich ins Gras fallen und kratzt sich an einem Mückenstich am Fußknöchel, bis er blutet. Sie wischt das Blut mit einem Grasbüschel weg und schaut zu mir auf.
« Na?», sagt sie trotzig.
An diesem Abend ist Dexter beim Essen so still, dass er fast mürrisch wirkt. Ich weiß nicht, ob er wütend auf
Hillary ist – oder auf mich, weil ich es ihr erzählt habe. Er ignoriert uns beide. Hillary ignoriert ihn ebenfalls, von gelegentlichen spitzen Bemerkungen abgesehen, während ich lahme Versuche unternehme, mit ihm zu plaudern.
« Was nimmst du?», frage ich ihn, als er die Speisekarte überfliegt.
Er sieht mich nicht an.«Ich weiß es noch nicht.»
« Was sagt man dazu?», brummt Hillary.«Bestell dir doch einfach zwei Mahlzeiten.»
Julian drückt ihre Schulter und wirft mir einen entschuldigenden Blick zu.
Dex wendet sich Marcus zu, und es gelingt ihm, während des ganzen Essens jedes Gespräch und jeden Blickkontakt mit mir und Hillary zu vermeiden. Mich packt die Sorge. Bist du wütend? Bist du wütend? Bist du wütend? , denke ich und würge mit Mühe meinen Schwertfisch herunter. Bitte sei nicht wütend. Ich bin verzweifelt und werde durchdrehen, wenn ich nicht mit Dex reden kann. Ich muss für die Zeit, die uns noch bleibt, reine Luft machen. Ich will nicht, dass es in Missstimmung endet.
Im«Talkhouse»sind Dex und ich dann endlich allein. Ich will mich gerade für Hillary entschuldigen, als er sich mit blitzenden Augen zu mir umdreht.«Warum zum Teufel musstest du es ihr erzählen?», zischt er.
Ich bin nicht konfliktgeübt, und seine Feindseligkeit schüchtert mich ein. Ich schaue ihn verständnislos an und tue verwirrt. Soll ich mich entschuldigen? Soll ich es ihm erklären? Ich weiß, dass wir uns unausgesprochen zum Schweigen verpflichtet haben, aber ich musste doch jemanden einweihen.
« Hillary. Du hast es ihr erzählt.»Er streicht sich eine
Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich sehe, dass er noch besser aussieht, wenn er wütend ist – sein Kinn ist irgendwie kantiger.
Ich dränge diese Beobachtung beiseite, und in mir rastet etwas aus. Wie kann er es wagen, wütend auf mich zu sein! Ich habe nichts Böses getan! Wieso bin ich diejenige, die jetzt Panik schiebt und sich verzweifelt wünscht, dass er ihr verzeiht?«Ich kann immer noch jedem erzählen, was ich will«, sage ich, und überrascht höre ich, wie hart meine Stimme klingt.
« Sag ihr, sie soll sich da raushalten.»
« Sich wo raushalten, Dex? Aus unserer verkorksten Beziehung?»
Er guckt erst erschrocken. Dann gekränkt. Sehr gut.
« Sie ist nicht verkorkst», sagt er.«Das trifft auf die Situation zu, aber nicht auf unsere Beziehung.»
« Du bist verlobt , Dexter.»Meine Empörung kocht über und wird zu Wut.«Das kannst du nicht von unserer Beziehung trennen.»
« Ich weiß. Ich bin noch verlobt … aber du hast was mit Marcus angefangen.»
« Was? », frage ich entgeistert.
« Du hast ihn geküsst. Im ‹Aubette›.»
Ich kann nicht glauben, was ich da höre – er ist verlobt und meckert über einen bedeutungslosen kleinen Kuss! Flüchtig frage ich mich, seit wann er es weiß und warum er bis jetzt nichts gesagt hat, und ich unterdrücke den Impuls, zerknirscht zu sein.
« Ja, ich hab Marcus geküsst. Ist das ein Grund zur Aufregung?»
« Für mich ist es ein Grund zur Aufregung.»Sein Gesicht ist so nah, dass ich den Alkohol in seinem Atem riechen kann.«Ich will das nicht. Tu’s nicht nochmal.»
« Sag du mir nicht, was ich tun soll», flüstere ich erbost.
Tränen der Wut brennen mir in den Augen.«Ich sag dir auch nicht, was du tun sollst … Aber weißt du, was? Vielleicht sollte ich dir ein paar Vorschriften machen … Wir wär’s damit – heirate Darcy. Mir ist’s egal.»
Ich lasse ihn stehen und glaube
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